In Sri Lanka leben neun Schildkrötenarten, darunter Land- und Wasserschildkröten, von denen eine ursprünglich aus Zentral- und Südamerika stammt. Die im Wasser heimischen Arten kommen entweder im Süßwasser oder im Salzwasser vor. Letztere Arten werden als Meeresschildkröten bezeichnet. An vielen Stränden des Inselreichs liegen die Brutplätze dieser selten gewordenen Tiere. Ich konnte bisher fünf Schildkrötenarten in der freien Natur Sri Lankas sowie eine weitere in vorübergehender menschlicher Obhut in einer Meeresschildkröten-Schutzstation beobachten. Diese Spezies werden auf dieser Seite vorgestellt.

Grüne Meeresschildkröte (Green Turtle, Chelonia mydas)

Grüne Meeresschildkröten gehören zur Familie der Meeresschildkröten (Cheloniidae). Unter Wasser bewegen sich die durchschnittlich rund 130 Kilogramm schweren Tiere aufgrund des natürlichen Auftriebs mit sehr geringem Kraftaufwand. Die Tiere verbringen nahezu ihr gesamtes Leben im Wasser und wandern über große Distanzen. Nur zur Eiablage verlassen die Weibchen ihr Element jeweils für einige Stunden. Das in diesem Absatz abgebildete Weibchen hat im Schutze der Dunkelheit am Strand ein etwa 60 Zentimeter tiefes Loch in den Sand gegraben und darin 111 Eier abgelegt. Gemeinsam mit einigen Tierschützern von der Victor Hasselblad Turtle Hatchery konnte ich Meeresschildkröte bei dieser kräftezehrenden Arbeit beobachten. Die Tierschützer haben die Schildkröte währenddessen vermessen, sie ist etwa 1,5 Meter lang gewesen. Ihr Gewicht haben die Fachleute auf rund 100 Kilogramm geschätzt. Nachdem die Meeresschildkröte ihr Gelege mit Sand bedeckt hatte, hat sie sich zurück ins Meer geschleppt. Damit ihre Eier, die in Sri Lanka als Aphrodisiakum gelten, nicht von Wilderern erbeutet werden konnten, haben die Tierschützer sie sogleich wieder ausgegraben und in die Meeresschildkrötenstation gebracht, wo sie auf sicherem Terrain erneut im Sand vergraben worden sind. Übrigens trägt Chelonia mydas, die man früher an Bord von Schiffen als lebenden Proviant verwendet hat, den für mein Empfinden wirklich schrecklichen alternativen deutschen Namen Suppenschildkröte.

Indische Sternschildkröte (Indian Star Tortoise, Geochelone elegans)

Der Rückenpanzer (Carapax) der Indischen Sternschildkröte, die zur Familie der Landschildkröten (Testudinidae) gehört, kann bis zu 38 Zentimeter lang werden und das maximale Gewicht dieser Tierart liegt bei circa sieben Kilogramm. Aufgrund ihres Musters auf dem Carapax ist diese Schildkrötenart unverwechselbar. Schwarze und gelblichbraune Bereiche bilden sternförmige Strukturen. Dieses auffällige Muster ist auch auf dem Bauchpanzer zu finden. Am Kopf und an den Beinen sowie am Schwanz ist die Haut hellbraun bis gelblichbraun und sie trägt schwarze Flecken. Von Pakistan über Indien bis nach Sri Lanka reicht das Verbreitungsgebiet dieser Tierart. Anzutreffen ist die Indische Sternschildkröte in Sri Lanka vor allem in Buschland, aber auch in Gegenden mit Sanddünen oder mancherorts in Parkanlagen. Gras und herabgefallene Früchte bilden einen großen Teil der Nahrung dieser Reptilien, zuweilen fressen sie neben ihrer pflanzlichen Kost auch kleine Tiere.

Sri-Lanka-Weichschildkröte (Sri Lankan Flapshell Turtle, Lissemys ceylonensis), endemische Art

Die Sri-Lanka-Weichschildkröte ist ein Vertreter der Familie der Weichschildkröten (Trionychidae). Einst galt sie als einer anderen Art zugehörig. Inzwischen ist aber klar, dass es sich um eine eigenständige Art handelt, die nur in Sri Lanka beheimatet und somit dort endemisch ist. Sie kommen im Süßwasser vor und sind in Sri Lanka somit vor allem in Seen und Tümpeln zu finden. Als Allesfresser sind Sri-Lanka-Weichschildkröten nicht wählerisch. Ihr Rückenpanzer ist recht flach. Er kann bei ausgewachsenen Individuen zwischen 24 und 37 Zentimeter lang sein. Dunkelbraun ist die Grundfärbung sowohl des Rückenpanzers als auch der Haut an den Extremitäten und am Kopf. Viele Individuen haben auf dem Rückenpanzer gelbliche oder hellbraune Flecken, auch der Kopf ist bei ihnen gefleckt. Es gibt darüber hinaus Individuen, die kein Fleckenmuster aufweisen. Ein wenig verlängert ist die Nase und sie kann wie ein kleines Atemrohr über Wasser gehalten werden. Von tierischer Kost wie kleinen Fröschen über Schnecken und Insektenlarven bis hin zu Pflanzenteilen fressen Sri-Lanka-Weichschildkröten alles, was sie finden.

Schwarzbauch-Erdschildkröte (Indian Black Turtle, Melanochelys trijuga thermalis)

Das Verbreitungsgebiet der Schwarzbauch-Erdschildkröte ist recht groß, es erstreckt sich über Indien, Sri Lanka, die Malediven, Myanmar, den Norden Bangladeschs und Nepal. Sie kommt in den diesem Gebiet in unterschiedlichen Unterarten vor. Der Rückenpanzer dieser Reptilien ist länglich-oval geformt und bis zu 38 Zentimeter lang. Die Färbung der Tiere ist recht variabel, sie kann von rötlichbraun über dunkelbraun bis zu schwarz reichen. Am Kopf tragen einige Tiere eine gelbliche bis orange gefärbte Fleckung. Grau sind die Gliedmaßen dieser Schildkrötenart gefärbt. Ein wichtiges Merkmal dieser Schildkrötenart sind die drei parallel verlaufenden Kiele, die sich längs über den Rückenpanzer erstrecken.Schwarzbauch-Erdschildkröten sind an Süßwasser angepasst und sie sind deshalb in Teichen und Tümpeln anzutreffen. Im Englischen wird die Art auch als Common Terrapin oder Indian Pond Terrapin bezeichnet. Diese Tiere gehören zur Familie der Altwelt-Sumpfschildkröten (Geoemydidae).

Unechte Karettschildkröte (Loggerhead Sea Turtle, Caretta caretta)

In den Gewässern um Sri Lanka lebt neben anderen Meeresschildkröten-Arten auch die Unechte Karettschildkröte; der wissenschaftliche Name ihrer Familie lautet Cheloniidae. Bis zu 120 Zentimeter kann der Rückenpanzer (Carapax) dieser Tiere lang werden und sie können bis zu 110 Kilogramm wiegen. Rötlichbraun ist die Grundfärbung, der Bauchpanzer wird bei erwachsenen Individuen mit der Zeit gelblichbraun. Subtropische und tropische Gewässer in allen Ozeanen bilden die Heimat dieser Schildkrötenart. Auf dem Speisezettel der Unechten Karettschildkröte stehen verschiedene Tiere wie unter anderem Quallen, Krebse, Seeigel und Kopffüßer. Das unter diesen Zeilen gezeigte Individuum befand sich vorübergehend in menschlicher Obhut, weil es von Fischern verletzt aufgefunden worden war. In einer Meeresschildkröten-Station wurde das Tier gesund gepflegt und später wieder in die Freiheit entlassen. Die hier abgebildeten Jungtiere sind in derselben Schutzeinrichtung geschlüpft und wurden kurz nach dem Entstehen des Fotos ausgewildert.