Buddha-Statue im Koth Duwa Raja Maha Viharaya; Foto: Juni 1998, Nähe Balapitiya
Buddha-Statue im Koth Duwa Raja Maha Viharaya; Foto: Juni 1998, Nähe Balapitiya

Sri Lanka ist ein Land der Tempel, Klöster, Moscheen und Statuen, weil die aktive Ausübung der Religion einen festen Platz im Alltag der meisten Einheimischen hat. Der Großteil der Sri-Lanker gehört dem buddhistischen Glauben an. Zudem gibt es zahlreiche Moslems und Hindus, außerdem sind einige Christen und Angehörige anderer Glaubensgemeinschaften auf der Insel beheimatet. In weiten Teilen des Landes leben die Anhänger der verschiedenen Religionen seit jeher friedlich miteinander. Anderenorts ist dies dagegen bedauerlicherweise nicht immer so gewesen und in manchen Landesteilen hat es früher einen gewalttätigen Bürgerkrieg gegeben. In diesem Kapitel meines Reiseberichts soll es jedoch nicht um Gewalt und Politik gehen, sondern um die verschiedenen Tempel, die ich während meiner drei Sri-Lanka-Reisen besucht habe. Während die meisten buddhistischen Tempelanlagen von außen vor allem wegen ihrer blenden weißen Stupas auffallen, springt bei den Hindu-Tempeln die ungeheure Detailvielfalt ins Auge. Es lohnt sich in jedem Fall, die religiösen Bauwerke und Statuen genauer zu betrachten, auch wenn man wie ich vor allem wegen der artenreichen Natur nach Sri Lanka reist.

Einen wichtigen Hinweis möchte ich in Zusammenhang mit Tempelbesuchen jedoch noch vorwegschicken. Wer Tempel betreten möchte, muss in den meisten Fällen zuvor seine Schuhe ausziehen. Außerdem ist es ratsam, sich schicklich zu kleiden. Das heißt, Schultern und tiefe Ausschnitte müssen bedeckt sein, zudem sollten lange Röcke oder Hosen die Beine verhüllen. Die Kleidung sollte nicht aufreizend oder allzu figurbetont sein. Falls es Ihnen zu warm ist und Sie keine langärmeligen, hochgeschlossenen Oberteile tragen möchten, hilft in vielen Fällen ein großes Tuch, in das man sich einwickelt. Solche Tücher aus dünnem Stoff sind in Sri Lanka preisgünstig und in schönen Farben beziehungsweise mit hübschen Mustern für wenig Geld erhältlich.

Folgende Tempelanlagen werden in diesem Kapitel vorgestellt:

Eine weitere Beschreibung einer Tempelanlage auf dem Little Adam’s Peak finden Sie im Kapitel über Flusssafaris in Sri Lanka.

Zahntempel in Kandy: Sri Dalada Maligawa

Das wohl berühmteste buddhistische Heiligtum Sri Lankas ist der Zahntempel in Kandy, er ist ist eine UNESCO-Welterbestätte. Von den Einheimischen wird er Sri Dalada Maligawa genannt. Der Legende nach wird in dem Tempel in einem goldenen Reliquienschrein ein linker Eckzahn des historischen Buddhas Siddhartha Gautama aufbewahrt. Nachdem dieser in Indien gestorben und kremiert worden war, fand man laut der Legende einen Zahn in der Asche. Dieser Zahn gelangte im Lauf der Jahrhunderte in verschiedene Hände und wurde schließlich heimlich nach Sri Lanka gebracht. Versteckt in der Haarspange der als gewöhnliche Pilgerin reisenden Prinzessin Hemamala (manchmal auch Hemamali genannt) soll er im vierten Jahrhundertins Land geschmuggelt worden sein. Seit dem Jahr 371 wird der Zahn in Sri Lanka wie ein Schatz gehütet und anfangs bewahrte man ihn in der Hauptstadt des Landes auf, wo er unter dem Schutz der jeweiligen Könige stand. Weil sich die Landeshauptstadt und damit der Königssitz mit der Zeit mehrfach änderte, zog der Zahn wiederholt um, bis er schließlich um 1592 in Kandy ankam. Der Zahntempel wurde zwischen 1687 und 1782, danach wurde sie zur Heimat der für die Buddhisten sehr bedeutenden Reliquie. Angesichts dieser enormen Wichtigkeit mag es erstaunden, dass es heute um den buddhistischen Tempel herum vier große überdachte Schreine gibt, die nicht alle buddhistisch sind. Nur einer von ihnen geht auf den Buddhismus zurück, die anderen sind den hinduistischen Göttern Vishnu, Kannagi und Skanda geweiht. Außerdem liegen im Tempelbezirk Wirtschaftshäuser, die aus der britischen Kolonialzeit stammen. Wälle und ein Burggraben umgeben den Tempelbezirk, sie wurden unter anderem zum Schutz der besonderen Relique errichtet.

Ganz gleich ob man an die Echtheit des Zahns glaubt oder nicht, ist der Tempel auf alle Fälle einen Besuch wert. Ich hatte das Glück, am frühen Abend dort zu sein, weshalb ich eine Zeremonie miterleben durfte, bei der der Reliquienschrein kurz geöffnet wurde. Es war für mich ein intensives Erlebnis, barfuß in der Reihe der sri-lankischen Pilger zu stehen, den hypnotischen Klängen von Trommeln und Trompeten zu lauschen und auf den kurzen Moment zu warten, in dem ich einen Blick auf den Reliquienschrein erhaschen konnte. Die Stimmung in dem Tempel war überwältigend und ich habe selten so etwas Besonderes erlebt. Es fühlte sich einerseits feierlich an, andererseits auch freudig-gespannt. Vor allem aber sind die vielen Menschen respektvoll miteinander umgegangen. Das hatte ich so nicht erwartet, denn vor dem Betreten des Tempels stand eine Durchsuchung durch Wachpersonal an. Seit einem Bombenanschlag im Jahr 1998, durch den ein Teil des Tempels zerstört worden war, gab es verschärfte Sicherheitsvorkehrungen – zumindest war es bei meinem Besuch im Jahr 2006 so. Ob sich mit dem Ende des sri-lankischen Bürgerkriegs die Lage wieder etwas entspannt hat, weiß ich leider nicht. Falls Sie den Tempel besichtigen möchten, sollten Sie sicherheitshalber einen zeitlichen Puffer einplanen, falls entsprechende Durchsuchungen der Besucher nach wie vor stattfinden.

Überhaupt ist es ratsam, sich ausreichend Zeit für die Erkundung der großen Anlage zu nehmen. Die Fülle der Details ist überwältigend und es wäre zu schade, die vielen Statuen, Schnitzereien, Gemälde und Ausstellungsstücke nicht angemessen auf sich wirken zu lassen. Allein in der Halle mit den Gemälden, die die Stationen des Lebens von Prinz Siddharta Gautama, dem späteren Buddha, zeigen und die den Weg der Zahnreliquie in den Tempel skizzieren, kann man viel Zeit verbringen. Die dortige Pracht ist unbeschreiblich, unter Zeitdruck betrachtet kann sie sicher nur schwerlich ihre volle Wirkung entfalten. Und noch ein Tipp: Wer wie ich im Tempel fotografieren möchte, muss zuvor am Eingang eine Fotolizenz erwerben, die jedoch recht preisgünstig ist.

Höhlentempel in Dambulla

Etwa 150 Kilometer nordöstlich der sri-lankischen Hauptstadt Colombo befindet sich die Ortschaft Dambulla. Bereits im dritten Jahrhundert vor Christus war diese Gegend besiedelt. In den Felsen von Dambulla befinden sich zahlreiche Höhlen unterschiedlicher Größe und in 80 von ihnen gibt es Tempel. Fünf dieser Tempel sind besonders groß, die anderen eher klein. Typisch für die Höhlentempel von Dambulla ist, dass ihre Wände mit buddhistischen Motiven bemalt wurden; dies geschah im ersten vorchristlichen Jahrhundert. Jeweils im elften, zwölften und 18. Jahrhundert wurden diese Malereien restauriert. Heute sind die Höhlen nicht nur wegen ihrer religiösen Bedeutung so bekannt. Als Anuradhapura, die frühere Hauptstadt Sri Lankas, um das Jahr 100 vor Christus herum von einem einheimischen Thronräuber und indischen Verbündeten besetzt wurde, lebte der rechtmäßige König Valagamba Valagamba (Vattagamini Abhaya) 14 Jahre lang im Exil in den Höhlen von Dambulla, wo ihn die Mönche beschützten und verteidigten. Nachdem er seinen Thron wiedererlangen konnte, leiß König Valagamba in Dambulla als Dank einen großen Tempel errichten.

Wer sich für die faszinierenden Höhlentempel interessiert, kann die fünf großen besichtigen. Von Ost nach West misst die größte dieser Höhlen etwa 52 Meter und vom Eingang bis zur hinteren Wand rund 23 Meter. Am höchsten Punkt ist der natürliche Hohlraum sieben Meter hoch. Die Gesamtfläche der auf die Höhlen verteilten Anlage beträgt 2.100 Quadratmeter, es handelt sich somit um den größten Tempelkomplex des Landes. Innerhalb der Tempelhöhlen sind 153 Buddha-Statuen zu sehen. Ferner gibt es dort vier Götter-Statuen (Vishnu und Ganesha, die hinduistische Gottheiten sind) sowie drei Königs-Statuen. Die prächtigen Wand- und Deckenmalereien zeigen vornehmlich szenen aus dem Leben Buddhas. Leider sind sie an manchen Stellen von Wasser, das durch die Felsen sickert, arg in Mitleidenschaft gezogen.

Um zu den Höhlentempeln zu gelangen, muss man vom Fuße des großen goldenen Buddhas aus circa 600 Stufen erklimmen, die den rund 150 hohen Felsen hinauf führen. Beim Aufstieg sollte man sich unbedingt Zeit lassen und die vielen Tiere und Pflanzen betrachten, die auf dem Felsmassiv heimisch sind. Vor allem die Ceylon-Hutaffen kann man nicht so leicht übersehen, weil sie häufig auf den Treppen sitzen und Besucher um Futter anbetteln. Obwohl die Tiere nett anzuschauen sind, sollte man sie nicht füttern. Achtung, manchmal werden sie frech und versuchen zu beißen. Indem man die Natur im Blick behält, kann man außerdem gut seine Kräfte einteilen und kommt oben hoffentlich nicht allzu erschöpft an. Die Anstrengung des Treppensteigens lohnt sich nicht nur wegen der Tempel, auch Aussicht auf die Landschaft in der Umgebung ist atemberaubend schön. In nordöstlicher Richtung liegt der imposante Sigiriya-Felsen, den man von Dambulla aus bei klarer Sicht problemlos am Horizont ausmachen kann. Falls Ihnen vor den Höhlentempeln Vögel auffallen, die kreischend und in großer Zahl an den Felsen entlang fliegen, dann haben Sie Malabar-Salanganen vor sich. Diese zur Familie der Segler gehörenden Tiere brüten unter den Felsüberhängen.

Wegen seiner schieren Größe und Einzigartigkeit wird dieser Tempelkomplex seit dem Jahr 1991 unter dem Namen „Goldener Tempel von Dambulla“ beziehungsweise „Golden Temple of Dambulla“ als UNESCO-Welterbestätte in der entsprechenden Liste geführt. Außerdem gibt es eine offizielle Website des Goldenen Tempels und der Höhlentempel, die interessante Informationen in englischer Sprache bietet. Sehr sehenswert sind auch die vielen dort gezeigten 360°-Abbildungen.

Kande Viharaya von Bentota bzw. Aluthgama

In der Nähe von Aluthgama und Bentota liegt die Tempelanlage am heiligen Berg Kande Viharaya, alternativ auch Kande Vihara genannt. Dort ist im November 2006 während meines Besuchs fleißig an der neuen, riesigen und damals zu weiten Teilen blendend weiß gestrichenen Buddha-Statue gearbeitet worden; ihre Fertigstellung erfolgte im Jahr 2008. Inzwischen sieht wegen ihrer Bemalung noch beeindruckender aus als bei meinem Besuch der Anlage, siehe Foto bei Flickr. Diese Statue gilt heute als der größte sitzende Buddha in Sri Lanka, sie ist circa 50 Meter hoch und rund 45 Meter breit, der goldene Buddha in Dambulla soll etwas kleiner sein.

Würde man bei einem Besuch der Tempelanlage nur auf die mächtige Statue achten, würde einem etwas entgehen. Der Tempelraum des aus dem Jahr 1734 stammenden Gebäudes ist ebenfalls ausgesprochen sehenswert. Man trifft dort auf viele Einheimische, die Gebete murmeln, singen oder Ölkerzen anzünden. In Sri Lanka ist es üblich, dass sich auf dem Gelände eines buddhistischen Tempels meist auch ein kleiner Bereich befindet, in dem Hindu-Gottheiten, meist Vishnu oder Ganesha, verehrt werden. Deshalb finden sich in Tempelanlagen oft Wunsch- und Dankesfahnen für die Hindu-Götter an der Mauer des Bodhi Gara – so wird der heilige Tempelbaum genannt. Dunkelblaue Fahnen richten sich zum Beispiel an Vishnu, denn diese Farbe symbolisiert ihn.

Auf dem Gelände lassen sich neben betenden Menschen übrigens häufig auch Tiere beobachten. Sie profitieren von den Opfergaben, die von den Gläubigen vor den Statuen und Schreinen abgelegt werden. Neben Blumen sind dies nicht selten Früchte und da werden beispielsweise die Stadttauben oder Haushühner gern mal zu Bananenfressern. So bunt es dort auch zugehen mag – vergessen Sie nie, dass der Tempelkomplex keine Touristenattraktion im eigentlichen Sinne ist, sondern ein Ort, an dem die Sri-Lanker ihren Glauben tagtäglich ausleben. Entsprechend respektvoll sollte man sich dort deshalb verhalten.

Panchakapaduwa-Tempelanlage auf der Bentota-Halbinsel

Im Mündungsbereich des Bentota-Flusses auf der Höhe des Dorfes Aluthgama befinden sich auf einer Landzunge eine Reihe von Hotels. Während meiner Sri-Lanka-Reise im November 2006 habe ich das dort angesiedelte Hotel Ceysands bewohnt. Von dort aus bin ich mehrmals zum Ende der Halbinsel gewandert und habe die Panchakapaduwa-Tempelanlage besucht, die vor dem Tsunami auf einer Insel gelegen hat. Der Fußweg dauert nur etwa 25 Minuten, wenn man am Strand entlang geht. Weil dort kein Schatten zu finden ist, sollte man zu diesem Spaziergang entweder ganz früh morgens oder am späten Nachmittag aufbrechen. Eine Kopfbedeckung sowie ein gutes Sonnenschutzmittel zu tragen, ist sinnvoll. Früh morgens hat man meist das Glück, den Strand für sich ganz allein zu haben. Allenfalls ein paar Jogger begegnen einem in der Früh und die Ruhe ist eine gute Einstimmung auf den Besuch des Tempels.

In dieser beschaulichen Tempelanlage am äußersten Ende der Bentota-Halbinsel kann man den Buddhismus hautnah erleben. Sie ist ein Ort des Friedens auf dem ansonsten stark vom Tourismus geprägten und eher turbulenten Landzipfel. Das kleine Meditationszentrum steht Besuchern tagsüber offen. Unter der Anleitung der Mönche kann zu bestimmten Zeiten meditiert werden. Außerdem stehen die Mänche für persönliche Fragen und für Vorträge über Religion und Kultur zur Verfügung. Abends etwa zwischen 18.30 und 19.30 Uhr wird häufig eine Puja-Zerenomie abgehalten, bei der Öllämpchen entzündet werden. Bitte erkundigen Sie sich vor Ort nach den aktuellen und genauen Zeiten, diese können durchaus variieren.

Freilich kann man die ehemalige Tempelinsel auch besuchen, ohne am Programm teilzunehmen und sich einfach ein wenig umschauen. Ich habe es genossen, ganz allein eine Weile still in der an einigen Stellen vom Sonnenlicht durchfluteten, weißen Meditationshalle zu sitzen und den Blick nach innen zu richten. Anschließend bin ich dem Trampelpfad zur Felsenküste gefolgt und habe die unbändige Kraft des Indischen Ozeans bewundert, der an jener Stelle auf die Landzunge trifft. Man kann auf großen Felsen sitzen, die unter der Macht der Wellen beben. Der üppige Pflanzenbewuchs der einstigen Insel sowie der kleine Teich sind ebenfalls sehenswert. Rund um den Tempel leben außerdem etliche Vogelarten sowie andere Tiere, darunter Bindenwarane.

Hindutempel in Matale

In den meisten Ländern Mitteleuropas, darunter auch Deutschland, gehört tieferes Wissen über den Hinduismus nicht unbedingt zur Allgemeinbildung. Deshalb ist die Vielfalt der Götter dieser Religion für die meisten deutschen Urlauber geradezu unüberschaubar. Auch die Art, wie Hindutempel mit unzähligen kleinen und großen Kunstwerken geschmückt werden, die in vielen Fällen auffällig und bunt bemalt sind, kann enorm verwirrend sein. Doch man sollte sich von dem Wirrwarr nicht durcheinander bringen lassen und es lohnt sich, genau hinzuschauen und diese Kunstwerke auf sich wirken zu lassen. Ich habe in Sri Lanka versucht, so viele Figuren wie möglich genauer zu betrachten, als ich in Matale vor dem Hindutempel gestanden habe. Meist sind die Figuren bis ins Detail ausgearbeitet und es ist beeindruckend, welche Vielfalt an Charakteren sich dem Betrachter erschließt. Gestik, Mimik, Proportionen des Körpers – all das unterscheidet sich bei den Skulpturen und Gemälden. Interessant ist darüber hinaus die Färbung der Haut der bemalten Skulpturen. Wie in der hinduistischen Kunst üblich, wird diese oft blau oder violett dargestellt.