Sri Lanka ist ein Land, in dem in vielen Landesteilen hohe Niederschlagsmengen zu erwarten sind. Diese Wassermassen fließen vom Binnenland aus in etlichen größeren und kleineren Flüssen ins Meer. Im Südwesten der Insel befindet sich die feuchte Zone des Landes und dort liegen auch zwei große und an der Mündung verzweigte Flussgebiete, die zu Ausflugsfahrten einladen: Sowohl auf dem Bentota-Fluskans bei Bentota als auch auf dem Madu Ganga (oder Maduganga) bei Ambalangoda werden solche Touren regelmäßig angeboten. Ganga bedeutet auf Deutsch übrigens „Fluss“.
Derlei Fahrten sind meist nicht allzu teuer und oft ist im Preis eine Mahlzeit in einem einheimischen Lokal inbegriffen oder es gibt ein Picknick an Bord. Sowohl über namhafte internationale Reiseveranstalter als auch bei sri-lankischen Agenturen oder Privatanbietern kann man solche Fluss-Safaris vor Ort in Sri Lanka buchen.
Es lohnt sich, eine Kamera während einer solchen Fahrt mitzunehmen. Am besten sollte es sich um eine Kamera mit hoher Zoomfunktion handeln oder man sollte ein Teleobjektiv mitnehmen, weil man damit unterwegs wunderbare Tier- und Pflanzenaufnahmen anfertigen kann. Allerdings sollte man bei einer hohen Brennweite nur dann auf den Auslöser drücken, wenn sich das Boot entweder gar nicht oder nur sehr langsam bewegt. Anderenfalls sind die Bilder nämlich leider oft bewegungsunscharf, auch wenn das Tempo der Ausflugsboote gar nicht mal so groß wirkt.
Sowohl das Delta des Maduganga (6°17’44.6″N, 80°03’27.3″E) als auch des Bentota Ganga (6°25’00.5″N, 80°01’48.6″E) habe ich während meiner Sri-Lanka-Reisen bereits erkundet. Im Folgenden stelle ich beide Exkursionen als kleine Erlebnisberichte vor.
Madu Ganga – eine Bootsfahrt mit vielen schönen Naturbeobachtungen
Während meines Urlaubs im Jahr 1998 hatte ich die Möglichkeit, während einer Bootsfahrt das Flussdelta des Madu Ganga kennenzulernen. Dieser Ausflug hat etwa einen halben Tag gedauert und er hat mir fantastische Tierbeobachtungen beschert. Zunächst sind wir durch den offenen Bereich des sich verzweigenden Flusses gefahren und später durch einen dicht mit Mangroven bewachsenen Abschnitt. Dort berühren sich die Kronen der Mangroven teils über den Flussarmen, sodass man den Eindruck hat, durch einen grünen Tunnel zu fahren – ein ganz besonderes Erlebnis!
Während der gesamten Fahrt lohnt es sich, das Ufer und den Fluss im Blick zu halten, denn dort ist immer viel zu sehen. Die Ausflugsboote schippern unterwegs an badenden Arbeitselefanten, spielenden Kindern, Seerosenteppichen und allerlei Tieren vorbei, darunter Bindenwarane, Krokodile und Vögel, die im Geäst der Bäume und Mangroven sitzen. Außerdem kommt man an Bereichen entlang, in denen die Einheimischen Reusen ausgelegt und Netze gespannt haben, um Fische zu fangen.
Den hohen Wert des Maduganga, von dem ich leider damals nur wenige Fotos angefertigt habe, haben internationale Experten schon lange erkannt. Am 11. Dezember 2003 war es dann endlich so weit und die 915 Hektar große Lagune dieses Flusses ist offiziell in die Liste der weltweit wichtigen Feuchtgebiete aufgenommen worden, die vom Sekretariat der RAMSAR-Konvention verwaltet wird, siehe Link „Maduganga“.
Bentota Ganga – Artenreichtum und beeindruckendes Hinterland
Als ich im November 2006 wieder einen Urlaub in Sri Lanka verbracht habe, bin ich erneut auf eine Entdeckungstour per Boot gegangen. Dieses Mal habe ich mich für eine Fluss-Safari auf dem Bentota Ganga entschieden. Das ist naheliegend gewesen, denn mein Feriendomizil, das Hotel Ceysands in Aluthgama, befindet sich direkt an diesem Fluss. Das Ausflugsboot mit dem bezeichnenden Namen „Tsunami Survivor-1“ (Tsunami-Überlebender 1) hat mich morgens direkt an der Rezeption abgeholt und schon ist die Fahrt losgegangen. Kurz nach dem Ablegen am Hotel sind wir unter der Eisenbahnbrücke von Aluthgama hindurch gefahren, die den Fluss überspannt.
Der Fluss wird hinter dieser Brücke rasch relativ breit. Wir haben uns am nördlichen Ufer aufgehalten und vom Boot aus war der Marktplatz von Aluthgama sichtbar. Er grenzt direkt an den Bentota-Fluss und an jener Stelle hat sich damals am Flussufer eine wilde Müllkippe befunden, die mich wie ich zugeben muss angewidert hat. Zwischen den Abfällen fanden sich Hunde, Glanzkrähen und Kuhreiher, die nach Essbarem Ausschau hielten. Der einheimische Führer hat uns erklärt, solche wilden Müllkippen seien vielerorts zu finden – es war seinerzeit ein großes Umweltproblem, das bedauerlicherweise bis heute nicht vollständig gelöst worden ist. Auch solche Einblicke gehören leider mitunter zu einem Ausflug…
Nachdem wir die Müllkippe und ihre übel riechende „Dunstglocke“ hinter uns gelassen hatten, dominierte wieder die Natur. Große Bäume und vereinzelte Mangroven säumten das Flussufer und es gab viele Interessantes zu sehen. Weil der Wasserstand recht hoch war, reichten manche Äste ins Wasser und waren deshalb perfekte Ansitze für gefiederte Fischjäger – in Sri Lanka kommen mehrere verschiedene Eisvogelarten vor, von denen ich unterwegs mehrere beobachten konnte. Auf Felsen und abgestorbenen Bäumen im Fluss saßen Wasservögel wie Paddyreiher und Kleinscharben. An manchen Stellen gab es Einschnitte in der Ufervegetation. Dort hielten sich Sumpfkrokodile und Bindenwarane auf und sonnten sich. Außerdem kam uns ein anderes Boot entgegen, dessen Besatzung ein junges Sumpfkrokodil gefangen hatte. Was mit dem Tier geschehen sollte, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen. Ich hoffte jedenfalls, dass es bald wieder freigelassen werden würde.
Nach etwa einer Dreiviertelstunde Fahrtzeit war der Fluss so breit, dass man meinen konnte, man sei auf einem kleinen See unterwegs. Weil wir in der Mitte des Flusses ein großes Sumpfkrokodil gesehen hatten, sind wir an diese Stelle gefahren. Wie der Bootsführer uns mitteilte, ist dieser Bereich des Flusses beliebt bei den Tieren. Der Motor des Bootes wurde abgestellt, damit die Krokodile ihre Angst verlieren und auftauchen würden – so war unser Plan, aber die Reptilien hatten keine Lust, sich zu zeigen. Trotzdem war es ein unvergleichlich schönes Erlebnis, dort auf dem Fluss den Geräuschen der Natur lauschen zu können und dabei den Blick in alle Richtungen schweifen zu lassen. Nach einigen Minuten setzten wir die Fahrt fort und gelangten kurz darauf in ein Gebiet mit sehr vielen Seerosen, die weiß, rosa und violett blühten. An sich ein traumhaft schöner Anblick, wäre da nicht der Plastikmüll und die vielen leeren Getränkedosen gewesen, der sich zwischen den Pflanzen im Wasser befand.
Je weiter die Fahrt uns flussaufwärts brachte, desto dünner besiedelt waren die Uferstreifen. In diesem Gebiet wimmelte es nur so von Vögeln. Krokodile waren dort ebenfalls anzutreffen, Warane haben wir dagegen kaum noch zu Gesicht bekommen. Die Mangroven wuchsen zusehends dichter und die Fahrt durch grüne „Tunnel“ begann.
Nachdem wir die Mangroven hinter uns gelassen und rund 15 Flusskilometer passiert hatten, waren wir wieder in einem Bereich angekommen, in dem es mehr Häuser gab. Landwirtschaftlich genutzte Flächen grenzen dort an den Ganga-Fluss. Ziel war nun das kleine Dorf Galatara. Von dort aus ist es nicht weit zum Little Adam’s Peak (Punchi Sri Pada, 6°24’34.3″N, 80°06’34.9″E), einem Hügel mit einer Tempelanlage auf seiner Spitze. Er ist die höchste Erhebung in der Umgebung und somit weithin sichtbar.
Zwar mag der Hügel nicht allzu hoch sein, doch um nach oben zu gelangen, müssen etwa 600 Stufen bezwungen werden. Das schwül-heiße Klima Sri Lankas bringt es mit sich, dass der Aufstieg eine schweißtreibende Angelegenheit ist. Außerdem sind die Stufen sind teils sehr steil und nicht unbedingt für Europäer(innen) mit großen Füßen gemacht. Man sollte also stets sehr aufmerksam sein, um nicht zu stürzen. Oben angekommen, wird man für die Mühen belohnt, die Aussicht vom Gipfel des Little Adam’s Peak ist einfach fantastisch. In der Ferne konnte ich bei meinem Besuch von dort aus sogar die riesige Buddha-Statue von Kande Viharaya sehen.
Ein Detail sei jedoch noch zu erwähnen: Bevor wir die letzten Stufen zur Tempelanlage namens Paurukanda Viharaya erklommen hatten, zogen wir unsere Schuhe aus, da sich oben ein Tempel befindet und dieser nur barfuß betreten werden darf. Nachdem man durch die Pforte getreten ist, steht man auf einer Lichtung, auf der sich ein kleines Bauwerk befindet, das als Gebetsraum dient. Dahinter erhebt sich die damals nicht mehr ganz so blendend weiße Dagoba (Stupa). Ferner liegt auf der Lichtung ein großer Felsbrocken, in den ein stilisierter Fußabdruck gemeißelt worden ist, der dem legendären Abdruck Buddhas nachempfunden ist, der sich auf dem Adam’s Peak befindet. Weil es Glück bringen soll, werfen gläubige Buddhisten Münzen in diesen Fußabdruck auf dem Punchi Sri Pada. Auf einem kleinen Holzsteg kann man den Felsbrocken umrunden und hat so einen perfekten Blick auf den Fußabdruck und die direkt daneben eingemeißelten singhalesischen Schriftzeichen. Aber auch sonst gibt es auf dem Hügel einige Dinge zu entdecken, zum Beispiel die schönen Wandmalereien im Gebetsraum. Auch der liegende Buddha in dem Gebäude ist hübsch anzusehen. Hinter der Dagoba kann man durch das Dickicht eine Teefabrik in der Ebene ausmachen, was so manchen Reisenden vielleicht erstaunen mag. Tee wird in Sri Lanka tatsächlich nicht ausschließlich im Hochland angebaut.
Die Rückfahrt zur Küste nach unserem Besuch des Little Adam’s Peak und des Dorfes Galatara war weniger angenehm als die Anreise. Über uns braute sich ein Monsun-Gewitter zusammen, das sich zu entladen begann, als wir gerade losgefahren waren. Fahrtwind und peitschender Regen, den die dünne Plastikplane des Bootes kaum abhalten konnte, setzten uns zu und schon bald waren wir ziemlich durchgefroren – und das im eigentlich heißen Tiefland Sri Lankas! Doch nach einer wärmenden Tasse Tee im Hotel kam schon bald die Sonne wieder raus und alles in allem war ich begeistert von den vielfältigen Eindrücken, die ich während dieser Flusssafari gewonnen hatte.