Kennzeichnend für den Arenal-Nationalpark – auf Englisch Arenal Volcano National Park – ist seine überaus beeindruckende Landschaft. Er ist 12.124 Hektar groß und wurde im Jahr 1991 gegründet, um einerseits die fantastische Natur rund um den Feuerberg zu erhalten und andererseits die Menschen vor dem Vulkan zu schützen. Weil in Costa Rica der Naturschutz einen sehr hohen Stellenwert hat, wurde dieses Schutzgebiet mit anderen verbunden. Deshalb ist es heute Teil der großen Arenal Tempisque Conservation Area, die sich über weite Teile des Nordwestens Costa Ricas erstreckt.

Geöffnet ist der Arenal-Nationalpark täglich von 8 Uhr bis 16 Uhr. Lediglich dann, wenn der Vulkan gerade aktiv ist oder mit einem Ausbruch zu rechnen ist, kann der Zutritt untersagt werden. Der Eintrittspreis beläuft sich für ausländische Besuchende derzeit auf 15 US-Dollar plus Steuern (Stand: Oktober 2024).

Der Park gilt als ein relativ sicheres Areal und es gibt mehrere Wanderwege, von denen aus man die Natur erleben kann. Aus Sicherheitsgründen ist es jedoch nicht gestattet, abseits dieser Pfade durch das Gebiet zu wandern. Diese Erkundungswege heißen Sendero El Ceibo, Sendero Las Coladas, Sendero Los Miradores und Sendero Las Heliconias, der längste von ihnen misst nur etwa zwei Kilometer.

Verkannter Feuerberg

Es ist noch gar nicht so lange her, da wusste niemand, was es mit dem heute 1.643 Meter hohen Arenal eigentlich auf sich hat. Als der nur acht Kilometer von der Ortschaft La Fortuna entfernt liegende Berg 1937 zum ersten Mal bestiegen wurde, hielt man ihn keineswegs für einen vorübergehend „schlafenden“ Vulkan. Das blieb auch in den folgenden Jahrzehnten so, bis er plötzlich unvermittelt wieder erwachte, und zwar buchstäblich mit einem großen Knall. Zum ersten Mal seit 450 Jahren kam es am 29. Juli 1968 überraschend zu einer heftigen Eruption. Eine gewaltige Explosion erschütterte den bis dahin vollständig bewachsenen Arenal. Auslöser waren große Mengen Lava, die sich ihren Weg an die Oberfläche gebahnt hatten. Mehrere Quadratkilometer Fläche wurden bei dieser Eruption in kurzer Zeit mit flüssigem, heißem Gestein überflutet. Alles, was der Lava im Weg stand, wurde zerstört – darunter auch die beiden Ortschaften Tabacón und Pueblo Nuevo. Dieser Ausbruch des Feuerbergs kostete leider 80 Menschen das Leben. Durch die herabrieselnde Asche waren viele weitere Menschen in der Umgebung direkt von der Naturkatastrophe betroffen.

Seit diesem Tag hat der Arenal lange Zeit weiter rumort. Er zählt zu den aktivsten Vulkanen der Welt, wenn auch nicht zu den gefährlichsten. Während dieser aktiven Phase kam es mehrmals täglich zu kleineren Eruptionen, bei denen der jüngste Vulkan Costa Ricas nicht nur Asche und Lava, sondern auch Gesteinsbrocken ausstieß. Diese „Geschosse“ hatten einen Durchmesser von bis zu sieben Metern. Besonders viele dieser Gesteinsbrocken rollten die mit Asche und Staub bedeckte Westflanke hinab und wirbelten das lose Material auf. Dieses Phänomen konnte man auch tagsüber schon von weitem sehen, da Staubwolken aufstiegen, die den Weg der Gesteinsbrocken begleiteten. Die Lavaströme hingegen waren bei Tageslicht nicht zu sehen. Nachts erleuchtete ihr rotes Glühen den Gipfel des Feuerbergs. Heute gibt es auf dem Arenal ein Observatorium, von dem aus Forschende die Aktivitäten des Vulkans ständig beobachten. Der Arenal gehört zu den am besten überwachten Feuerbergen der Welt.

Vor den Gefahren des Giganten, der als Schichtvulkan bezeichnet wird, warnen heute zahlreiche Schilder im Nationalpark. Sie markieren die Bereiche, die während der Aktivitätsphasen als gefährlich gelten, weil dort bei stärkeren Eruptionen große Gesteinsbrocken oder sogar Lava herunterkommen könnten. Stacheldraht säumt diese Areale, die aus Sicherheitsgründen unbedingt zu meiden sind. Innerhalb des Schutzgebietes, das Höhenlagen von 400 m bis 1.633 m über dem Meeresspiegel umfasst, gibt es aber auch als relativ ungefährlich eingestufte Teilbereiche. Dort verlaufen die bereits erwähnten markierten Wanderwege.

Der Nationalpark ist ein Rückzugsgebiet für unzählige Tier, Pflanzen- und Pilzarten, das den Ansprüchen sehr unterschiedlicher Spezies gerecht wird. Die Landschaft ist überaus abwechslungsreich: Wasserläufe, die Ufer des Arenal-Stausees, Sekundärwälder und natürlich Geröllfelder mit Gesteinen vulkanischen Ursprungs, die eine ganz eigene Faszination ausstrahlen. All dies lädt Naturbegeisterte zu ausgiebigen Erkundungen und Entdeckungen ein.

Sendero Las Coladas

Das Gebäude der Nationalparkverwaltung liegt an dem relativ geraden Hauptweg, der von West nach Ost durch das Schutzgebiet verläuft. Etwa 500 Meter von dem Bauwerk entfernt zweigt ein Wanderweg in südlicher Richtung ab: der Sendero Las Coladas. Nur circa zwei Kilometer ist dieser Pfad lang. Er ist nur etwa zwei Kilometer lang. Da es aber sehr viel zu sehen gibt, sollte man für einen Spaziergang deutlich mehr Zeit einplanen, als man normalerweise für eine vergleichbare Strecke benötigt. Bei der enormen Artenvielfalt, die einen im Nationalpark erwartet, könnte ich dort einen ganzen Tag verbringen, ohne mich zu langweilen. Der Weg ist weitestgehend flach, der Boden sandig. Wenn man zu der erkalteten Lava kommt, die dort 1992 niedergegangen ist, wird der Pfad allerdings sehr viel steiler, das Geröll ist teilweise locker. Festes Schuhwerk wird daher empfohlen.

Für Pflanzenbegeisterte ist dieser Wanderweg besonders interessant, denn in der Arenal-Schutzzone kommen fast 3.000 Pflanzenarten vor. Eine ganze Reihe dieser Spezies ist entlang des Sendero Las Coladas zu sehen. Dort gedeihen unter anderem Farne, Moose, verschieden Bäume und Blütenpflanzen, unter ihnen mehrere Helikonienarten. Beeindruckend sind außerdem die hohen Gräser, die dicht an dicht in dieser Gegend wachsen. Es handelt sich dabei um die Art Gynerium sagittatum, die keinen deutschen Namen hat. Diese zu den Süßgräsern gehörende Spezies ist in dem Bereich unmittelbar südlich des Hauptweges zu finden. Die Grasbereiche gehen weiter südlich in Wald über, der zusehends dichter wird, je weiter man sich dem Geröllfeld nähert.

In den baumreichen Teilen des Nationalparks finden viele Tiere perfekte Versteckmöglichkeiten. Genaues Hinsehen ist also gefragt, wenn man die tierischen Bewohner des Schutzgebiets beobachten möchte. Relativ leicht zu entdecken sind etliche der dort lebenden Vögel, weil sie meist rufen oder singen, während sie sich im Geäst aufhalten. So sind in der Gegend zum Beispiel Braunhäher (Cyanocorax morio) zu Hause. Zu den Säugetieren, die man leicht entdecken kann, gehören die quirligen Bunthörnchen (Sciurus variegatoides). Sie haben Menschen gegenüber kaum Scheu. Während diese Tiere genüsslich frische Pflanzentriebe fressen, bieten sich oft ideale Möglichkeiten zum Fotografieren. Kleine Tiere wie die zahllosen, oft sehr gut getarnten Insekten sind ebenfalls interessante Fotomotive.

Ein besonders schönes Teilstück des Wanderwegs Las Coladas führt durch sehr dichte tropische Vegetation. Dort zweigt eine Wegschleife ab, die zum Sendero El Ceibo gehört, siehe weiter unten. Teils stehen die Bäume so dicht beieinander, dass nur wenige Sonnenstrahlen den Boden berühren. Auf dem Totholz, das auf dem Waldboden liegt, gedeihen Pilze und es schwirren in diesem schattigen Lebensraum unzählige winzige Insekten umher. Auf dem Boden finden sich im Schatten nur wenige niedrige Pflanzen. Stattdessen liegt dort eine dichte Schicht aus Falllaub, unter dem kleine Wirbellose perfekte Versteckmöglichkeiten finden. Manche Bäume haben eigentümlich geformte Wurzeln, zwischen denen häufig Farne wachsen.

In diesem Waldstück ragt aus der flachen Landschaft unvermittelt eine Anhöhe empor und eine Treppe ist von unten sichtbar. Wer den Stufen folgt, gelangt zu dem Geröllfeld, das von einem Ausbruch des Arenal im Jahr 1992 herrührt. Ein Pfad führt über die Gesteinsbrocken zu einem Aussichtspunkt namens Mirador Colada, von dem aus man den Vulkan auf der einen Seite und den Arenal-See auf der anderen sehen kann. Spätestens auf diesem Abschnitt des Wanderwegs zahlt es sich aus, feste Schuhe zu tragen.

Etliche Pionierpflanzen, darunter viele Farne und hübsche Orchideen, gedeihen auf dem porösen vulkanischen Gestein. Wer genau hinschaut, findet auf den Steinen viele Reptilien. Durch die kleinen Einschnitte, die das Geröllfeld durchziehen, flattern mitunter die wunderschönen Mittelamerikanischen Blauen Morphofalter (Morpho peleides). Wer von der Geröllhalde aus weitergehen möchte, die inzwischen allerdings schon merklich bewachsen ist, hat zwei Möglichkeiten: Entweder man geht denselben Weg zurück, den man gekommen ist, oder man wählt die Abzweigung zum Sendero El Ceibo.

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Sendero El Ceibo

Der Wanderweg Sendero El Ceibo folgt zu weiten Teilen derselben Strecke wie der Sendero Las Coladas, siehe oben. Am Fuße des aus der Eruption im Jahr 1992 hervorgegangenen Geröllfeldes zweigt eine etwa 800 Meter lange Wegschleife ab. Sie weicht vom Verlauf des anderen Wanderwegs ab, trifft diesen jedoch weiter nördlich wieder. Ein Teil des anderen Wanderweges wird auf die Länge des Sendero El Ceibo angerechnet, er misst insgesamt circa 1,8 Kilometer.

Seine Hauptattraktion ist ein beeindruckend großer Kapokbaum (Ceiba pentandra). Diese Bäume werden von den Costa-Ricanern auf Spanisch Ceibo genannt – daher rührt der Name des Wanderwegs. Rund um den Kapokbaum mit seinen mehr als mannshohen Brettwurzeln befindet sich dichter Sekundärwald, der eine enorme Pflanzenvielfalt beherbergt und damit zahlreichen Tieren und Pilzen eine Heimat bietet.

In dem üppigen Grün muss man jedoch sehr genau hinschauen, um die Tiere überhaupt finden zu können. Vor allem in den frühen Morgenstunden sind die Gesänge von Vögeln zu hören, tagsüber verhalten sie sich aufgrund der Hitze dagegen eher ruhig; erst am späten Nachmittag oder frühen Abend werden sie wieder aktiver. Und es lohnt sich, auf Winzlinge zu achten, denn es gibt dort etliche sehr spannende Insektenarten und andere Wirbellose.

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Wanderung südlich des Sendero Las Coladas

Während meiner Costa-Rica-Reise im Februar 2004 hat unser Reiseleiter uns damals über einen seinerzeit noch begehbaren Weg geführt, dessen Länge schätzungsweise zwei bis drei Kilometer betragen hat. Er hatte seinen Startpunkt im Süden des Nationalparks. Dieser Weg hat mir sehr gut gefallen. Zunächst musste man einen Wasserlauf überqueren, was dank der vielen im Wasser liegenden Steine trockenen Fußes möglich gewesen ist. Den Wasserlauf, den es noch heute gibt, säumen hohe Urwaldbäume, die noch vergleichsweise jung sind. Durch die Eruption von 1968 ist der einst an jener Stelle beheimatete Wald vollständig zerstört worden, der heute inzwischen vorhandene Sekundärwald hat sich in den vergangenen Jahrzehnten gut entwickelt.

Im Jahr 2004 habe ich die Vegetation als sehr dicht und artenreich erlebt. Neben vielen verschiedenen Baum- und Straucharten fanden sich in diesem Bereich des Arenal-Nationalparks beispielsweise etliche Farne. In dem Dickicht fühlten sich Tiere wie beispielsweise Weißrüssel-Nasenbären (Nasua narica), Wild und verschiedene Vogelarten wohl. Unter den gefiederten Bewohnern des Nationalparks sind einige laute Vertreter wie der Rostbauchguan (Penelope purpurascens) und die Gelbwangenamazonen (Amazona autumnalis). Mit ein wenig Glück kann man sie am Sendero Las Coladas und südlich davon beobachten.

Durch das dichte Grün des Sekundärwaldes gelangten wir damals zu dem beeindruckenden Geröllfeld, das bereits im Abschnitt über den Sendero Las Coladas beschrieben wurde. Im Jahr 2004 war dort kaum Vegetation zu sehen, auf aktuellen Satellitenbildern ist das Gebiet weitgehend grün. In einigen Jahrzehnten werden dort wieder die großen Regenwaldbäume das Bild der Landschaft bestimmen, sofern nicht wieder eine Eruption die Vegetation zerstört.

Wir waren am Nachmittag dort und hatten die Gelegenheit, den Sonnenuntergang hinter dem Arenalsee zu beobachten. Die Strahlen der untergehenden Sonne tauchten das dunkle Vulkangestein in ein sanftes rötliches Licht und die langen Schatten modellierten die Landschaft auf ihre ganz eigene Weise. Dazu zogen einige Wolken über den Himmel und boten den perfekten Rahmen für das farbenprächtige Naturschauspiel.