Nordwestlich der Hauptstadt San José liegt in der Provinz Alajuela der kleine Ort La Fortuna de San Carlo, kurz La Fortuna genannt. Das Stadtgebiet ist 229,7 km² groß und liegt durchschnittlich in 253 m Höhe. Aufgrund ihrer Nähe zu verschiedenen attraktiven Ausflugszielen ist diese Ortschaft bei Reisenden beliebt. Wegen der sehr guten Verkehrsanbindung und vieler schöner Unterkünfte in unterschiedlichen Preiskategorien von Jugendherbergen bis zu luxuriösen Spa-Anlagen ist sie ein perfekter Ausgangspunkt für abwechslungsreiche Exkursionen. Gut zu erreichen sind zum Beispiel die Wasserfälle im Umland der Stadt, der Arenal-Stausee, der Arenal-Nationalpark mit seinem Feuerberg, die Venada-Höhlen und das Ecocentro Danaus. Tagestouren können von La Fortuna aus ebenfalls unternommen werden, etwa zum Naturschutzgebiet Caño Negro.

Wer nach La Fortuna kommt und dort ein idyllisches, natürlich gewachsenes Stadtbild erwartet, könnte allerdings ein wenig enttäuscht werden. Die Straßen sind schnurgerade und scheinen mit wie mit einem Lineal auf einem Reißbrett gezogen worden zu sein. Der Tourismus steht in dem Ort merklich im Vordergrund. Unterkünfte sowie etliche Souvenirgeschäfte und Schnellimbisse und Cantinas sind sowohl entlang der Hauptstraße als auch in den Nebenstraßen in großer Zahl vorhanden.

La Fortuna bietet ideale Möglichkeiten, allerlei Dinge für den täglichen Bedarf zu kaufen. Es gibt dort eine Bäckerei und mehrere Supermärkte sowie kleinere Pulperías, also die mittelamerikanische Version der in Deutschland nahezu ausgestorbenen Tante-Emma-Läden. Banken, Apotheken und ein Ärztezentrum sind in der Stadt ebenso zu finden. Vor allem rund um den in der Nähe der katholischen St.-John-Bosco-Kirche gelegenen Park gilt abends bei den Einheimischen: sehen und gesehen werden. In den kühlen Abendstunden spielt sich das Leben der Einheimischen, Ticos genannt, in den Straßen und Cantinas rund um den Parque Central ab.

Durchläuft der Arenal gerade eine seiner aktiven Phasen und speit er Lava, möchten viele Reisende dieses Naturschauspiel gern mit eigenen Augen sehen. Wer im Dunkeln einen Blick auf diese Lavaströme erhaschen möchte, ist in La Fortuna allerdings nicht unbedingt richtig aufgehoben. Der Ort liegt zwar in Sichtweite des Vulkans, aber man schaut sozusagen auf die falsche Seite des Feuerbergs. An seiner östlichen Flanke, die man von La Fortuna aus überblicken kann, fließen in aller Regel keine Lavaströme herab. Einige Kilometer westlich von La Fortuna liegt das Dorf La Palma, in dessen Umkreis sich etliche Hotels befinden, die eine freie Sicht auf die Lavaflüsse bieten sollen – aber natürlich nur, sofern der Vulkan nicht in Wolken gehüllt ist und sich in einer aktiven Phase befindet. Bei Palma gibt es heiße Quellen, an denen findige Geschäftsleute exklusive Badehäuser und recht teure Hotels errichtet haben. In den gewissermaßen natürlich beheizten Pools lässt sich der Vulkanismus der Region hautnah erleben.

Ist der Vulkan gerade nicht allzu ruhig, steigen oft mächtige Rauchsäulen aus seinem Krater empor und rot glühende Lava bahnt sich den Weg aus dem Berg. Wer das Glück hat, den Gipfel des Arenal nachts einmal nicht in Wolken gehüllt vorzufinden, kann diese Lavaflüsse im Dunkeln gut sehen. Während meiner Costa-Rica-Reise im Jahr 2004 ist der Arenal zwar aktiv gewesen, aber ich habe sein bemerkenswertes Naturschauspiel leider nicht genießen können. Der Gipfel des Vulkans war abends und nachts in dichte Wolken gehüllt. Lediglich das Grollen der Explosionen sowie das Poltern der die Hänge hinab stürzenden Gesteinsbrocken habe ich hören können. Obwohl sie sicher nicht mit dem Anblick der Lavaströme vergleichbar ist, war es doch eine für mein Empfinden sehr beeindruckende Erfahrung, zumal das Rumpeln der Erde nicht nur zu hören, sondern im ganzen Körper zu spüren war.