Die Familie der Waldsänger ist ausschließlich in Amerika beheimatet. Derzeit sind der Wissenschaft 115 Arten bekannt. In Costa Rica wurden bisher 50 Spezies nachgewiesen, von denen die meisten fast das ganze Jahr über anzutreffen sind. Auf meinen Reisen konnte ich selbst Individuen von 15 Arten beobachten und acht Arten fotografieren.
Fichtenwaldsänger (Blackburnian Warbler, Setophaga fusca)
Nur 11,5 Zentimeter ist der Fichtenwaldsänger groß. Auf der Körperoberseite ist sein Gefieder grauschwarz. Helle Bereiche zieren die Flügel. Im Gesicht, an der Kehle und an der oberen Brust sind die Federn bei den Männchen kräftig gelb, bei den Weibchen ist das Federkleid dort orange. Eine dunkelgraue Maske ist ebenfalls typisch für diese Vögel. Hell bis cremeweiß ist das Gefieder auf der Unterseite des Körpers gefärbt, an den Flanken verlaufen graue Streifen. Der kleine, spitze Schnabel ist dunkelgrau, die Beine sind graubraun. Insekten bilden die hauptsächliche Nahrung der Fichtenwaldsänger, doch auch Beeren und Früchte verschmähen die Vögel nicht. Die Brutgebiete dieser Vogelart liegen im Norden des amerikanischen Kontinents. Den Winter verbringen die Tiere in den Anden oder in Venezuela sowie Panama. In Costa Rica sind sie meist als Durchzügler in der Zeit vom späten August bis in den späten Oktober sowie im April zu beobachten. Sie halten sich dort hauptsächlich in Bergwäldern auf.
Gelbscheitel-Waldsänger (Chestnut-sided Warbler, Setophaga pensylvanica)
Egal, ob man dem Gelbscheitel-Waldsänger begegnet, während er sein Brut- oder sein Schlichtkleid trägt, in beiden Fällen befinden sich an den Flügeln zwei für die Art charakteristische gelbe Streifen. Diese Tiere sind 11,5 Zentimeter groß und neun Gramm schwer. Im Schlichtkleid, das sie während des Winterhalbjahres tragen, sehen beide Geschlechter nahezu gleich aus. Auf der Oberseite des Körpers ist das Gefieder oliv gefärbt, Krone und Nacken sind gelb; die Federn auf der Unterseite sowie im Gesicht sind hellgrau. Bei den Weibchen fehlt der rötlichbraune Bereich an den Flanken oder er ist allenfalls sehr blass ausgeprägt. Während der Fortpflanzungsperiode und somit im Sommerhalbjahr sind die Männchen farbenfroher gefärbt. An den Flanken sind ihre Federn dunkel rötlichbraun. Außerdem haben die Männchen eine leuchtend gelbe Krone. Das Gesicht wird von einem schwarzen Streif an jeder Seite geziert, der an der Schnabelbasis beginnt und sich kurz vor dem Auge Y-förmig aufteilt. Ein Schenkel des Ypsilons bedeckt das Auge, der andere läuft darunter entlang. Beide schwarzen Streifen schließen einen weißen Bereich in der Ohrgegend ein. Auf dem Rücken und an den Flügeln sind die Federn dunkelgrau und weiß gestreift. Im Winterhalbjahr kann man den Gelbscheitel-Waldsänger in nahezu ganz Costa Rica von der Küste und bis in Höhenlagen von 1.850 Metern antreffen. Kleine Insekten, Raupen und Spinnentiere bilden die Nahrung dieser Vögel. Ihre Brutgebiete liegen in Zentral- und Ostkanada sowie in den nordöstlichen USA. Gelbscheitel-Waldsänger überwintern in Mittelamerika, in der Karibik sowie in Nordkolumbien und Nordwestvenezuela.
Goldwaldsänger (Yellow Warbler, Setophaga petechia)
In Costa Rica trifft man während des Winterhalbjahrs mancherorts diese auffällig gelb bis olivgrün gefärbten Vögel an. Von Ende August oder Anfang September bis in den Oktober hinein treffen sie in dem Land ein. Sie verlassen Costa Rica Anfang bis Mitte Mai wieder, um in ihre nördlichen Brutgebiete zu ziehen. Ausgewachsene Goldwaldsänger sind 11,5 Zentimeter lang und neun Gramm schwer. Von anderen gelben Waldsängerarten ist der Goldwaldsänger durch seine gelben Schwanzfedern zu unterscheiden, die nur er trägt. Bevorzugt leben diese zierlichen Vögel in Sekundärwäldern, auf mit Büschen durchsetzten Feldern und Weiden, in halb offenem Kulturland sowie in Gärten und Mangroven. Bis in Höhenlagen von 1.500 Meter sind diese Vögel in beiden Landesteilen Costa Ricas zu beobachten. Die Brutgebiete dieser Spezies liegen in den USA, in Kanada und in Alaska. Ganzjährig leben Goldwaldsänger in Teilen der Karibik sowie auf den Galápagos-Inseln, Überwinterer sind sie hingegen in Mittelamerika und im nördlichen Südamerika. In Costa Rica kann außerdem man eine Unterart des Goldwaldsängers antreffen, deren Individuen einen roten Kopf haben. Es handelt sich bei ihnen um Mangrovebaum-Waldsänger (Setophaga petechia erithachorides).
Halsband-Waldsänger (Collared Redstart, Myioborus torquatus)
Diese 12,5 Zentimeter großen Vögel leben in Costa Rica in den eher kühlen und feuchten Wäldern in Höhenlagen ab 1.600 Meter. Auf dem Kopf haben sie eine rote Federkrone, die von einem schwarzen Rand gesäumt wird. Maske und Kehle sind gelb gefärbt, wobei sich diese Farbe bis in den Nacken fortsetzt. Dort, wo die Brust beginnt, ziert ein dünner schwarzer Bereich das Gefieder, das von der Brust abwärts gelb gefärbt ist. Die Federn der Flügel, des Rückens und des Schwanzes sind dunkel schieferfarben; die äußeren beiden Schwanzfedern sind weiß. Beine, Schnabel und Augen sind schwarz. Insekten bilden die Nahrung dieser Vögel. Das Verbreitungsgebiet der Art erstreckt sich über das Hochland Costa Ricas und den Westen Panamas, sie ist dort endemisch.
Kletterwaldsänger (Black-and-White Warbler, Mniotilta varia)
Vom nordamerikanischen Kontinent kommend, treffen von August bis Oktober die Kletterwaldsänger in Costa Rica ein, um den Winter dort zu verbringen. Ende März bis Mitte April beginnen die Tiere damit, wieder zurück gen Norden in ihre Brutgebiete zu ziehen. In Costa Rica halten sich diese 13 Zentimeter langen Vögel am liebsten in Wäldern auf, in denen es sehr hohe Bäume gibt. Sie kommen vom Tiefland bis in Höhenlagen von maximal 2.500 Meter vor. Das Gefieder der Männchen ist auf der Oberseite des Körpers und auf den Flügeln schwarz-weiß gestreift, die Federn auf der Körperunterseite sind überwiegend rein weiß. Der Schnabel ist kurz, gerade und schwarz. Weibchen tragen nicht so viele schwarze Streifen, wodurch sie insgesamt etwas blasser wirken als ihre männlichen Artgenossen. Einige der Streifen sind bei ihnen zudem eher grau als schwarz. Kletterwaldsänger sind Insektenfresser. Ihren Nachwuchs ziehen diese Vögel in Kanada sowie in den USA groß. Manche Literaturquellen bezeichnen diese Vogelart alternativ als Baumläuferwaldsänger.
Mangrovebaum-Waldsänger (Mangrove Warbler, Setophaga petechia erithachorides)
Von Nordamerika (Kanada und Alaska – dies sind die Brutgebiete) bis in südamerikanische Länder wie Brasilien, Peru und Bolivien erstreckt sich das riesige Verbreitungsgebiet des Goldwaldsängers (Setophaga petechia). Innerhalb dieses großen Areals kommen mehrere Unterarten vor, darunter der Mangrovebaum-Waldsänger (Setophaga petechia erithachorides), den ich in Costa Rica beobachten konnte. Individien dieser Unterart sind 12,5 Zentimeter groß und anhand ihrer typischen Färbung leicht zu erkennen. Männliche Tiere haben am Kopf dunkelrote Federn, an der Kehle ist das Gefieder ebenso gefärbt. Auf der Oberseite des Körpers ist das Federkleid olivgrün, die Federn auf der Unterseite des Körpers sind leuchtend gelb. Ein feines Streifenmuster bedeckt das Gefieder an Brust, Bauch und Flanken. Bei den Weibchen ist das Gefieder lediglich oben auf dem Kopf rot gefärbt, die Federn im Gesicht sind allenfalls rötlich überhaucht. Zudem sind die Federn an der Brust weniger stark gestrichelt, als dies bei den Männchen der Fall ist. Wie es der deutsche Name vermuten lässt, bewohnen diese Vögel Mangroven. Sie ernähren sich von kleinen Insekten, die sie in der Vegetation aufspüren. An der Karibikküste Costa Ricas kommen diese Vögel nur zwischen Moín und Matina vor, an der Pazifikküste sind sie hingegen sehr viel weiter verbreitet. Das gesamte Verbreitungsgebiet der Unterart Setophaga petechia erithachorides reicht von Nordwestmexiko bis nach Peru.
Rotkappen-Waldsänger (Rufous-capped Warbler, Basileuterus rufifrons)
Zwischen zwölf und 13 Zentimeter ist der Rotkappen-Waldsänger groß. Anhand ihrer Gefiederfärbung lassen sich die beiden Geschlechter dieser Spezies unterscheiden. Bei den Männchen sind die Federn auf der Körperoberseite olivgrün bis olivbraun gefärbt, an Kehle und Brust sind sie leuchtend gelb. Der Rest der Körperunterseite ist mit grauweißen Federn bedeckt. Am Kopf tragen sie rote Federn. Ihr breiter, geschwungener weißer Überaugenstreif sowie hellgraue untere Wangenpartien stehen dazu in einem auffälligen Kontrast. Der kurze Schnabel ist dunkel, die Beine sind grau bis fleischfarben. Weniger kräftig ist die Gefiederfärbung der Weibchen. Bei ihnen sind zudem die Federn auf der Körperunterseite insgesamt gelblich, weshalb ihnen der stark abgegrenzte gelbe Brustfleck fehlt. Insekten und deren Larven, darunter hauptsächlich Raupen, sowie weitere Wirbellose und einige Beeren bilden die Nahrung der Rotkappen-Waldsänger. Sie leben im nördlichen pazifischen Tiefland Costa Ricas bis in Höhen von 1.200 Meter sowie lokal im Valle Central. Das Verbreitungsgebiet der Spezies erstreckt sich von Nordwestmexiko bis Nordwestvenezuela.
Schmätzerwaldsänger (Buff-rumped Warbler, Myiothlypis fulvicauda)
Diese Vögel sind 13 Zentimeter lang. Ihre Federn an Kopf, Nacken und Flügeln sind dunkelbraun bis olivbraun gefärbt, ein heller Überaugenstreif durchsetzt diesen dunklen Gefiederbereich. Auf der Unterseite des Körpers ist das Gefieder hell mit rotbraunen Flanken. Der Schnabel ist dunkel und die Beine sind bräunlich. Von Honduras bis ins nordwestliche Peru und bis in den westlichen Teil des Amazonasgebiets in Brasilien reicht das Verbreitungsgebiet dieser Spezies. Im karibischen Tiefland Costa Ricas ist der Schmätzerwaldsänger weit verbreitet, im südlichen pazifischen Tiefland kommt er ebenfalls vor. Auf der karibischen Landesseite sind die Tiere bis in Höhenlagen von 1.100 Metern anzutreffen, auf der pazifischen Seite sogar bis auf 1.500 Meter Höhe. In manchen Literaturquellen werden diese Vögel als Cremebürzel-Waldsänger bezeichnet. Sie leben für gewöhnlich in der Nähe fließender Gewässer und hüpfen häufig auf dem Boden in der Uferzone umher. Sie suchen dort nach kleinen Wirbellosen, die ihre Nahrung bilden.