In Costa Rica sind 20 Arten aus der Familie der Reiher heimisch. Diese relativ großen Vögel kommen an Gewässern vor und ich konnte während meiner Reisen in diesem Land mehrere Spezies beobachten. Sie werden in diesem Kapitel gezeigt.
Blaureiher (Little Blue Heron, Egretta caerulea)
Der Blaureiher ist mit seiner Körpergröße von 61 Zentimeter ein mittelgroßer Vertreter seiner Familie. Die Federn am Körper und die Flügel sind bei erwachsenen Tieren schimmernd graublau gefärbt, an Hals und Kopf tragen sie purpurfarbenes bis dunkelbraunes Gefieder. Im Gesicht finden sich unbefiederte graue Bereiche. Die Beine sind graugrün und der Schnabel ist von seiner Basis bis etwa zur Mitte hellgrau, zur Spitze hin ist er schwarz. Viele der Blaureiher, die man in Costa Rica sieht, sind Wintergäste; einige Individuen brüten jedoch sogar im Land. Die Vögel kommen nahezu landesweit vor und halten sich am liebsten in der Nähe von Gewässern auf. Fische und Amphibien gehören zu den Beutetieren der Blaureiher. Das Verbreitungsgebiet dieser Vogelart ist sehr groß. Es reicht von der Ost- und Westküste sowie einigen Bereichen im Landesinneren der USA über die Karibik und Mittelamerika sowie Teile Südamerikas. Dort leben Blaureiher in Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru, Guyana, Französisch-Guyana, Surinam, Brasilien und Bolivien sowie und Chile. Sie kommen jeweils nicht im gesamten Land vor, sondern nur in einigen Arealen.
Grünreiher (Green Heron, Butorides virescens)
In ganz Costa Rica leben Grünreiher bis in Höhenlagen von 1850 Meter. Zu erkennen sind diese Vögel an ihrer typischen Gefiederfärbung: Am Kopf und im Nacken sind die Federn dunkelgrau bis schwärzlich, am Hals und an den Flanken sind sie rötlichbraun. Auf der Oberseite des Körpers ist das Federkleid grünblau bis grüngrau gefärbt, auf der Körperunterseite ist es grau und weist bei einigen Individuen einen rötlichbraunen Farbanteil auf. Ein weißer Streifen verläuft von der Kehle bis zum Bauch, in seiner Mitte befindet sich ein schmaler dunkler Streif. Der Oberschnabel ist dunkelgrau, der Unterschnabel ist gelblich, die langen Beine und die Füße sowie die Iris sind ebenfalls gelb. Grünreiher werden 44 Zentimeter groß. Sie leben in der Nähe von Wasser und in Sumpfgebieten sowie in Mangroven. Fische, Krebstiere, Amphibien und Insekten bilden die Nahrung dieser Vögel. Viele von ihnen brüten in den USA, wo sie nur im Sommer vorkommen. In Zentralmexiko liegen Überwinterungsgebiete. West- und Ostmexiko sowie weite Teile Mittelamerikas und die Karibik sind ganzjährig die Heimat der Grünreiher.
Kahnschnabel (Boat-billed Heron, Cochlearius cochlearius)
Ihre großen dunklen Augen und der wuchtige Schnabel diese Vögel unverwechselbar. Ausgewachsene Kahnschnäbel sind 51 Zentimeter großen und tragen eine blauschwarze Federhaube, die am Hinterkopf herabhängt. An Stirn und Kehle sind die Federn weiß, der Bereich hinter den Augen ist hellbraun mit leichtem Rostfarbton, der sich an Brust und Bauch ebenfalls findet. Die Flügel sind hell aschgrau. Typisch für diese Vögel ist der schuhförmige, breite und schwarz gefärbte Schnabel. An Flussläufen und stehenden Gewässern kommen Kahnschnäbel sowohl im karibischen Tiefland als auch auf der pazifischen Seite Costa Ricas vor. Nachts gehen die Vögel auf die Jagd nach Fischen. An diese Lebensweise sind sie dank ihrer großen Augen bestens angepasst. In kleinen Kolonien brüten diese tagsüber recht geselligen Vögel. Nur an vereinzelten Stellen im Tiefland Costa Ricas sind Kahnschnäbel anzutreffen. Etwas häufiger sind sie in der Gegend des Río Frío sowie in der Tortuguero-Region anzutreffen. Das Verbreitungsgebiet dieser Vogelart reicht vom nördlichen Mexiko bis ins östliche Ecuador sowie bis nach Bolivien und ins nördliche Argentinien.
Krabbenreiher (Yellow-crowned Night Heron, Nyctanassa violacea)
In der Nähe von Gewässern kann man in ganz Costa Rica mit ein wenig Glück Krabbenreiher antreffen. Viele dieser Tiere sind sogenannte Standvögel, sie verbringen demnach das gesamte Jahr in dem Land. Hinzu kommen einige Zuzügler aus dem Norden, die sich nur im Winter im warmen Costa Rica aufhalten. Krabbenreiher sind 61 Zentimeter lang. Sie haben einen auffallend großen Kopf mit dickem Schnabel. Am Kopf der Alttiere ist das Gefieder schwarz, im Bereich der Stirn sind die Federn bauschig und weiß. Am Nacken und auf der Unterseite des Körpers ist das Gefieder grau, die Federn der Flügel sind dunkelgrau mit einem silbrigen Rand. Normalerweise sind Krabbenreiher am Tage aktiv und oftmals einzeln anzutreffen, da sie weniger gesellig sind als andere Reiherarten. Zum Ausruhen halten sich Krabbenreiher gern in Mangroven oder in den Zweigen der Bäume von Galeriewäldern auf. Krabben und Krebstiere bilden die hauptsächliche Nahrung dieser Vögel. Von den südlichen USA über Mittelamerika bis ins nördliche Südamerika erstreckt sich das Verbreitungsgebiet dieser Vogelart.
Kuhreiher (Cattle Egret, Bubulcus ibis)
In Costa Rica sind auf Viehweiden und auf feuchten Wiesen sowie mancherorts an Flussufern und in Küstenregionen Kuhreiher anzutreffen. Diese Vögel halten sich gern in der Nähe größerer Tiere wie etwa Rinder auf, weil sie davon profitieren, dass die Säugetiere ihre Nahrung aufschrecken: Kuhreiher ernähren sich beispielsweise von großen Insekten wie Heuschrecken oder Käfern. Die Vögel sind bis zu 51 Zentimeter groß. Ihr Federkleid ist am gesamten Körper weiß. Während der Brutsaison befindet sich am Kopf ein orange bis hellrostrot gefärbter Gefiederbereich; am Hals können ebenfalls hellrostrot gefärbte Federn vorhanden sein. Der Schnabel und die Iris sind gelb gefärbt, die Beine sind dunkelgrau. Das Verbreitungsgebiet der Kuhreiher ist sehr groß, es erstreckt sich über Teile Nordamerikas, über Mittel- und Südamerika, weite Bereiche des afrikanischen Kontinents, über das südliche Europa, etliche Länder Asiens und über bestimmte Areale Australiens.
Nachtreiher (Black-crowned Night Heron, Nycticorax nycticorax)
Mit seiner Körpergröße von 64 Zentimeter gehört der Nachtreiher zu den mittelgroßen Reihern. Die Krone und der Rücken dieser Vögel tragen schwarze, leicht glänzende Federn, Schwanz und Flügel sind blassgrau. Am restlichen Kopf, auf der Unterseite des Körpers sowie an Hals und Nacken ist das Gefieder weiß. Im Gesicht tragen die Vögel stellenweise kein Gefieder, die Haut ist dort grünlichgelb. Ihre Irisringe sind rot; der lange gerade Schnabel ist überwiegend schwarz und die Beine sind gelb. Während der Brutsaison sind die Gesichtshaut und die Beine heller, außerdem tragen Nachtreiher dann einige lange Schmuckfedern. Diese Vögel verbringen den Winter in Costa Rica. Sie sind von Oktober bis März vor allem im nördlichen Tiefland der pazifischen Seite des Landes anzutreffen. Im karibischen Tiefland sind sie hingegen seltener zu finden. Tagsüber ruhen sich Nachtreiher in Galeriewäldern, Mangroven oder Gebüschen in der Nähe von Gewässern oder Wasserläufen meist auf Bäumen aus. Nachts gehen sie auf die Jagd nach ihrer Beute, die hauptsächlich aus Fischen und Fröschen besteht. Das Verbreitungsgebiet dieser Vogelart reicht vom südlichen Kanada bis nach Feuerland (Tierra del Fuego) tief im Süden des südamerikanischen Kontinents.
Nacktkehlreiher (Bare-throated Tiger-Heron, Tigrisoma mexicanum)
Zwischen 70 und 80 Zentimeter beträgt die Körpergröße des Nacktkehlreihers. Die Tiere sind aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes unverwechselbar. Wie es der deutsche Name andeutet, ist die Kehle unbefiedert. Dort ist die Haut leuchtend gelb. Grau bis graubraun ist die Grundfärbung des Gefieders. Feine schwarze Streifen zieren die Federn. Eine schwarze Kappe befindet sich auf dem Kopf, vom Hals abwärts bis zum Bauch verlaufen zwei weiße, schwarz gesäumte Streifen. Dunkelbraun ist das Gefieder am Bauch. Fische, Frösche und Krebstiere bilden die Hauptnahrung der Nacktkehlreiher. In Costa Rica ist Vogelart sowohl im pazifischen als auch im karibischen Tiefland heimisch, die Tiere kommen jedoch nicht sehr häufig vor. Das Verbreitungsgebiet dieser Spezies reicht von Nordmexiko über Mittelamerika bis nach Nordwestkolumbien.
Schmuckreiher (Snowy Egret, Egretta thula)
Schmuckreiher haben ein rein weißes Federkleid, sie sind rund 61 Zentimeter groß und wiegen circa 375 Gramm. Von anderen Reiherarten mit weißem Gefieder, die in Costa Rica vorkommen, lassen sie sich unter anderem anhand der Färbung ihrer Beine unterscheiden. Diese sind bei erwachsenen Tieren schwarz, wobei ihre Füße gelb sind. Jugendliche Schmuckreiher haben hingegen oliv-gelbe Beine, ihre Füße sind ebenfalls gelb. Der Schnabel ist schwarz, der Bereich zwischen Augen und der Basis des Oberschnabels ist gelb und unbefiedert; auch die Irisringe sind gelb. An Kopf, Hals und Nacken tragen Schmuckreiher während der Brutzeit verlängerte, weiche und leichte Schmuckfedern. In Costa Rica sind diese Vögel während des Winterhalbjahres anzutreffen, sie halten sich vorzugsweise in Marschen und Salinen, an Lagunen sowie Flussmündungen und im Bereich von Gezeitentümpeln auf, wo sie in Gruppen nach Nahrung suchen. Ihr Lebensraum erstreckt sich entlang der Küsten beider Landesteile bis in Höhenlagen von 700 Meter. Im Tempisque-Becken bleiben einige Individuen das ganze Jahr über in Costa Rica, die Vögel brüten dort sogar. Das Verbreitungsgebiet dieser Vogelart erstreckt sich vom Norden der USA bis nach Nordargentinien.
Silberreiher (Great Egret, Ardea alba)
In vielen Teilen der Welt ist der Silberreiher heimisch, darunter auch Zentralamerika. Diese Vögel sind 90 bis 100 Zentimeter großen und bis zu 2,5 Kilogramm. Ihr Gefieder ist fast vollständig weiß. Lediglich während der Brutsaison zieren lange Schmuckfedern mit rötlichbraunen Enden diese Vögel. Ihre schwarzen langen Beine stehen zum hellen Gefieder in starkem Kontrast. Der Schnabel ist leuchtend gelb. Die Irisringe sind ebenfalls gelb. Ihr Farbton ist allerdings erheblich blasser als derjenige des Schnabels. Vom Tiefland bis in mittlere Höhenlagen kann man in Costa Rica Silberreiher antreffen, sie leben dort ganzjährig. Besonders gern halten sie sich in Marschen, an Flussufern, Gezeitentümpeln, Salzseen, Flussmündungen und Süßwasserseen auf. Selten trifft man sie allein an, meist ziehen die Tiere die Gesellschaft ihrer Artgenossen vor. Fische und Frösche bilden die Hauptnahrung dieser Vögel.