Die Familie der Eigentlichen Papageien umfasst über 200 Arten, die ihre Verbreitungsgebiete auf verschiedenen Kontinenten haben. Lediglich in der Antarktis kommen keine Papageien vor. In Costa Rica sind 18 Spezies beheimatet, von denen ich während meiner Reise zehn beobachten und immerhin acht fotografieren konnte. Sie werden in diesem Kapitel vorgestellt.

Aztekensittich (Olive-throated Parakeet, Eupsittula nana)

In Wäldern sowie in baumreichen Gegenden entlang von Flüssen kann man im karibischen Tiefland Costa Ricas Aztekensittiche beobachten. Diese Vögel sind etwa 23 Zentimeter groß. Ihr Gefieder ist fast am gesamten Körper grün. Oliv sind die Federn im Kehl- und Brustbereich, um die Augen herum tragen Aztekensittiche einen hellen unbefiederten Ring, der sehr auffällig ist. Mancherorts sind diese Vögel in ihrem Verbreitungsgebiet häufig anzutreffen, an anderen Stellen sind sie dagegen selten. Meist halten sich diese geselligen Papageien paarweise auf. Mitunter schließen sie sich zu kleinen Gruppen zusammen, wobei hier stets die enge Paarbindung zwischen je zwei Vögeln ins Auge fällt. Pflanzliche Kost wie Früchte, Blüten oder Blattknospen bilden die Nahrung dieser Papageien. Entlang der karibischen Seite Mittelamerikas von Mexiko über Belize und Guatemala bis nach Costa Rica und den nordöstlichen Teil Panamas reicht das Verbreitungsgebiet der Vogelart. Auf Jamaika ist sie ebenfalls heimisch. Früher wurde diese Art wissenschaftlich als Aratinga nana bezeichnet.

Elfenbeinsittich (Orange-fronted Parakeet, Eupsittula canicularis)

Sehr gesellige Tiere sind die Elfenbeinsittiche. Man kann bei ihnen einen starken Zusammenhalt der Paare beobachten. Doch damit nicht genug, die Tiere schließen sich gern zu Gruppen zusammen, die zumeist zehn bis 20 Individuen umfassen. Rund 22,5 Zentimeter sind diese Papageien groß. Ihr Gefieder ist fast am gesamten Körper in unterschiedlichen Grünschattierungen gefärbt. Beide Geschlechter sehen gleich aus. Die Federn an der Stirn sind orangerot. Dahinter schließt sich am Oberkopf ein blauer Bereich an, der zum Nacken hin zusehends ins Grünliche verläuft. Rund um die Augen befindet sich ein cremefarbener nackter Hautbereich. Der Schnabel ist hornfarben, die Beine und Füße sind grau. Von Mexiko bis Costa Rica erstreckt sich das Verbreitungsgebiet dieser Vogelart. Elfenbeinsittiche kommen in Costa Rica im nördlichen pazifischen Tiefland sowie örtlich an den Hängen der Cordillera de Guanacaste und der Cordillera de Tilarán vor; außerdem leben sie in den Bergen der Nicoya-Halbinsel. Im Valle Central sind sie hingegen kaum präsent. Früchte, Samen und Blüten bilden die Nahrung dieser Sittiche; die Art wurde früher wissenschaftlich als Aratinga canicularis bezeichnet.

Gelbwangenamazone (Red-lored Parrot, Amazona autumnalis)

Die Gelbwangenamazone ist eine der vier in Costa Rica beheimateten Amazonenarten. Sie wird 34 Zentimeter groß und ihr Gefieder ist überwiegend grün. An der Stirn befindet sich ein leuchtend roter Gefiederbereich, die Federn an den Wangen sind gelb und die Krone ist grünlichblau. Rund um die Augen tragen Gelbwangenamazonen keine Federn, die Haut ist dort weißlich. Orange ist die Iris, der Schnabel ist hornfarben und die Beine sind grünlich-grau. Anzutreffen sind diese Vögel in Costa Rica im feuchten Tiefland beider Landesteile mit Ausnahme des trockenen Nordwestens. Sie fehlen auf der gesamten Nicoya-Halbinsel. Bei dieser Papageienart ist die Paarbindung stark ausgeprägt; die Paare finden sich meist mit anderen zu Gruppen zusammen, so dass man die Vögel häufig in Kleinschwärmen umherstreifen sieht. Hauptsächlich ernähren sich Gelbwangenamazonen von Früchten. Von Mexiko bis ins nordwestliche Kolumbien und bis nach Westecuador ist diese Vogelart verbreitet. Ferner gibt es ein Vorkommen im brasilianischen Amazonasgebiet und die Vögel leben in einem kleinen Teilbereich in Nordwestvenezuela.

Hellroter Ara (Scarlet Macaw, Ara macao)

Die beeindruckendsten Vertreter der in Costa Rica lebenden Papageien sind die Hellroten Aras, die auch als Scharlacharas bezeichnet werden. Diese 84 Zentimeter großen Vögel haben nahezu am gesamten Körper hellrotes Gefieder. Auf der Oberseite ihrer Flügel tragen sie jeweils einen gelben Bereich, der etwa in der Mitte liegt. Ihm schließt sich ein blauer Bereich an, der sich bis zu den Spitzen der Schwungfedern erstreckt. Der untere Rücken sowie die Bürzelgegend tragen ebenfalls blaue Federn. Auf der Unterseite sind die Flügel leuchtend rot. Hell hornfarben ist der Schnabel und im Gesicht befindet sich ein unbefiederter Bereich, dort ist die Haut weißlich. In Costa Rica kommen die Hellroten Aras heute hauptsächlich nur noch in einigen Gegenden entlang der Pazifikküste vor, von 1950 waren sie aus dem karibischen Teil des Landes verschwunden. Nördlich des Tortuguero-Nationalparks soll es inzwischen aber wieder einige Individuen dieser majestätischen Papageien geben. Um diese Vogelart zu sehen, sucht man am besten nach wie vor den an den Pazifik grenzenden Landesteil auf. Vor allem rund um Carara sowie auf der Osa-Halbinsel sind diese Waldbewohner häufig anzutreffen. Meist fliegen die Vögel paarweise von einem Baum zum nächsten, um gemeinsam ihre Nahrung aufzunehmen oder akrobatisch zu klettern. Früchte und andere Pflanzenteile wie Blätter und Blüten stehen auf ihrem Speisezettel. Einst haben Hellrote Aras in weiten Teilen Mittelamerikas gelebt, heute gelten sie in vielen Gegenden als selten oder sie sind lokal ausgestorben. Restvorkommen in teils eng begrenzten Bereichen gibt es in Mexiko, Guatemala, El Salvador, Belize, Nicaragua und Costa Rica sowie Panama. Darüber hinaus ist die Spezies im nördlichen Südamerika bis nach Bolivien verbreitet.

Müller-Amazone (Mealy Parrot, Amazona farinosa)

Etwa 38 Zentimeter beträgt die Körpergröße dieser Vögel. Ihr Federkleid ist überwiegend grün und sie zeichnen sich durch ihren kompakten Körperbau aus. Dieser stämmige Eindruck wird dadurch verstärkt, dass der Schwanz recht kurz ist. Auf der Körperoberseite schimmert das Federkleid leicht bläulichgrün und viele Individuen tragen einen leuchtend gelben Scheitelfleck. Der kräftige, nach unten gebogene Oberschnabel ist überwiegend dunkelgrau; an der Basis kann er helle Abschnitte aufweisen. Meist ist der Unterschnabel hell. Die Iris ist rötlichbraun bis braun, die Beine und Füße sind fleischfarben bis grau. Beide Geschlechter sehen gleich aus. Mülleramazonen leben meist paarweise oder in lockeren kleinen Schwärmen. Zu großen Verbänden finden sich diese Papageien nur selten zusammen. Sie fressen verschiedene Früchte und Samen sowie Blüten und Knospen. In Costa Rica kann man Müller-Amazonen in stark bewaldeten, feuchten Gebieten des karibischen Landesteils sowie im südlichen pazifischen Landesteil beobachten. Das Verbreitungsgebiet dieser Vogelart reicht vom südlichen Mexiko über Zentralamerika bis ins westliche Ecuador, nach Bolivien und Südostbrasilien.

Tovisittich (Orange-chinned Parakeet, Brotogeris jugularis)

Früher ist der Tovisittich nur im nördlichen Bereich der Pazifikküste Costa Ricas heimisch gewesen, heute kommt er auch im karibischen Tiefland vor. Diese geselligen, 18 Zentimeter großen Vögel sind in dem Land innerhalb ihres Lebensraums teils in sehr großer Zahl anzutreffen. Meist halten sie sich in der Nähe ihres Partners auf, mit dem sie in einer sehr engen Beziehung leben. Mit Paaren aus der Nachbarschaft stehen sie so gut wie immer in Rufkontakt und auch mit dem Partner „reden“ sie oft. Das Federkleid der Tovisittiche ist überwiegend grün. Lediglich am Kinn und im Bereich der oberen Flügel sind einige Federn bräunlichrot bis orange gefärbt. Ein Hauch orange findet sich außerdem auf dem Gefieder des oberen Rückens. Die Irisringe sind braun und rund um die Augen befinden sich helle unbefiederte Ringe. Der Schnabel ist rosa bis elfenbeinfarben und die Beine sind fleischfarben. Vor allem in offenen Landschaften mit einzelnen hohen Bäumen fühlen sich diese zierlichen Papageien wohl. Auf dem Speiseplan der ruffreudigen Vögel stehen vor allem Früchte, Blüten und Nektar ergänzen diese Kost. Von Südmexiko über Zentralamerika bis nach Nordkolumbien und Westvenezuela reicht das Verbreitungsgebiet dieser Vogelart.

Veraguasittich (Crimson-fronted Parakeet, Psittacara finschi)

28 Zentimeter ist der Veraguasittich groß, er wird auch Finsch-Sittich genannt. Das Gefieder dieser Papageienvögel ist nahezu am gesamten Körper grün, wobei die Farbschattierungen je nach Körperpartie ein wenig variieren. Die Unterschwanzdecken sind teils gelblichgrün gefärbt, die Flügelspitzen können bläulichgrün sein. Von der Nase aus zieht sich ein leuchtend rot gefärbter Bereich über die Stirn bis zum Oberkopf. An den Flügeln sind auf der Oberseite am Rand kleine rote Bereiche vorhanden, die Unterseite der Flügel ist ebenfalls zum Teil kräftig rot gefärbt. Bei einigen Individuen finden sich im Nacken vereinzelte kleine rote Flecken auf grünem Grund. Rund um die Augen haben Veraguasittiche keine Federn, der nackte Bereich ist hell. Hornfarben ist der Schnabel und die Beine sowie Füße sind fleischfarben. Orange ist die Iris dieser Vögel gefärbt. Veraguasittiche sind sehr gesellige Tiere und sie schließen sich häufig zu großen Gruppen zusammen. Innerhalb dieser Verbände gibt es unter den Paaren einen engen Zusammenhalt. Offene Landschaften mit eingestreuten Bäumen im pazifischen Bereich des Landes werden von ihnen bewohnt. Darüber hinaus kommen diese Papageien im Valle Central vor. Sogar mitten in der Hauptstadt sind sie in großer Zahl anzutreffen. Von Nicaragua über Costa Rica bis nach Panama erstreckt sich das Verbreitungsgebiet dieser Vogelart. Früher lautete ihr wissenschaftlicher Name Aratinga finschi.

Weißstirnamazone (White-fronted Amazon, Amazona albifrons)

Mit ihrer Körpergröße von bis zu 25 Zentimeter gehört die Weißstirnamazone zu den kleineren Arten der Gattung Amazona. Die Grundfarbe des Gefieders dieser Vögel ist grün, wobei die Federn auf der Körperoberseite etwas dunkler sind als die auf der Unterseite. Einen Hinweis auf das Geschlecht können die Schwungfedern der Vögel geben: Sie sind bei männlichen Individuen leuchtend rot gefärbt. Weibchen haben in aller Regel grün gefärbte Schwungfedern, doch in einigen Fällen können sie bei ihnen ebenfalls rot sein. Zwischen Auge und Schnabel und rund um die Augen sind die Federn rot, die Stirn trägt weiße Federn und darüber liegt ein blauer Gefiederbereich. Hellgelblich sind die Irisringe, der Schnabel ist gelbbraun. Waldränder, Lichtungen, halb offene Landschaften in der Nähe von Wäldern und andere ähnliche Lebensräume sind beliebte Aufenthaltsorte dieser Vögel. Meist lassen sie sich paarweise beobachten. Weißstirnamazonen ernähren sich von Früchten und Samen. In Costa Rica leben sie in feuchten Gebieten des Tieflands und der Vorgebirge im gesamten karibischen Landesteil bis in Höhenlagen von 800 Meter. Auf der pazifischen Landesseite kommen sie im Süden bis in Höhen von 1000 Meter vor. Darüber hinaus sind die Tiere in der Gegend um Monteverde anzutreffen. Das Verbreitungsgebiet dieser Vogelart reicht von Nordwest- und Südostmexiko bis nach Costa Rica.