Im Yasuní-Nationalpark, unweit des Río Napo, liegt die Napo Wildlife Center Ecolodge (NWC). Sie ist eingebettet in den noch recht ursprünglichen Tieflandregenwald Ecuadors, der dieselbe Flora und Fauna beherbergt wie der Amazonasregenwald. Für Naturbegeisterte und vor allem für Menschen, die Vögel beobachten möchten, ist das Napo Wildlife Center der ideale Ausgangspunkt, um dieses faszinierende Ökosystem hautnah zu erleben. Die direkt am Añangu-See gelegenen Bungalows sind geräumig und luxuriös, der Service des Ökohotels ist erstklassig. Außerdem ist man dort fernab vom Trubel der Städte.

Um zu diesem beeindruckenden Ort zu gelangen, besteigt man in Puerto Francisco de Orellana, kurz Coca genannt, ein Motorboot, das einen zunächst etwa zwei bis zweieinhalb Stunden flussabwärts auf dem Napo bis zur Anlegestelle des Napo Wildlife Centers bringt. Dort heißt es umsteigen, denn nun geht es nur noch durch schmale Schwarzwasserkanäle weiter in den Wald hinein, bis sich nach etwas mehr als einer Stunde gemütlicher Fahrt der Añangu-See vor einem ausbreitet. Die Anreise ist also relativ lang, aber es lohnt sich, denn während der Kanufahrt trifft man meist auf die ersten Tiere. Ich hatte zum Beispiel das Glück, dass gerade eine Gruppe Weißstirn-Kapuzineraffen (Cebus albifrons) in den Bäumen kletternd den Kanal überquerte, sogar Jungtiere waren dabei. Alle paar Meter hörte man die fauchenden Rufe der Hoatzine (Opisthocomus hoazin), auch Stinkvögel genannt, die dort in großer Zahl in den Bäumen am Ufer saßen.

Kanufahrt auf einem Schwarzwasserkanal im Regenwald

Reisende, die in der Lodge wohnen, können die Umgebung nicht so einfach auf eigene Faust erkunden. Dafür ist das Gelände zu unwegsam und auch zu gefährlich. Man bekommt einen einheimischen Guide zur Seite gestellt, der die Touren leitet. Das hat den großen Vorteil, dass einem viele Details gezeigt und erklärt werden, die man sonst wahrscheinlich übersehen würde.

Vom Napo Wildlife Center aus kann man verschiedene Ausflüge unternehmen. Mir haben die Kanutouren sehr gut gefallen. Lautlos über das Wasser zu gleiten und dabei die Flora und Fauna der Umgebung intensiv zu erleben, hat mich ungemein beeindruckt. Sehr empfehlenswert ist außerdem ein Besuch der benachbarten Kichwa-Gemeinde, die das Napo Cultural Center betreibt, in dem man auch übernachten kann. In unmittelbarer Nähe dieser zweiten Lodge befindet sich ein Aussichtsturm, der in 36 m Höhe in einer Baumkrone errichtet wurde und einen spektakulären Blick auf den umliegenden Wald bietet.

Auch das Napo Wildlife Center hat einen Beobachtungsturm, der sich zwischen den Bungalows erhebt. In diesem Gebäude, in dessen unterem Stockwerk sich das Restaurant befindet, gibt es sowohl Treppen als auch einen Aufzug, so dass man in wenigen Sekunden oben ist, wenn man keine Treppen steigen möchte. Oben gibt es Stühle und Bänke, was das Beobachten der Tiere in den umliegenden Baumkronen besonders entspannt möglich macht. Bei guter Fernsicht kann man sogar die Gipfel der Vulkane Sumaco (ca. 132 km Luftlinie) und Antisana (ca. 190 km Luftlinie) sehen, letzterer ist meist vergletschert.

Nicht versäumen sollte man einen Ausflug zu den Lehmlecken der Papageien. Noch vor Sonnenaufgang geht es los und man wird für das frühe Aufstehen belohnt, indem man Hunderte von Papageien verschiedener Arten an einer Steilwand aus mineralischem Material beim Fressen von Lehm beobachten kann. Diese Steilwand befindet sich am Río Napo und kann vom Boot aus eingesehen werden. Übrigens wird auf dem Boot auch ein kleines Frühstück serviert.

Darüber hinaus gibt es im Wald eine zweite Lehmlecke, die ebenfalls einen Besuch wert ist. In Sichtweite wurde eine kleine Beobachtungshütte errichtet, weshalb man auch bei Regen die Vögel beobachten kann, ohne selbst nass zu werden. In der näheren Umgebung dieser Hütte lassen sich zudem zahlreiche Insekten und andere Tiere beobachten. Allerdings sollte man sich auf jeden Fall mit Mückenschutzmittel einreiben, denn es gibt dort sehr viele Moskitos, und ich meine wirklich viele!

Papageien an der Lehmlecke am Río Napo
Hellrote Aras trinken am Fuße einer kleineren Lehmlecke im Wald
An einer kleinen Lehmlecke im Wald finden sich zahlreiche Papageien ein

Mit einer guten Taschenlampe (oder notfalls einem Smartphone) lohnt sich ein abendlicher Spaziergang über das Gelände des Napo Wildlife Centers, um nachtaktive Tiere wie Insekten zu beobachten. Nachtfalter, einige Käfer und andere Tiere versammeln sich an künstlich beleuchteten Stellen und am Boden hüpfen Frösche und Kröten. Außerdem sind verschiedene Gliederfüßer unterwegs und mit etwas Glück trifft man auf Landplanarien. Das sind zu den Plattwürmern gehörende Tiere. Und natürlich sind einige Spinnentiere unterwegs. Wenn man mit der Taschenlampe über den See leuchtet, blitzen hier und da reflektierende Augenpaare auf. Sie gehören zu den Schwarzen Kaimanen (Melanosuchus niger), die dort leben.

Tipp: Ein Aufenthalt im Napo Wildlife Center lässt sich übrigens gut mit Übernachtungen im nahe gelegenen Napo Cultural Center kombinieren.

Impressionen vom Napo Wildlife Center

Impressionen von den Lehmlecken in der Nähe des NWC


Linktipp

Naturbeobachtungen und Fotos aus dem Gebiet auf dem Meldeportal von NABU|naturgucker


Hinweis: Dies ist keine Werbung für die oben genannte Lodge. Ich bekomme keinerlei Provision oder Bezahlung für ihre Erwähnung, sondern teile hier lediglich meine Erfahrungen mit.