Wer die faszinierende Natur des Amazonas-Regenwaldes in Ecuador erleben und gleichzeitig die Kultur der Menschen dieser Region kennenlernen möchte, sollte das Napo Cultural Center (NCC) besuchen. Während meiner Ecuador-Reise im Dezember 2017 hatte ich das Glück, dort ein wenig Zeit verbringen zu können. Um zu dieser Unterkunft zu gelangen, muss man zunächst von Puerto Francisco de Orellana – kurz Coca genannt – aus mit einem Motorboot den Río Napo etwa 2,5 Stunden lang befahren. Vom Anleger der Añangu Kichwa Community sind es dann nur noch wenige Minuten Fußmarsch, bis man das NCC erreicht. Es ist weitaus mehr als „nur“ eine Hotelanlage. Vielmehr handelt es sich um eine kleine Ortschaft, in der die Añangu wohnen und in die sie Gäste einladen. Reisende werden in luxuriösen Bungalows untergebracht und essen mit den Añangu gemeinsam in deren Haupthaus. In dem kleinen Ort gibt es zudem eine Schule für die Kinder der Kichwa-Gemeinschaft sowie eine Krankenstation.

Die Bungalows liegen in einem offenen, gartenähnlichen Bereich, der voller Pflanzen ist, die zahllose Insekten anlocken. Ich konnte dort so viele Schmetterlinge wie an keiner anderen Stelle in Ecuador beobachten. Außerdem ist das Gelände so übersichtlich, dass man dort nach Einbruch der Dunkelheit mit der Taschenlampe auf die Suche nach nachtaktiven Tieren gehen kann, ohne dass man dabei befürchten muss, sich zu verlaufen – im Regenwald würde ich niemals allein in der Nacht spazieren gehen. Direkt an das Gelände des Napo Cultural Center schließt der dichte Tieflandregenwald an, man ist hier im Yasuní-Nationalpark. Gerade weil es hier so viel Natur drumherum gibt, sind nachts sehr viele Geräusche zu hören; hier können Sie einen Eindruck von der Klangkulisse bekommen:

 

Wie artenreich die Natur in diesem Teil Ecuadors ist, lässt sich bei geführten Wanderungen erleben. Dabei wird man von einem Kichwa-Guide sowie einem englischsprachigen Ecuadorianer begleitet, der die spannenden Ausführungen seines indigenen Kollegen übersetzt. Was mich besonders gefreut hat: Ich wurde von einer Kichwa-Frau herumgeführt, denn in der Community arbeiten nicht nur die Männer als Guides. Es sind auch die Frauen, die in traditionellen Hütten am Rande der Ortschaft Besucher empfangen und ihnen Einblicke in die Lebensweise der Kichwa geben. Dabei werden auch Speisen und Getränke angeboten, zum Beispiel gegrillte Bananen und Guayusa, ein koffeinhaltiger Tee aus den Blättern einer Pflanzenart namens Ilex guayusa.

Weil ich vor allem wegen der Natur nach Ecuador gereist bin, war ich auf den Amazonas-Regenwald besonders gespannt. Die Einblicke, die ich rund um das Napo Cultural Center erhalten habe, waren überwältigend. Es gibt unweit der kleinen Ortschaft einen Beobachtungsturm, der sich in 36 m Höhe in der Krone eines Kapokbaumes befindet. Die Stufen bei 38 °C und fast 100 Prozent Luftfeuchtigkeit empor zu steigen, ist allerdings durchaus eine Herausforderung an den Kreislauf. Sich ihr zu stellen, lohnt sich – zumal man sich mit dem Aufstieg Zeit lassen kann, schließlich ist man dort ja im Urlaub. Einmal oben angekommen, nimmt einen die Rundumsicht auf den Wald gefangen. Per Fernglas und Spektiv konnte ich von dort aus Vögel in den Baumkronen sitzen sehen, die man von unten nur schwer zu Gesicht bekommt. Außerdem war der Blick frei auf eine Gruppe Roter Brüllaffen (Alouatta seniculus), deren Alphamännchen seinem Namen alle Ehre machte und sein grollendes Brüllen vernehmen ließ. Ähnlich stimmgewaltig wie die Affen sind die vielen Papageien, die zu den Lehmlecken kommen, die vom NCC aus per Boot auf Ausflugsfahrten angesteuert werden – eine solche Exkursion ist ein absolutes Muss für jeden Naturliebhaber!

 

Sollte ich in Zukunft noch einmal nach Ecuador reisen können, dann möchte ich auf alle Fälle wieder Zeit im Napo Cultural Center verbringen. Denn abgesehen davon, dass man dort die Natur und die Kultur ausgiebig erkunden kann, habe ich mich in meinem Bungalow mit Hängematte ausgesprochen wohlgefühlt. Auch die Verpflegung war erstklassig.

Tipp: Ein Aufenthalt im Napo Cultural Center lässt sich übrigens mit Übernachtungen im nahe gelegenen Napo Wildlife Center kombinieren.

Impressionen aus dem Napo Cultural Center

Natur rund um das Napo Cultural Center


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