In den tropischen und subtropischen Wäldern Mittel- und Südamerikas sind die Arten aus der Familie der Ameisenvögel heimisch. Zurzeit sind der Wissenschaft rund 230 Spezies bekannt. Bisher wurden in Venezuela 71 Arten aus der Familie nachgewiesen. Während meiner Reise im April 2013 konnte ich selbst drei davon beobachten und fotografieren. Sie werden in diesem Kapitel vorgestellt.

Bindenameisenwürger (Barred Antshrike, Thamnophilus doliatus)

Aufgrund ihrer leisen Rufe und der Tatsache, dass sie sich häufig in Gebüschen aufhalten, gehören Bindenameisenwürger zu den unauffälligen gefiederten Bewohnern Venezuelas. Diese Vögel sind ist 16 Zentimeter groß und zumindest die Männchen sind dank ihrer typischen Gefiederfärbung leicht zu identifizieren. Sie haben schwarzes Gefieder, das viele weiße Streifen und Striche zeigt. Ihre Irisringe sind blassgelb gefärbt. Außerdem haben sie eine Federhaube, die sie aufrichten, wenn sie aufgeregt sind. Weibliche Bindenameisenwürger haben am gesamten Körper rötlichbraun gefärbtes Gefieder. Ihr Federkleid zeigt nur seitlich am Kopf und im Nacken ein Strichmuster, ein Federhäubchen haben die Weibchen genau wie ihre männlichen Artgenossen. Diese Vögel kommen in geeigneten Lebensräumen nahezu im gesamten Land vor. Bewohnt werden die unteren und mittleren Etagen von Wäldern. Früchte und Samen bilden die Nahrung dieser paarweise lebenden Tiere.

Braunrücken-Ameisenfänger (Northern White-fringed Antwren, Formicivora grisea)

Die Körperlänge des Braunrücken-Ameisenfängers beläuft sich auf 12,7 Zentimeter. Leicht lassen sich bei dieser Vogelart die beiden Geschlechter anhand des äußeren Erscheinungsbildes unterscheiden: Bei den Weibchen sind die Federn auf der Oberseite des Körpers mittelbraun gefärbt, auf der Unterseite sind sie hellbraun bis cremefarben. An den Flügeln haben weibliche Individuen einige weiße Flecken und Streifen. Männchen haben auf der Oberseite des Körpers dunkelbraune Federn, die Unterseite trägt mittig von der Kehle bis zum Bauch schwarze Federn, die von einem Bereich mit weißen Federn umgeben werden. Das Gefieder ist im Gesicht ebenfalls größtenteils schwarz. Der Schnabel und die Beine sind bei den Männchen dunkel, bei den Weibchen ist der Schnabel meist eher hell. Paarweise durchstreifen Braunrücken-Ameisenfänger ihren Lebensraum, sie sind in trockenen bis mäßig feuchten Gegenden mit Gebüschen heimisch. Darüber hinaus kommen sie in Galeriewäldern sowie in Trockenwäldern und an Waldrändern vor. Kleine Wirbellose bilden ihre Nahrung. In Venezuela leben diese zierlichen Vögel in den nördlichen Landesabschnitten, sie fehlen in den Hochlagen der Anden.

Grauband-Ameisenvogel (White-bellied Antbird, Myrmeciza longipes)

Circa 15 Zentimeter beträgt die Körperlänge des Grauband-Ameisenvogels. Im Unterholz trockener bis feuchter Wälder sind diese Tiere heimisch. Sie halten sich häufig auf dem Boden auf und suchen dort nach ihrer bevorzugten Nahrung: Ameisen. Daneben stehen einige weitere Insekten auf ihrem Speiseplan. Das Gefieder männlicher Rotsteiß-Ameisenvögel ist auf der Oberseite des Körpers dunkelrotbraun gefärbt. Eine schwarze Maske, die durch einen schmalen dunkelgrauen Bereich vom Rotbraun des Kopfes getrennt wird, sowie eine schwarze Kehle und obere Brust sind für die Männchen typisch. Die Federn auf der Körperunterseite sind cremeweiß, an den Flanken der Männchen ist das Federkleid hellrotbraun gefärbt. Bei den Weibchen sind die Federn auf der Körperoberseite ebenfalls dunkelrotbraun gefärbt, auf der Körperunterseite ist das Gefieder hellrotbraun und ihnen fehlt die schwarze Maske. Ihre Kehle ist ebenfalls hellrotbraun. Schwarz ist der Schnabel bei beiden Geschlechtern gefärbt, die Beine sind beige bis grau. Im Nordwesten Venezuelas sowie teilweise im Nordosten und im Zentrum des Landes sind Rotsteiß-Ameisenvögel mancherorts heimisch. Ein alternativer englischer Name dieser Vogelart lautet Swainson’s Antcatcher. Aufgrund ihrer heimlichen Lebensweise im Unterholz sind sie meist nur schwer zu entdecken.