Dreh- und Angelpunkt Costa Ricas ist die Hauptstadt San José, und das nicht nur in Bezug auf den internationalen Flugverkehr. Dort schlägt das Herz das Landes, entsprechend führen alle großen Straßen nach San José. Sogar die berühmte Panamericana, also die Straße, die durch Nord-, Mittel- und Südamerika verläuft und für viele Reisende eine echte Traumroute darstellt, passiert die Stadt. Laut einer Zählung lebten im Jahr 2017 etwa 340 000 Menschen in der eigentlichen Stadt sowie zahlreiche weitere im Großraum. Eine Schätzung aus dem Jahr 2006 besagt, dass es damals circa 1,6 Millionen Menschen waren.
Aufgrund der Lage im Valle Central, dem Zentraltal Costa Ricas, befindet sich San José auf einer Höhe von rund 1170 Metern über dem Meeresspiegel. Im Jahresmittel schwankt die Temperatur daher kaum, der Durchschnittswert liegt bei angenehmen rund 20 °C. Nachts kann es in San José relativ kühl werden, was man vor allem dann zu spüren bekommt, wenn man in einem der vielen Straßencafés oder im Außenbereich eines Restaurants einen Sitzplatz auswählt. Eine Jacke dabei zu haben, kann also in der Hauptstadt beim abendlichen Ausgehen nicht schaden.
Von San José aus wird das Land verwaltet und die Fäden der Wirtschaft laufen dort zusammen. Mehrere Universitäten, sehr gute Kliniken und zahlreiche kulturelle Einrichtungen befinden sich in dem Ballungsraum. Wegen dieser Vormachtstellung in nahezu allen wichtigen Bereichen des täglichen Lebens herrscht in dem Ort permanent reges Treiben, was sich unter anderem am hohen Verkehrsaufkommen ablesen lässt. Unzählige Autos, Busse und LKW blasen nicht nur zur Hauptverkehrszeit ihre Abgase in die Luft, weshalb oft eine stickige Dunstglocke über der Metropole hängt.
Die Geschichte San Josés begann im Jahre 1736 mit der Gründung einer Kirche im Valle de Asserí. Rund um diese Kirche wurden einige Häuser errichtet, im Jahre 1751 war die Siedlung auf etwas mehr als 20 Gebäude angewachsen, die alle in der Nähe der Kirche standen. Damals war das Dorf mit dem Namen Villa Nueva de la Boca del Monte bei den Einheimischen nicht sonderlich beliebt, da es weder Straßen noch Wasser gab. Erst eine Zwangsumsiedlung der Bewohnenden des Asserí-Tals in den Ort führte zu einem nennenswerten Anstieg der Bevölkerungszahl.
Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Boom des Kaffeeanbaus in Costa Rica seinen Anfang nahm, zeigte sich, wie fruchtbar der Boden rund um das seinerzeit noch immer unbeliebte Dorf war. Dadurch änderte sich alles. Fortan wurde die Gegend zum Zentrum des neuen und ausgesprochen einträglichen Wirtschaftszweiges. Bald erhielt die Stadt einen neuen Namen, man benannte sie nach dem Schutzheiligen der Gegend: San José, auf Deutsch Heiliger Josef.
Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wächst der Ort unaufhaltsam. Wie in anderen Gegenden der Erde ziehen viele Einheimische vom Land in die Stadt, weil sie sich davon eine gesteigerte Lebensqualität erhoffen. Zeugen dieses rasanten Wachstums in den vergangenen Jahrzehnten sind schmucklose Betonklötze, darunter das Gebäude der Nationalbank (Banco Nacional). Auffällig sind auch die mit einem Lineal auf einer Karte geplanten und nach diesem strikten Muster errichteten, schnurgeraden und zueinander rechtwinklig liegenden Straßen. Den Kontrast zu den wenig attraktiven Betonbauten bilden einige alte Häuser, die noch aus der Zeit des Kaffeeanbau-Booms stammen. Heute sind solche Bauwerke jedoch nur noch vereinzelt zu finden. Neuerdings wird vermehrt darauf gesetzt, das Stadtbild wieder attraktiver werden zu lassen. In den vergangenen Jahrzehnten wurden deshalb zum Beispiel Stadtparks angelegt, die wie grüne Oasen im Verkehrschaos anmuten und ein wenig Raum für Erholung bieten.
Viele Einheimische kommen von weither nach San José, um dort einzukaufen. Wer auf Reisen einen Zwischenstopp in der Metropole einlegt, kann sich auf dem zentralen Markt (Mercado Central) mit Lebensmitteln eindecken. In dieser großen Markthalle gibt es neben Obst, Gemüse, Gewürzen und Kaffee auch Kleidung, Schuhe und einige Gegenstände für den alltäglichen Gebrauch.
In der Nähe der Plaza de la Cultura, auf der sich oft mehr Stadttauben als Menschen aufhalten, kann man gleich zwei kulturelle Höhepunkte der Stadt besuchen: das prächtige Nationaltheater (Teatro Nacional) und das Goldmuseum (Museo del Oro). In Letzterem werden die Goldfunde ausgestellt, die nicht von den spanischen Eroberern außer Landes gebracht worden sind. Es finden mitunter Sonderausstellungen statt. Während meiner Costa-Rica-Reise im Frühling 2012 gab es etwa eine interessante Ausstellung über Raubkatzen in der antiken Goldkunst. An das Goldmuseum ist außerdem ein Währungsmuseum angegliedert. Weitere sehenswerte Museen in der Stadt sind das Nationalmuseum (Museo Nacional de Costa Rica) und das Jade-Museum (Museo del Jade). Für Kinder ist das Museo del Niño interessant, dort können sich Heranwachsende auf unterhaltsame Weise über Technik und Naturwissenschaften informieren.
Im nordöstlichen Teil der Stadt befindet sich der zoologische und botanische Garten von San José, der Parque Zoológico y Jardín Botánico Nacional Simón Bolívar. Dort lassen sich neben Tieren aus aller Welt auch etliche einheimische Arten betrachten, die man in freier Natur nicht unbedingt zu Gesicht bekommt. Darüber hinaus zieht das Gelände Wildtiere wie Vögel an, die sich an den Futterplätzen der Zootiere bedienen und die man deshalb leicht aus relativer Nähe fotografieren kann. Die Pflanzen im botanischen Garten sind ebenfalls äußerst sehenswert. Deutlich kleiner ist der Spirogyra Butterfly Garden, in dem es Schmetterlinge zu bestaunen gibt. Und natürlich begegnet man in San José an unterschiedlichen Stellen Straßenkünstlern. Langweilig wird es in Costa Ricas Hauptstadt nie!