Weltweit sind der Wissenschaft zurzeit 68 Arten aus der Familie der Reiher bekannt. Sie leben auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis. Bisher wurden in Venezuela 22 Arten nachgewiesen. Während meiner Reise im April 2013 konnte ich mehrere davon beobachten und fotografieren, sie werden auf dieser Seite vorgestellt.

Blaureiher (Little Blue Heron, Egretta caerulea)

Bis zu 61 oder mitunter sogar 64 Zentimeter kann der Blaureiher groß werden. Am gesamten Körper inklusive der Flügel sind die Federn der erwachsenen Individuen schimmernd graublau gefärbt, an Hals und Kopf haben die Tiere purpurfarbenes bis dunkelbraunes Gefieder. Das Gesicht ist teilweise nicht befiedert, dort ist die Haut grau. Von der Basis bis zur Mitte ist der Schnabel hellgrau, von der Mitte bis zur Spitze ist er schwarz, wobei der farbliche Übergang fließend ist. Graugrün sind die Beine gefärbt. Meist halten sich Blaureiher in flachen Gewässern auf, wo sie vor allem Fische und Frösche erbeuten. In Venezuela sind diese Vögel weit verbreitet, sie leben vom Tiefland bis in Höhenlagen von 1.600 Meter.

Dreifarbenreiher (Tricolored Heron, Egretta tricolor)

Feuchte Lebensräume wie Sümpfe, Marschen und Mangroven sind Orte, an denen man den Dreifarbenreiher antreffen kann. Seine Körpergröße beträgt circa 60 Zentimeter, die Tiere können aber durchaus bis zu 66 Zentimeter groß werden. Nahezu auf der gesamten Körperoberseite ist das Gefieder dunkelgrau gefärbt, es weist dort einen leichten Violettschimmer auf. Auf der Unterseite ist das Federkleid weiß, dies gilt auch für einige der Haubenfedern. Darüber hinaus sind die Federn an der Kehle bei den Dreifarbenreihern weißlich gefärbt und im Nacken sind die Vögel sehr fein weiß gestreift. Ihr langer, spitzer Schnabel ist gelblich und hat eine schwarze Spitze, die Beine sind ebenfalls gelb. Im Gesicht befinden sich einige unbefiederte Bereiche, dort ist die Haut orange bis gelb. Recht kräftig ist die Iris gefärbt, sie ist gelblich bis dunkelrot. Dreifarbenreiher fressen vor allem Fisch und Krustentiere. Insekten ergänzen diese Kost. Dreifarbenreiher kommen in den nördlichen Landesteilen Venezuelas vor.

Grünreiher (Green Heron, Butorides virescens)

In Venezuela lebt der Grünreiher als Zugvogel. Er lässt sich vor allem im Winterhalbjahr dort beobachten. Für gewöhnlich kommt er nur in kleiner Zahl im nördlichen Landesteil vor, wo er sich bevorzugt entlang der Küste und in deren direktem Hinterland aufhält. Bis zu 44 Zentimeter sind diese Vögel groß. Ihre Federn an Kopf und Nacken sind dunkelgrau, am Hals ist das Gefieder rötlichbraun. Dies gilt auch für die Federn an den Flanken. Auf der Körperoberseite ist das Federkleid der Grünreiher grünblau bis grüngrau gefärbt, auf der Unterseite ist es grau und kann einen rötlichbraunen Farbanteil aufweisen. Typisch für diese Vögel ist ihr weißer Streif, der von der Kehle bis zum Bauch verläuft. Mittig befindet sich darin ein schmaler dunkler Streif. Dunkelgrau ist der Oberschnabel gefärbt, der Unterschnabel ist gelblich. Kräftig gelb gefärbt sind die langen Beine und die Füße sowie die Iris. Auf dem Speisezettel der Grünreiher stehen Fische, Krebstiere, Frösche und Insekten. Diese Vögel können mit den ähnlich aussehenden Mangrovereihern, siehe unten, verwechselt werden.

Kuhreiher (Cattle Egret, Bubulcus ibis)

Gleich auf mehreren Kontinenten kommt der Kuhreiher vor, sie leben unter anderem in Mittel- und Südamerika an vielen Stellen zu finden. Häufig kann man sie in für sie passenden Lebensräumen in Venezuela antreffen; sie sind dort insbesondere in den nördlichen Landesteilen präsent. Kuhreiher erreichen eine Körpergröße von bis zu 51 Zentimeter. Nahezu am gesamten Körper sind die Federn weiß. Während der Brutsaison tragen die Vögel ihr Prachtkleid, dann haben sie am Kopf einen orange bis hellrostrot gefärbten Bereich. Der Hals kann ebenfalls teilweise hellrostrot gefärbt sein. Gelb sind Schnabel und Iris dieser Reiher gefärbt, ihre Beine sind dunkelgrau bis schwarz. Ihren deutschen Namen tragen Kuhreiher deshalb, weil sie sich gern in der Nähe großer Nutztiere aufhalten und die von diesen aufgescheuchten Insekten erbeuten.

Mangrovereiher (Green-backed Heron, Butorides striatus)

Das Verbreitungsgebiet des Mangrovereihers ist sehr groß. In allen tropischen Regionen der Welt ist diese Spezies in den für sie passenden Lebensräumen anzutreffen. Überall in Venezuela, wo sie ein ihren Anforderungen genügendes Umfeld finden, leben diese zwischen 38 und 43 Zentimeter großen Vögel. Sie sehen den Grünreihern, siehe oben, sehr ähnlich. Allerdings sind sie ein wenig anders als diese gefärbt. Ihr Gefieder ist graugrün, wobei die Federn auf der Körperunterseite heller sind als die auf der Oberseite. An Hals und Brust tragen Mangrovereiher einen rötlichbraunen Gefiederbereich, in dessen Mitte ein weißer Streifen verläuft. Die Vögel haben eine dunkle Kappe und einen gelben Zügelstreif, der von der Stirn bis zu den Augen verläuft. Ihre Beine sind orangegelb, der Schnabel ist schwarz. Beobachten lassen sich diese einzelgängerischen Tiere an Gewässerufern und in Mangrovengebieten. Sie ernähren sich von Fischen, Krebstieren und im Wasser lebenden Wirbellosen. Ein alternativer englischer Name dieser Vogelart lautet Striated Heron und im Deutschen wird mitunter die Schreibweise Mangrovenreiher gebraucht.

Marmorreiher (Rufescent Tiger-Heron, Tigrisoma lineatum)

Zwischen 66 und 76 Zentimeter beträgt die Körpergröße des Marmorreihers. Diese Vögel haben einen relativ breiten Hals und wirken dadurch ein wenig stämmiger als andere Reiherarten. Am Kopf und an den Seiten des Halses ist das Gefieder ausgefärbter, erwachsener Vögel zimtfarben, bräunlich oder kastanienbraun gefärbt. Die Oberseite der Flügel ist dunkelgrau bis dunkelgraubraun, der Rücken und der Schwanz weisen schwarzgrünes Gefieder auf, am Bauch sind die Federn grau. Vom Hals bis zum Bauch verläuft ein heller Bereich, in dessen Mitte sich ein feiner, brauner Streifen befindet. Gelblich bis blassbraun ist die Iris gefärbt, der Oberschnabel ist dunkelbraun und der Unterschnabel mittel- bis dunkelbraun; er ist in aller Regel etwas heller als der Oberschnabel. Auf der Vorderseite sind die Beine oliv bis dunkelgrau gefärbt, die Rückseite ist grünlich. Seitlich am Hals und auf der Oberseite des Körpers ist das Gefieder mit einer leichten Marmorierung versehen. An der Schnabelbasis befindet sich ein gelber unbefiederter Hautbereich. Jugendliche Marmorreiher sind braun gescheckt. In der Dämmerung und nachts sind diese Vögel in Bezug auf ihre Nahrungssuche besonders aktiv. Neben Fischen und Fröschen fressen Marmorreiher große Insekten, deren Larven und Schlangen. Sümpfe in der Nähe von Wäldern sind Lebensräume, in denen man diese Vögel antreffen kann. In Venezuela sind Marmorreiher fast im gesamten Land heimisch.

Rötelreiher (Reddish Egret, Egretta rufescens)

Für ein Mitglied seiner Familie ist der Rötelreiher mit seiner Körpergröße von 70 Zentimetern relativ zierlich. Das Aussehen dieser Vögel ist nicht bei jedem Individuum gleich, es kommen zwei Farbmorphen vor: eine helle und eine dunkle. Dunkle Rötelreiher können im gemeinsamen Verbreitungsgebiet leicht mit Blaureihern, siehe oben, verwechselt werden. Typisch für die dunklen Rötelreiher ist, dass das Gefieder an Hals und Kopf rotbraun ist, am restlichen Körper tragen sie blaugraue Federn. An der Basis ist der Schnabel rosarot, von der Mitte bis zur Spitze ist er schwarz. Dunkelgrau sind die Beine gefärbt und die Iris ist hellgelblich. Nahezu vollständig weiß ist das Gefieder der hellen Morphe des Rötelreihers gefärbt. Graublau bis grau sind die Beine und der Schnabel. Vor allem während der Dämmerung gehen Rötelreiher auf die Jagd. Sie ernähren sich von Fischen, Insekten, Krebstieren und Amphibien. Ihr Lebensraum in Venezuela befindet sich an der Küste, wo sie in manchen Teilen des Landes vorkommt.

Schmuckreiher (Snowy Egret, Egretta thula)

Die rein weiß gefärbten Schmuckreiher können eine Körpergröße von 61 Zentimeter erreichen und sie wiegen circa 375 Gramm. Von anderen weißen Reiherarten, die in ihrem Verbreitungsgebiet leben, lassen sie sich unter anderem anhand der Färbung ihrer Beine unterscheiden. Diese sind bei erwachsenen Tieren schwarz, die Füße sind gelb. Jugendliche Schmuckreiher haben oliv-gelbe Beine, ihre Füße sind wie die der erwachsenen Vögel gelb. Der Schnabel ist schwarz, der Bereich zwischen Augen und der Basis des Oberschnabels ist gelb und dort befinden sich keine Federn. Auch die Irisringe sind gelb. An Kopf, Hals und Nacken tragen Schmuckreiher während der Brutzeit verlängerte, weiche und leichte Schmuckfedern. Landesweit kann man diese Vögel in Mangroven, auf küstennahen Schlammflächen, an Flussufern, in Süßwassermarschen und in ähnlichen Lebensräumen antreffen. Im Bereich der Küste sind sie ein wenig häufiger als im Landesinneren. Während des ganzen Jahres leben Schmuckreiher in den Llanos, an der Küste halten sie sich eher im Winterhalbjahr auf. Fische, Frösche, Eidechsen, Krebstiere wie Garnelen und Würmer sowie andere kleine Tiere bilden die Nahrung dieser Vögel.

Silberreiher (Great Egret, Ardea alba)

In vielen Teilen der Welt leben Silberreiher, so auch in Venezuela. Sie kommen dort im gesamten Land vor. Zwischen 90 und 100 Zentimeter beträgt die Körpergröße dieser Tiere. Sie wiegen etwa 2,5 Kilogramm und ihr Gefieder ist am gesamten Körper weiß. Während der Brutsaison haben Silberreiher lange Schmuckfedern mit rötlichen Enden. Die schwarzen, langen Beine stehen zum hellen Gefieder in starkem Kontrast. Der Schnabel ist leuchtend gelb gefärbt, auch die Irisringe sind gelb. Ihr Farbton ist allerdings erheblich blasser als derjenige des Schnabels. Silberreiher halten sich besonders gern in Marschen, an Flussufern, Gezeitentümpeln, Salzseen, Flussmündungen und Süßwasserseen auf. Selten trifft man diese Vögel allein an, meist ziehen die Tiere die Gesellschaft ihrer Artgenossen vor. Fische und Frösche bilden die Hauptnahrung der Silberreiher.