Rund 300 Amphibienarten kommen gemäß dem aktuellen Stand der Wissenschaft in Venezuela vor. Es ist allerdings davon auszugehen, dass in dünn besiedelten und schwer zugänglichen Landesteilen weitere Arten auf ihre Entdeckung warten. Circa 180 Arten gelten als endemisch und kommen somit in freier Natur ausschließlich in Venezuela vor. In den meisten Teilen des Landes mit Ausnahme größerer Städte ist es relativ leicht, Amphibien zu begegnen. Vor allem in Feuchtgebieten und Regenwäldern oder Bergnebelwäldern lassen sich zahlreiche Frösche und Kröten beobachten. Nachts ertönen vielerorts ihre Rufe, die je nach Art von tiefen Basstönen bis hin zu sehr hohen Ping-Geräuschen reichen können. Ich konnte in Venezuela eine Reihe von Amphibienspezies beobachten und fotografieren, die ich in diesem Kapitel vorstelle. Leider ist es mir bisher nicht gelungen, alle Arten zu bestimmen, weshalb unten einige unbestimmte Tiere zu sehen sind.

Agakröte (Cane Toad, Rhinella marina)

Bis zu 22,5 Zentimeter können weibliche Agakröten groß werden, diese Tiere gehören damit zu den größten Amphibien der Welt. Männliche Agakröten sind meist deutlich kleiner als die Weibchen, doch auch sie sind recht stattlich. Weil die Tiere so groß sind, haben sie auch eine durchdringende, laute Stimme. In der Nacht sind die dumpfen Rufe dieser Spezies in Venezuela vielerorts zu hören. Der Körper der Aga-Kröte ist auf der Oberseite graubraun gefärbt, die Tiere tragen dunkle Flecken. Weißgrau sind diese Amphibien auf der Unterseite gefärbt, einige Individuen tragen hier ebenfalls Flecken. Hinter den Augen ist je ein graues Gebilde zu erkennen. Dabei handelt es sich um die Ohrdrüsen der Agakröten. Insbesondere im Bereich des Rückens ist die Haut dieser Krötenart mit Warzen bedeckt. Die Pupillen sind waagerecht und die Iris ist golden. Anzutreffen sind die Tiere vor allem an Gewässern, die seicht oder sumpfig sind. Agakröten sind nachtaktiv. Sie ernähren sich von tierischer Kost, darunter Insekten, Schnecken, Würmer und Spinnen. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Mexiko über Mittelamerika bis in den Norden des südamerikanischen Kontinents. Zudem sind sie in Florida, auf karibischen Inseln, in Teilen Australiens sowie Südostasiens von Menschen angesiedelt worden. Ein alternativer wissenschaftlicher Name der Agakröte lautet Rhinella marina und sie gehört zur Familie der Echten Kröten (Bufonidae).

Flectonotus pygmaeus

Ein echter Winzling ist die Froschart Flectonotus pygmaeus aus der Familie der Hemiphractidae. Von der Schnauzenspitze bis zum Ende des Rumpfes messen diese Tiere nur etwa 20 Millimeter; es handelt sich bei dieser Angabe um einen Schätzwert. Ihre Färbung ist meist gelblich-braun bis braun, ihre Iris ist golden bis dunkel bronzefarben. Um ihrem Nachwuchs einen möglichst guten Start ins Leben zu bieten, tragen die Weibchen ihre Eier einige Zeit in einer Rückentasche mit sich herum. Von Kolumbien bis nach Venezuela reicht das Verbreitungsgebiet von Flectonotus pygmaeus. Die Tiere leben in feuchten Wäldern und Bergnebelwäldern.

Hypsiboas crepitans (Emerrald-eyed Treefrog)

Die Froschart Hypsiboas crepitans aus der Familie der Laubfrösche (Hylidae) hat ein großes Verbreitungsgebiet, das von Zentralamerika bis ins östliche Brasilien reicht. Hinsichtlich ihres Aussehens und ihrer Körpergröße sind diese Tiere sehr variabel. Alle von mir in Venezuela beobachteten Individuen dieser Spezies waren etwa fünf bis sechs Zentimeter groß und bräunlich gefärbt. Sie hatten eine unterschiedlich stark ausgeprägte Zeichnung auf der Oberseite des Körpers. Diese Zeichnung besteht aus unregelmäßigen, ineinander verlaufenden braunen Flecken. Grau bis gelblichgrau oder grünlichgrau sind die Augen von Hypsiboas crepitans gefärbt. Tagsüber ruhen die Tiere in Bäumen oder mitunter an Hauswänden, sie sind dann zur besseren Tarnung recht blass gefärbt. Nachts ist die Färbung kräftiger und die Frösche begeben sie sich zum Wasser, wo die Männchen häufig ihre Rufe vortragen. Hypsiboas crepitans lässt sich in vielen verschiedenen Lebensräumen beobachten, darunter feuchte Wälder, feuchte Ebenen und Viehweiden mit feuchten Stellen.

Kleiner Baufrosch (Minute Treefrog, Dendropsophus minutus)

Über den Kleinen Baumfrosch aus der Familie der Laubfrösche (Hylidae) sind leider in den gängigen Online- und Literaturquellen nur wenige Angaben zu finden. Die Tiere kommen in ihrem Verbreitungsgebiet, das sich über weite Teile des tropischen Südamerika sowie über Trinidad & Tobago erstreckt, vom Tiefland bis in Höhenlagen von circa 2.000 Meter vor. Mit ihrer Körpergröße von nur etwa zwei bis drei Zentimeter sind diese Baumfrösche recht zierlich. In ihrer Färbung sind diese Frösche recht variabel, sie können bräunlich bis gelblich gefärbt sein und entweder kein Muster tragen oder auf der Körperoberseite hell und dunkel gemustert sein. Sie sind nachtaktiv und rufen vergleichsweise laut. Häufig sitzen die Männchen beim Rufen entweder im Gras oder auf aquatischen Pflanzen. Man kann sie außerdem in niedrigen Gebüschen in Wassernähe antreffen. Ein alternativer wissenschaftlicher Name dieser Art lautet Hyla minuta.

Rhinella sternosignata (Falcon Toad)

In einigen Teilen Venezuelas sowie in Kolumbien lebt die Krötenart namens Rhinella sternosignata aus der Familie der Echten Kröten (Bufonidae). Diese Tiere kommen bis in Höhenlagen von circa 1.800 Meter vor und bewohnen feuchte Wälder. Sie sind schätzungsweise drei bis vier Zentimeter lang. Ihre Färbung ist variabel, meist sind die Tiere dunkelbraun bis hellbraun gefärbt. Einige Individuen haben einen hellen Längsstreifen auf dem Rücken, der vom Kopf bis zum Rumpfende verläuft. Außerdem ist die Haut ein wenig warzig. Die Tiere sind dämmerungs- und nachtaktiv.

Unbestimmte Amphibien

Im Folgenden finden Sie Fotos der von mir in Venezuela fotografierten und noch nicht bestimmten Amphibienarten. Falls Sie beim Bestimmen der Tiere helfen können, würde ich mich sehr über eine Nachricht per E-Mail freuen.


Linktipps

Venezuela – Checklist of Endemic Amphibian Species

Amphibians of Venezuela (Wikipedia.org)