In Costa Rica ist die Familie der Tauben mit 27 Arten vertreten, von denen eine – die Stadttaube, auch Straßentaube genannt – von Menschen eingeführt wurde. Während meiner Reisen konnte ich acht Arten beobachten und fotografieren, sie werden in diesem Kapitel vorgestellt.

Blauringtaube (White-tipped Dove, Leptotila verreauxi)

Mit ihrer Körpergröße von 26 Zentimeter gehört die Blauringtaube in Costa Rica zu den größeren Vertretern ihrer Familie. Das Gewicht ausgewachsener Tiere beträgt 165 Gramm. Im Hals- und Kehlbereich ist das Gefieder weißlich, im Gesicht können die Federn rosa sein, sie sind jedoch bei fast allen Tieren grau gefärbt. An Brust und Bauch ist das Federkleid cremefarben bis hellgrau. Am Rücken sind die Federn dunkelbraun, was für die Flügel und den Schwanz gleichermaßen gilt. Grau ist das Gefieder am Hinterkopf und im Nacken. Schräg hinter und unter den Augen liegt bei manchen Tieren ein rötlicher Gefiederbereich. Die Iris ist orange gefärbt, rund um die Augen befindet sich ein oft bläulich schimmernder nackter Bereich, der im Deutschen für die Namensgebung Pate stand. Allerdings ist er nicht immer auffällig blau, sondern kann eher rosafarben wirken. Der Schnabel ist dunkelgrau und die Beine sind rötlich. Im pazifischen Landesteil Costa Ricas ist diese Vogelart häufig anzutreffen. Bis in Höhenlagen von 800 Meter im Bereich der nördlichen Gebirgskette und bis zu 1500 Meter im Süden des Landes kommen Blauringtauben vor. Von Mexiko bis ins Zentrum Südamerikas erstreckt sich das Verbreitungsgebiet dieser Spezies.

Inkatäubchen (Inca Dove, Columbina inca)

Im nordwestlichen Tiefland Costa Ricas kommt das Inkatäubchen recht häufig vor. Dagegen sind die Vögel im Südwesten des Landes weniger stark präsent – mit sinkender Tendenz. Rund um Puerto Quepos oder in der Nähe von Puntarenas kann man die 20 Zentimeter langen Tiere aber mit großer Wahrscheinlichkeit antreffen und gut beobachten. Bei Puerto Quepos sind sie in den 1970er-Jahren erstmals in Erscheinung getreten. Seitdem haben sie sich aus eigener Kraft in Costa Rica ausgebreitet. Das Gefieder der Inkatäubchen ist überwiegend graubraun gefärbt. Einige Bereiche ihres Federkleides schimmern ein wenig rosa. Am Bauch tragen die Federn einen Hauch von Cremeweiß, der Schnabel ist schwarz, die Beine fleischfarben und die Iris auffällig rot. Am liebsten halten sich Inkatäubchen in leicht bewaldeten Gebieten auf. Häufig laufen sie in kleinen Gruppen über den Boden, wo sie nach Nahrung suchen. Diese besteht vor allem aus Grassamen. Das Verbreitungsgebiet der Inkatäubchen reicht vom Südwesten der USA über Mexiko bis nach Costa Rica.

Kurzschnabeltaube (Short-billed Pigeon, Patagioenas nigrirostris)

Vom südlichen Mexiko über Mittelamerika bis in den Nordwesten Kolumbiens reicht das Verbreitungsgebiet der Kurzschnabeltaube. Diese Vögel sind circa 26 bis 26,5 Zentimeter groß. Ihr gesamter Gefieder ist matt weinrot, die Flügel sind dabei auf der Oberseite dunkler und mehr ein wenig olivfarben. Der Schwanz und die großen Federn an den Flügeln sind recht dunkel. Nirgendwo im Gefieder befindet sich ein Muster, somit ist das Aussehen der Kurzschnabeltauben eher schlicht und dezent. Schwarz ist der Schnabel; die Beine, Füße und die Iris sind purpurrot. Weibchen sind daran zu erkennen, dass ihr Gefieder ein wenig blasser und bräunlicher gefärbt ist als das Federkleid ihrer männlichen Artgenossen. Kurzschnabeltauben halten sich gern in halb offenen Waldlandschaften auf, man trifft sie vor allem im Kronenbereich an. Die Vögel bleiben das gesamte Jahr über verpaart. Früchte von Cecropia sp. bilden einen großen Teil ihrer Nahrung. Daneben stehen weitere Früchte, Beeren und kleine Wirbellose auf ihrem Speisezettel. Beobachten kann man Kurzschnabeltauben in Costa Rica im karibischen Tiefland bis in Höhenlagen von etwa 1100 Meter sowie im pazifischen Landesteil von der Küste bis in eine Höhe von circa 1450 Meter. Sie bevorzugen feuchte Lebensräume, im trockenen nordwestlichen Pazifiktiefland kommen sie nicht vor.

Rosttäubchen (Ruddy Ground Dove, Columbina talpacoti)

Von zierlicher Gestalt sind die nur 16,5 Zentimeter langen Rosttäubchen. Anhand ihrer Gefiederfärbung lassen sich die beiden Geschlechter unterscheiden. Männchen haben am Rücken rötlichbraune bis rostfarbene Federn, ihre Flügel sind genauso gefärbt. Weibchen tragen dagegen ein eher graues Gefieder, das lediglich einen leichten Rotschimmer zeigt. An der Brust haben die Männchen hellgraue Federn, ihr Kopf ist etwas dunkler grau befiedert. Kurz und ein wenig nach unten gebogen ist der helle Schnabel. Auffällig rötlich ist die Iris der Rosttäubchen. Meist sind diese kleinen Vögel paarweise anzutreffen. Sie halten sich gern auf dem Boden auf. Bevorzugte Lebensräume der Rosttäubchen sind entwaldete Tieflandgebiete im karibischen Landesteil Costa Ricas bis in Höhenlagen von 1400 Meter. Auf der pazifischen Seite des Landes kommen sie bis in 1200 Meter Höhe vor. Heimisch sind Rosttäubchen von Mexiko über Mittelamerika bis nach Peru, Brasilien, Paraguay und Argentinien. Außerdem kommen sie auf Trinidad und Tobago vor.

Rotrückentaube (Rufous Pigeon, Patagioenas cayennensis)

Sowohl im karibischen als auch im pazifischen Tiefland Costa Ricas kommt nur eine überdurchschnittlich große Taubenart vor: die Rotrückentaube. Mit ihrer Körperlänge von 30 Zentimeter sind diese Vögel weithin sichtbar, da sie normalerweise in den Baumkronen sitzen und ihre Umgebung im Blick behalten. Die Federn an Brust und Schultern dieser Vögel sind rostfarben, der Abschnitt vom unteren Bauch bis zur Kloake trägt hellgraue Federn. Am Hinterkopf ist das Federkleid schiefergrau gefärbt. Am Oberkopf und an der Stirn sind die Federn dunkelrostrot. Auffällig ist der leuchtend rote Irisring, der seinerseits von einem grauen Hautring umgeben ist. Die Beine und Füße dieser Tauben sind rötlich. Weibchen sind daran zu erkennen, dass ihre Federn auf der Körperoberseite weniger stark rötlich gefärbt sind als die der Männchen. Rotrückentauben schließen sich gern zu Schwärmen von zwölf oder mehr Individuen zusammen. Sie ernähren sich von Beeren. Das Verbreitungsgebiet dieser Vogelart reicht vom Südwesten der USA bis nach Zentralpanama. Darüber hinaus leben Rotrückentauben im westlichen Südamerika.

Rotschnabeltaube (Red-billed Pigeon, Patagioenas flavirostris)

Die Rotschnabeltaube ist bis zu 37 Zentimeter lang. Das Gefieder dieser Tiere ist überwiegend weinrot gefärbt, am Rücken ist es eher bräunlich. Der Schwanz, die langen Federn an den Flügeln und die Federn am Bauch sind grau. Auffällig rot ist die Iris, der Schnabel ist cremeweiß mit roter Basis. Korallenrot sind die Beine und Füße dieser Vögel. Junge Rotschnabeltauben sind insgesamt ein wenig blasser gefärbt als ihre erwachsenen Artgenossen. Meist sieht man diese Vögel einzeln oder paarweise, Schwärme bilden sie fast nie. Offene Landschaften mit eingestreuten Bäumen, Kulturland und große Waldlichtungen sind typische Lebensräume, in denen man Rotschnabeltauben antrifft. Beeren und Samen stehen auf dem Speiseplan dieser Vögel. In Costa Rica sind die Tiere nahezu überall heimisch. Vor allem im trockenen nordwestlichen Tiefland ist sie häufig anzutreffen, im Valle Central kommt die Spezies ebenfalls vor. Im karibischen Tiefland ist die Rotschnabeltaube dagegen eher selten zu beobachten. Ganz im Südosten des Landes nahe der Grenze zu Panama trifft man die Vögel praktisch gar nicht an. Das Verbreitungsgebiet der Blauringtauben reicht von Nordwestmexiko und dem südlichen Texas bis nach Costa Rica.

Stadttaube (Feral Pigeon, Columba livia var. domestica)

Stadttauben, auch Straßentauben genannt, stammen von der Felsentaube (Columba livia) ab. Diese Vogelart hat früher weitab menschlicher Siedlungen in der Natur gelebt. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet liegt in Eurasien und in Teilen Afrikas. Dort leben und brüten die Vögel auf Felsklippen und in steilen felsigen Wänden, was sich am deutschen Namen der Art ablesen lässt. Der Mensch domestizierte die Felsentaube, um sie beispielsweise als Nahrungsquelle oder als Brieftaube zu nutzen. Etliche dieser Haustauben verwilderten und wurden zu den Stadttauben, die wiederum vom Menschen in viele Teile der Welt gebracht wurden. Wie kaum eine andere Spezies konnten sie sich an höchst unterschiedliche Umgebungsbedingungen anpassen, weshalb man sie heute nahezu weltweit antreffen kann – auch in Costa Rica. Im Siedlungsraum nutzen die Stadtauben unsere Gebäude als Ersatz für Felsen, auf denen ihre Vorfahren einst gebrütet haben. Etwa 33 Zentimeter sind Stadttauben groß und sie sind farblich sehr variabel. Von grau über weiß bis schwarz ist ihr Gefieder gefärbt. Ihre Iris ist orange, die Beine sind rot. Antreffen kann man Straßentauben in Costa Rica an zahlreichen Stellen. Besonders viele dieser Vögel leben in San José auf dem Platz vor dem Nationaltheater.

Weißflügeltaube (White-winged Dove, Zenaida asiatica)

Die Weißflügeltaube ist 27 Zentimeter groß. Ihr Gefieder ist größtenteils blassbraun, auf der Oberseite des Körpers ist es dunkler als auf dessen Unterseite. An den Wangen tragen die Vögel je einen auffälligen schwarzen Fleck. Ihre Schwungfedern sind schwarz, die Steuerfedern sind an den Spitzen weiß. Auf den Flügeln verläuft ein weißes Band. Rund um die Augen tragen die Vögel keine Federn, dort ist die Haut kräftig himmelblau gefärbt. Rot sind die Irisringe, die Beine und Füße sind korallenrot gefärbt. Trockene Landschaften mit dornigen Gebüschen und Kakteen sowie vereinzelt eingestreuten Bäumen bilden den bevorzugten Lebensraum dieser Vögel. Sie ernähren sich von Samen, Beeren und Früchten. In Costa Rica kann man Weißflügeltauben vor allem im trockenen nordwestlichen pazifischen Landesteil beobachten, in anderen Gegenden kommt die Art nicht oder nur selten vor. Das Verbreitungsgebiet der Spezies reicht von den südwestlichen USA bis nach Zentralpanama. Darüber hinaus leben die Tiere im westlichen Südamerika von Südwestecuador bis nach Nordchile. Auf den Bahamas und den Großen Antillen sind sie ebenfalls heimisch.