Mit 32 Arten ist die Familie der Schnepfenverwandten (Scolopacidae) in Costa Rica vertreten. Etliche lassen sich fast ausschließlich entlang der Küste beobachten, manche kommen zudem – zumeist in der Nähe von Gewässern – im Binnenland vor. Während meiner Reisen konnte ich sieben Arten beobachten und fotografieren, die ich auf dieser Seite vorstelle.

Drosseluferläufer (Spotted Sandpiper, Actitis macularius)

Zwischen 18 und 20 Zentimeter beträgt die Körperlänge des Drosseluferläufers. Das Aussehen dieser Vögel ist von den Jahreszeiten abhängig. Während der Balz- und Brutperiode tragen die Tiere ihr Prachtkleid. Dann ist das Gefieder auf der Oberseite des Körpers braun und auf der Unterseite weißlich. Dort sind die Federn mit dunklen Flecken durchsetzt – daher rührt auch der englische Name der Spezies. Die braunen Federn der Oberseite tragen einige dunkle Striche. Auffällig ist der dunkle Augenstreif, der oben und unten von schmalen hellen Streifen gesäumt wird. Im Schlichtkleid, das die Vögel außerhalb der Fortpflanzungsperiode tragen, fehlen die Punkte und Striche im Gefieder. Ganzjährig sind die Beine gelblich bis fleischfarben. Der Schnabel ist im Prachtkleid blassorangerot und an der Spitze ein wenig dunkler als an der Basis. Im Schlichtkleid ist er eher bräunlichrot und weniger kräftig gefärbt. Zu finden sind die Vögel an Wasserläufen, in Überflutungsgebieten und an der Küste. Ein besonderes Erkennungsmerkmal der Tiere ist es, sehr häufig mit dem Hinterleib zu wippen. Den größten Teil der Nahrung der Drosseluferläufer machen Wirbellose aus. In Costa Rica lassen sich Drosseluferläufer im Winterhalbjahr beobachten.

Einsamer Wasserläufer (Solitary Sandpiper, Tringa solitaria)

Der Einsame Wasserläufer erreicht eine Körpergröße von 18 bis 21 Zentimeter. Seine Flügelspannweite kann 55 bis 60 Zentimeter betragen. In Alaska liegen die Brutgebiete dieser Vogelart, die den Winter im östlichen Mittelamerika, in der Karibik und in Südamerika verbringt. Das Prachtkleid dieser Tiere ist auf der Oberseite des Körpers bräunlich gefärbt. Am Kopf sind ist das Federkleid fein weiß gestrichelt. Vor den Augen ist je ein zarter weißer Überaugenstreif zu erkennen; unter dem weißen Streif befindet sich ein dünner dunkler Streif. Weißlich ist das Gefieder auf der Unterseite des Körpers, die Brust ziert ein ein dunkelbraunes Strichmuster. An Kopf und Brust sind die Federn im Schlichtkleid eher graubraun gefärbt und die Strichelung ist deutlich schwächer ausgeprägt als es beim Prachtkleid der Fall ist. Dunkelbraun ist die Iris, die langen Beine sind oliv oder graugrün. Der Schnabel ist schwarz und zur Basis hin etwas heller. Im Wasser finden Einsame Wasserläufer ihre Nahrung. Sie besteht aus Wirbellosen, kleinen Fischen und Amphibien.

Kleiner Gelbschenkel (Lesser Yellowlegs, Tringa flavipes)

Der Kleine Gelbschenkel ist bis zu 27 Zentimeter groß. Diese Vogelart ist in Costa Rica in Sümpfen, auf Schlickflächen und in Salinen in der Nähe der Küste sowie mitunter auf überfluteten Wiesen anzutreffen. Allerdings halten sich diese Tiere nicht das gesamte Jahr über in dem Land auf. Kleine Gelbschenkel sind Zugvögel, die in Costa Rica lediglich von August bis Mitte Oktober und von März bis Anfang Mai auftreten, während sie rasten. Auf der Körperoberseite sind ihre Federn dunkelbraun und mit weißen Flecken durchsetzt. Am Rumpf sind die Federn weiß, dies gilt ebenso für den Schwanz. Jedoch tragen die Schwanzfedern außerdem braune Striche, die ein Bandmuster bilden. Auf der Unterseite sind die Flügel weiß, der schwarze Schnabel ist relativ lang und gerade. Gelb sind die Beine gefärbt. Auf dem Speiseplan der Kleinen Gelbschenkel stehen Krustentiere, Mollusken und Insekten. Das Brutgebiet dieser Vogelart reicht von Alaska bis nach in Nordwest- und Zentralkanada, sie überwintern in den südlichen USA, in Mittelamerika und in Südamerika.

Regenbrachvogel (Whimbrel, Numenius phaeopus)

Regenbrachvögel sind bis zu 47 Zentimeter groß, ihre Flügelspannweite misst knapp 90 Zentimeter. Meist halten sich diese Vögel in Sümpfen oder auf Schlickflächen auf. An der Küste, zum Beispiel auf Felsen mit kleinen Gezeitentümpeln, sowie an Flussmündungen sind sie genauso anzutreffen. Ein typisches Merkmal dieser Tiere ist der lange und leicht nach unten gebogene Schnabel. Mit ihm stochern die Vögel im Schlick oder Sand nach Mollusken, Insekten und Krustentieren. Ihr Gefieder ist auf der Körperoberseite graubraun gefärbt und mit hellen Flecken durchsetzt, die Federn auf der Unterseite des Körpers sind weiß. An den Flanken befinden sich einige braune Streifen. Braun ist auch die Krone gefärbt, an den Augen verläuft je ein dunkler Streif und am restlichen Kopf sind die Federn hellgraubraun. Blaugrau sind die Beine, der Schnabel ist schwarz. An der Basis ist der Unterschnabel mancher Individuen rosa. Für gewöhnlich schließen sich Regenbrachvögel zu kleinen Gruppen zusammen, aber auch einzeln findet man sie in ihrem Lebensraum. Diese Vogelart ist in Costa Rica nur zu bestimmten Zeiten zu beobachten, denn es handelt sich bei Regenbrachvögeln um Zugvögel. Von August bis September sowie Ende März bis April beziehungsweise Anfang Mai hat man die Chance, die Tiere zu sehen. Sie brüten in Alaska und Nordkanada und überwintern im Süden der USA, in Mittelamerika und in Teilen Südamerikas.

Schlammtreter (Willet, Tringa semipalmata)

Von August bis September sowie von Ende März bis Ende Mai können Schlammtreter in Costa Rica beobachtet werden. Diese Vögel sind etwa 38 Zentimeter groß und sie haben lange dünne Beine. Ihre Flügelspannweite kann 70 bis 80 Zentimeter betragen. Meist sind die Männchen geringfügig kleiner als die Weibchen. Auf der Oberseite des Körpers und auf den Flügeln ist das Gefieder braun mit einem feinen weißen Muster aus Flecken und Streifen. Die Federn auf der Körperunterseite sind weißlich. Im Prachtkleid befinden sich an der Brust und an den Flanken braune Flecken und Streifen. Auffällig ist ein heller Augenring. Außerdem tragen die Vögel einen mehr oder minder stark ausgeprägten hellen Überaugenstreif, der insbesondere im Bereich zwischen Augen und Stirn meist recht kräftig ist. Der dünne gerade Schnabel ist an der Basis rosa, der Rest ist dunkelgrau bis schwarz, die Beine sind grau. Im Flug werden die schwarz-weiß gefärbten Schwungfedern (große Federn an den Flügeln) sichtbar, die Unterseite der Flügel ist komplett in diesen beiden Farben gehalten. Insekten, kleine Krustentiere und Würmer bilden die Nahrung dieser Vögel, die in Costa Rica vor allem am Golf von Nicoya entlang der Küste beobachtet werden können. Im karibischen Landesteil sind sie hingegen sehr viel seltener anzutreffen. Die Brutgebiete des Schlammtreters befinden sich im Nordwesten der USA sowie im südlichen bis mittleren Kanada, das Vorkommen erstreckt sich bis in den Süden der USA (Texas) sowie auf die Bahamas und schließt einigen Westindische Inseln mit ein. Den Winter verbringen viele dieser Vögel im nördlichen Teil Südamerikas.

Steinwälzer (Ruddy Turnstone, Arenaria interpres)

Zu den in Costa Rica regelmäßig anzutreffenden Durchzüglern gehört der Steinwälzer. Die Tiere halten sich zwischen August und Oktober beziehungsweise von Ende März bis Ende Mai in dem Land auf. Sie erreichen eine Körpergröße von bis zu 23 Zentimeter und ihr Gefieder ist grau, braun, weiß und schwarz gefärbt; das Muster ist jeweils individuell. Während der Fortpflanzungsperiode, also wenn sie ihr Prachtkleid tragen, sehen Steinwälzer besonders hübsch aus, denn dann ist ihr Gefieder sehr kontrastreich gefärbt. Im Schlichtkleid weist es weniger Schwarzanteile auf. Es ist auf der Körperoberseite schlicht bräunlich gefärbt und nur wenig gemustert. Aufgrund ihrer besonderen Angewohnheit, Steine umzudrehen und darunter nach Nahrung zu suchen, tragen die Steinwälzer ihren deutschen Namen. Diese Vögel halten sich gern an Küsten und Flussmündungen sowie in Salinen auf. Sie fressen kleine Tiere wie Würmer und mitunter Krebstiere. Das Brutgebiet dieser Spezies ist sehr groß. Es reicht über weite Teile des nördlichen Eurasiens sowie über das nördliche Amerika. Den Winter verbringen viele Steinwälzer in südlichen Gefilden, etliche aus Nordamerika stammende Individuen überwintern in Südamerika.

Wiesenstrandläufer (Least Sandpiper, Calidris minutilla)

Mit seiner Körpergröße von zehn bis zwölf Zentimeter ist der Wiesenstrandläufer recht zierlich. Er hat eine Flügelspannweite von 32 bis 35 Zentimeter. Tragen sie ihr Prachtgefieder, haben die Tiere einen kastanienbraun gefärbten Oberkopf, auf dieser Grundfarbe befinden sich dunkelbraune und weiße Streifen. Blass kastanienfarben sind die Federn an den Wangen sowie an der Brust, bei einigen Individuen sind sie an der Brust cremefarben. Außerdem befinden sich dort kleine sternförmige Flecken. Dunkelbraun bis schwarz sind die Federn auf der Körperoberseite gefärbt, auf dem Rücken sind die Federn dunkel kastanienfarben bis blassgelblich gesäumt. Auf der Unterseite ist der Körper weiß. Während sie ihr Schlichtkleid tragen, haben die Vögel einen braungrauen Kopf, auch die Oberseite des Körpers ist so gefärbt. Weiß ist die Unterseite gefärbt, an der Brust befinden sich braungraue Streifen. Schwarz ist der an der Spitze leicht nach unten gebogene Schnabel gefärbt, die Iris dieser Vogelart ist dunkelbraun. Die langen Beine und die Füße weisen einen gelblichgrünen Farbton auf. Vom westlichen Teil Alaskas bis nach Labrador liegen die Brutgebiete dieser Spezies, sie brütet jedoch nicht in der kanadischen Arktis. Den Winter verbringen die Tiere in den südlichen USA, in Mittelamerika, auf einigen karibischen Inseln sowie im nördlichen Südamerika. In Costa Rica kann man die Vögel von der Küste bis in Höhenlagen von 1500 Meter beobachten. Auf Schlickflächen suchen sie ihre Nahrung, sie fressen vor allem Wirbellose.