Das Geschäft mit dem Tee hat in Sri Lanka eine lange Tradition. Schon zu Kolonialzeiten wurde dort zunächst Kaffee und später Tee angebaut. Weil der Tee aus Sri Lanka seit jenen Tagen als Qualitätsprodukt in aller Welt unter dem Namen „Ceylontee“ bekannt ist, wird er in Deutschland im Teefachhandel heute nach wie vor unter dieser alten Landesbezeichnung verkauft, obwohl Ceylon 1972 in Sri Lanka umbenannt wurde. Der auf der Insel angebaute Tee ist das wichtigste Exportgut des Landes. Mit dem bei unzähligen Menschen vieler Nationen beliebten Lebens- und Genussmittel erwirtschaftet Sri Lanka einen großen Teil seiner Exporterlöse.

Im zentralen Hochland befinden sich die drei großen und wichtigsten Teeanbaugebiete Dimbula, Nuwara Eliya und Uva. Ferner wird in den beiden Hochlanddistrikten Uda Pusellawa und Kandy Tee angebaut. Darüber hinaus liegen im Tiefland in der Region namens Ruhuna, die sich rund um Ratnapura erstreckt, einige Plantagen. Insgesamt soll es in Sri Lanka über 2.000 große und kleine Teefabriken geben, hat mir ein Sri-Lanker erklärt. Diese Zahl habe ich bislang mit Hilfe von Literaturquellen aber bedauerlicherweise nicht bestätigen können.

Abhängig von den vorherrschenden Winden und den damit verbundenen Regenperioden lassen sich die besten Teesorten in den einzelnen Gebieten zu verschiedenen Zeiten ernten. Beispielsweise wird der beste Tee im Uva-Distrikt zwischen Juni und September geerntet, in Dimbula zwischen Dezember und März, in Nuwara Eliya hingegen während des gesamten Jahres. Weil es sich bei Tee um ein Naturprodukt handelt, unterliegt er immer natürlichen Variationen. Hinzu kommt, das er in unterschiedlichen Blattgraden und Qualitäten geerntet wird. Details zu den Blattgraden können Sie im Kapitel „Kulinarisches“ nachlesen. Hier auf dieser Seite gibt es ebenfalls noch viel nachzulesen. Sie erfahren weiter unten mehr über die Teeproduktion selbst und über die Natur rund um die Plantagen.

Wie aus frischen Blättern Tee wird

Nicht nur für Teetrinker ist der Besuch einer Teefabrik und -plantage interessant. Viele Fabriken bieten Rundgänge unter der Leitung fachkundiger Führer an. Die Besucher erfahren, wie die nach der Pflückung noch grün gefärbten Blätter des Teestrauchs verarbeitet werden und letztlich zum fermentierten Endprodukt werden. Die Luft in den Fabriken ist erfüllt vom Duft frischen Tees und in den Probierstuben kann man selbstverständlich die in der jeweiligen Fabrik gefertigte Teesorten testen. Dazu wird oft hausgemachter Kuchen verkauft. Dieses Gebäck lässt sich zusammen der herrlichen Aussicht auf die Berglandschaft genießen. Während meiner drei Sri-Lanka-Reisen habe ich unterschiedliche Plantagen und Verkaufsstätten besucht. Der zum Verkauf angebotene Tee war in allen Fällen von sehr guter Qualität und zu günstigen Preisen erhältlich. Man kann sowohl reinen Schwarztee in unterschiedlichen Graden und Qualitäten als auch Grüntee und einige aromatisierte Tees kaufen. Doch wie entsteht er eigentlich?

Nach der Ernte werden die noch saftigen und grünen Teeblätter zunächst auf großen Gitterböden getrocknet. Je nach Fabrik strömt entweder unten oder horizontal über sowie unter dem Gitterboten warme, trockene Luft entlang, sodass die Blätter aufgrund dieses Luftstroms schnell welken. Das Gebläse verursacht ein enormes Getöse, die Arbeiterinnen und Arbeiter sind nicht zu beneiden. Sind die Blätter trocken geworden, werden sie in große Körbe gefüllt und zur Weiterverarbeitung gebracht. Entweder tragen ihn die Menschen dorthin oder er wird in manchen Fabriken mittels ausgeklügelter Fließbänder und Rutschen dorthin gebracht.

Typische Produktionsschritte, die als nächstes folgen, sind beispielsweise das Rollen der Blätter, das in aller Regel von einer großen Maschine erledigt wird. Diese Maschinen waren in allen von mir besuchten Teefabriken sehr alt und robust. Ihre Arbeit verrichteten sie aber offenkundig sehr zuverlässig. Beim Rollen werden die Blätter so vorbehandelt, dass möglichst viele Zellen im Blatt aufplatzen und der in den schon recht trockenen Blättern noch enthaltene Pflanzensaft später mit der Luft reagieren kann. Somit ist das Rollen der welken Blätter ein wichtiger Arbeitsschritt, durch den die Fermentation anschließend besser ablaufen kann. Erst durch diesen Prozess, bei dem der Pflanzensaft mit der Luft reagiert, wird der Tee später dunkel und zu dem Produkt, das rund um den Globus gern getrunken wird. Auch Grüntee wird in manchen Teefabriken produziert, dabei gehen die Arbeiter jedoch anders vor, denn die Blätter sollen eben nicht dunkelbraun werden.

Zum Fermentieren wird der Roh-Schwarztee in dünnen Lagen ausgelegt, damit er mit der Luft in Berührung kommt. Er erwärmt sich durch den natürlichen Prozess ein wenig. Ist die Fermentation abgeschlossen, sind die Blätter noch vergleichsweise feucht. Sie fühlen sich fast so an wie die Teeblätter, die nach dem Aufbrühen in der Kanne zurückbleiben. Es folgt nun also ein weiterer Trocknungsprozess. Daran schließt sich das Aussieben an. Der Tee wird nach Größe und somit nach Blattgraden sortiert. Anschließend wird er abgefüllt und kann dann verkauft werden.

Wie bereits in Bezug auf die Rollmaschine erwähnt, ist es sehr erstaunlich, wie alt die in den meisten Fabriken genutzte Technik ist. Außerdem wird vielfach auf reine Muskelkraft gesetzt und es ist schwül, stickig und laut. In Europa würde vermutlich die meisten Arbeitsschritte von Maschinen der allerneusten Generation übernommen, wodurch Arbeitsplätze vernichtet würden. Das ist in Sri Lanka anders, wobei man sich aber vor Augen halten sollte, dass die Arbeitsbedingungen in den Fabriken und beim Pflücken des Tees hart sind – und das bei meist niedrigen Löhnen. Immerhin sorgen viele Plantagenbesitzer dafür, dass die Familien der Arbeiterinnen und Arbeiter Wohnraum in der Nähe ihres Arbeitsplatzes haben und dass eine gute medizinische Versorgung gewährleistet ist.

Die Natur rund um die Teeplantagen

Als Naturliebhaberin hat mich interessiert, wie es um die Tier- und Pflanzenwelt rund um die Teeplantagen bestellt ist. Einst hat sich an den meisten Stellen, an denen sich heute Teeplantagen befinden, urtümlicher Regenwald oder Nebelwald erhoben. Diese artenreichen Wälder sind vor langer Zeit abgeholzt worden, um genügend Anbaufläche für den Tee zu schaffen. Aus ökologischer Sicht war dies ein Desaster und die Teeplantagen sind im Grunde genommen Monokulturen. Glücklicherweise leben dort trotzdem heute noch einige interessante Arten, wenngleich intakter Regen- oder Nebelwald ein sehr viel wertvollerer Lebensraum wäre.

Da sich die Zeit nicht zurückdrehen lässt und die Teeplantagen nun einmal da sind, habe ich beschlossen, sie dennoch zu erkunden. Dabei konnte ich beispielsweise auf einer Plantage in der Nähe von Galaha blühende Teesträucher entdecken. Außerdem sind mir schöne Vogel- und Insektenbeobachtungen gelungen. Einige Reptilien haben sich ebenfalls blicken lassen und es ist mir gelungen, einen kurzen Blick auf die scheuen und flinken Indischen Muntjaks (Muntiacus muntjak) zu erhaschen. Es handelt sich bei ihnen um eine zierliche Hirschart mit einer Schulterhöhe von nur 50 bis 72 Zentimeter.


Linktipp

Sri Lanka Tea Board Official Web Site (Englisch)