Innerhalb der Klasse der Vögel bilden die Schnepfenverwandten (Scolopacidae) eine Familie, sie umfasst rund 90 Arten. Sie sind auf nahezu allen Kontinenten anzutreffen. Venezuela beherbergt nach bisherigem Kenntnisstand 33 Arten, von denen ich vier während meiner Reise im April 2013 beobachten konnte. Auf dieser Seite werden sie vorgestellt.

Großer Gelbschenkel (Greater Yellowlegs, Tringa melanoleuca)

Zwischen 30,5 und 36 Zentimeter beträgt die Körpergröße des Großen Gelbschenkels. Vom sehr ähnlich aussehenden Kleinen Gelbschenkel, siehe unten, kann er anhand des recht langen Schnabels unterschieden werden. Er ist nicht nur lang, sondern außerdem leicht nach oben gebogen, was das Erkennen der Vogelart erleichtert. Für die Tiere ist er das perfekte Werkzeug, um im feuchten Schlamm nach Nahrung zu stochern. Das Kopfgefieder ist weiß, der schwarze Schnabel steht dazu in starkem Kontrast. Ebenfalls weiß gefärbt sind die Federn am Hals, im Nacken, an der Brust und am Bauch. An Nacken, Hals und Brust befindet sich ein fein gezeichnetes braunes Fleckenmuster. Die Flügel sind bräunlich und die Beine kräftig gelb. In Venezuela ist der Große Gelbschenkel ein Durchzügler oder ein Wintergast. Den Sommer verbringen diese Vögel in Nordamerika. Beobachten lassen sie sich an Gewässern mit seichten, schlammigen Uferzonen und an der Küste.

Kleiner Gelbschenkel (Lesser Yellowlegs, Tringa flavipes)

Der Kleine Gelbschenkel ist bis zu 27 Zentimeter groß. Diese Vogelart ist in Venezuela in Sümpfen, auf Schlickflächen und in Salinen in der Nähe der Küste sowie mitunter auf überfluteten Wiesen anzutreffen. Jedoch ist der Kleine Gelbschenkel nicht das gesamte Jahr über in dem Land heimisch. Er verbringt den Winter dort und bleibt manchmal bis in den Frühling. Das Brutgebiet dieser Vogelart liegt in Alaska sowie in Nordwest- und Zentralkanada. Auf der Körperoberseite sind die Federn dieser Vögel dunkelbraun gefärbt und weißen Flecken durchsetzt. Am Rumpf und am Schwanz tragen sie weiße Federn, wobei braune Striche die Schwanzfedern zieren, wodurch sich ein Bandmuster ergibt. Auf der Unterseite sind die Flügel weiß, der schwarze Schnabel ist relativ lang und gerade. Gelb sind die Beine gefärbt. Kleine Gelbschenkel ernähren sich von Krustentieren, Mollusken und Insekten sowie deren Larven. Die Nahrung wird auf dem Boden gesucht.

Steinwälzer (Ruddy Turnstone, Arenaria interpres)

Während des Winterhalbjahrs kann man in Venezuelas Norden an der Küste mitunter den Steinwälzer antreffen. Diese Vogelart ist bis zu 23 Zentimeter groß. Das Gefieder der Steinwälzer ist grau, braun, weiß und schwarz gefärbt. Die Verteilung der Farben ist individuell unterschiedlich, was es besonders reizvoll macht, diese Tiere zu beobachten. Besonders auffällig sind die Vögel während der Fortpflanzungsperiode gefärbt, allerdings verbringen sie diese Zeit meist nicht in Venezuela. Dort sind sie im Schlichtkleid anzutreffen, das weniger kontrastreich ist als das Prachtkleid. Aufgrund ihrer besonderen Angewohnheit, Steine zu wenden und unter ihnen nach Nahrung zu suchen, tragen die Steinwälzer ihren deutschen Namen. Sie ernähren sich von kleinen Tieren, darunter Würmer und Krebstiere.

Wiesenstrandläufer (Least Sandpiper, Calidris minutilla)

Ein vergleichsweise kleiner Küstenvogel ist der Wiesenstrandläufer, er ist nur zehn bis zwölf Zentimeter groß. Seine Flügelspannweite beläuft sich auf 32 bis 35 Zentimeter. Tragen sie ihr Prachtgefieder, haben diese Vögel einen kastanienbraun gefärbten Oberkopf. Auf dieser Grundfarbe befinden sich dunkelbraune und weiße Streifen. Blass kastanienfarben sind die Federn an den Wangen sowie an der Brust, bei einigen Individuen sind sie an der Brust cremefarben. Außerdem befinden sich dort kleine sternförmige Flecken. Dunkelbraun bis schwarz sind die Federn auf der Körperoberseite gefärbt, auf dem Rücken sind sie dunkel kastanienfarben bis blassgelblich gesäumt. Auf der Unterseite ist der Körper weiß. Während sie ihr Schlichtkleid tragen, haben Wiesenstrandläufer einen braungrauen Kopf, auch die Federn auf der Oberseite des Körpers sind so gefärbt. Weiß ist das Gefieder auf der Körperunterseite gefärbt, an der Brust befinden sich braungraue Streifen. Ihr an der Spitze leicht nach unten gebogener Schnabel ist schwarz, die Iris ist dunkelbraun. Die langen Beine und die Füße zeigen einen gelblichgrünen Farbton. Auf Schlickflächen suchen Wiesenstrandläufer ihre Nahrung, sie fressen überwiegend Wirbellose. In Venezuela sind die zierlichen Vögel vor allem Durchzügler und sind dort von August bis November sowie von Februar bis Mitte Mai zu beobachten.