Piste im Udawalawe-Nationalpark
Piste im Udawalawe-Nationalpark; Foto: 15.09.2015

Einer der besten Orte, um in Sri Lanka wilde Elefanten sowie eine Reihe anderer spannender Tiere zu beobachten und zu fotografieren, ist der Udawalawe-Nationalpark, in manchen Literaturquellen auch Uda Walawe Nationalpark genannt. Am 30. Juli 1972 wurde das Schutzgebiet gegründet, seine Fläche misst heute 306 Quadratkilometer. Dieser artenreiche Nationalpark befindet sich im Süden der Insel und liegt auf der Grenze zwischen der feuchten und der trockenen Zone des Landes. Somit dominiert in einem großen Teil des Parks lichter Trockenwald die Landschaft, außerdem gibt es weitläufige savannenartige Flächen und jede Menge Wasser. Mit dem Udawalawe-Stausee – auf Englisch Udawalawe Reservoir – beherbergt das Schutzgebiet ein recht großes Gewässer, dessen Wasserstand jedoch abhängig von den Jahreszeiten, oder genauer gesagt von den Regenzeiten, erheblich schwankt. Während des Höchststandes ist die Oberfläche des Stausees 3.405 Hektar groß und seine Uferzonen sind relativ flach. Ähnlich verhält es sich beim zweiten großen Gewässer, dem Mau Ara Reservoir oder Mau Ara Tank, bei dem es sich ebenfalls um einen Stausee handelt. Er ist deutlich kleiner als der Udawalawe-Stausee und besteht erst seit dem Jahre 2005. Im östlichen Teil des Nationalparks gelegen, überflutet das Mau Ara Reservoir heute eine Gegend, in der früher viele große Bäume gestanden haben, die nun abgestorben sind und aus dem Gewässer ragen oder bei Niedrigwasser teils im schlammigen Uferbereich stehen. Diese abgestorbenen Bäume ziehen zahlreiche Vogelarten an, die am Wasser leben und gern im Geäst rasten.

Asiatische Elefanten im Udawalawe-Nationalpark
Asiatische Elefanten im Udawalawe-Nationalpark; Foto: 15.09.2015

Am südlichen Ende des Nationalparks fallen jährlich etwa 1.500 Millimeter Niederschlag, die durchschnittliche Temperatur liegt bei etwa 30 Grad Celsius. Das Gelände ist eingezäunt, was einerseits verhindern soll, dass die Elefanten den Park verlassen und in der Umgebung Felder zerstören. Andererseits soll der Zaun das Vieh der Einheimischen daran hindern, den Wildtieren im Naturschutzgebiet die Nahrung streitig zu machen. Trotzdem sieht man heute im Nationalpark an manchen Stellen Vieh und ein zunehmend größeres Problem sind verwilderte Haushunde, die sich zusammenschließen und nachts Jagd auf die kleineren Wildtiere des Schutzgebiets machen. Gelegentlich kommt es auch zu Wilderei durch den Menschen. Doch von diesen Übergriffen auf die Tierwelt einmal abgesehen, bietet der Nationalpark seinen tierischen Bewohnern einen weitestgehend sicheren Lebensraum, den Besucher in Geländewagen erkunden können. Hierbei sitzt immer ein einheimischer Fahrer am Steuer und die Safari wird von einem Ranger begleitet. Aussteigen darf man im Nationalpark normalerweise nicht, denn man würde sich unter Umständen in Gefahr begeben – immerhin leben dort mehrere hundert wilde Asiatische Elefanten und auch einige andere größere Tiere, mit denen man besser nicht zu Fuß aneinander geraten sollte… Während einer Safari hat man aber meist sehr gute Möglichkeiten zum Beobachten und Fotografieren.

Panorama im Udawalawe-Nationalpark
Panorama im Udawalawe-Nationalpark; Foto: 15.09.2015
Axishirsche im Udawalawe-Nationalpark
Axishirsche im Udawalawe-Nationalpark; Foto: 15.09.2015

Die meisten Besucher kommen in den Udawalawe Nationalpark, um die Elefanten zu sehen. Doch das Schutzgebiet hat sehr viel mehr als die Dickhäuter zu bieten, die sich in dem hohen Gras übrigens oft erstaunlich gut den Blicken entziehen können. Zu den weiteren besonderen Säugetieren des Nationalparks gehört der Leopard. Diese beeindruckenden Großkatzen zu sehen, gelingt jedoch nicht immer. Auch kleinere Raubkatzen wie die Rostkatze und die Fischkatze leben im Schutzgebiet, sind aber wegen ihrer meist nächtlichen Aktivität nur sehr selten zu sehen. Dagegen gelingt es während der meisten Safaris, die eleganten Axishirsche zu sehen und auch Affenarten wie der Ceylon-Hutaffe und der Südliche Hanuman-Langur sowie Goldschakale lassen sich vergleichsweise leicht beobachten.

Verschiedene Reptilienarten, darunter die farbenfrohen Blutsaugeragamen, Bengalwarane und Bindenwarane, sind im Udawalawe-Nationalpark heimisch. In den flachen Uferzonen der Gewässer ruhen oft stattliche Sumpfkrokodile, die allerdings farblich erstaunlich gut an den Untergrund angepasst sind und deshalb leicht übersehen werden können. Ferner kommen in dem Schutzgebiet rund 30 Schlangenarten vor, von denen ich während meiner Besuche aber nicht ein einziges Exemplar zu Gesicht bekommen habe. Dasselbe gilt für die Fische, die in den Gewässern leben. Unter ihnen ist eine endemische Art: die Ceylon-Saugbarbe. Selbstverständlich kommen außerdem zahlreiche schöne Insektenarten vor, zum Beispiel farbenprächtige Schmetterlinge. Diese kleinen Tiere aus dem Geländewagen heraus zu beobachten, ist jedoch kaum möglich und es empfiehlt sich, das an den Nationalpark grenzende Umland zu besuchen, wenn man die in der Gegend heimischen Insekten erkunden möchte.

Haubenadler (Nisaetus cirrhatus) mit seinen mächtigen Klauen
Haubenadler (Nisaetus cirrhatus) mit seinen mächtigen Klauen; Foto: 15.09.2015

Beeindruckend groß ist die Vielfalt der im Schutzgebiet lebenden Vogelarten. Fahrer und Ranger der Fahrzeuge, mit denen ich während meiner beiden Besuche des Nationalparks unterwegs war, wussten von meiner Vogelbegeisterung und haben entsprechend auch den Wagen angehalten, wenn es irgendwo einen schönen Vogel zu sehen gab. Man sollte dies also vorher unbedingt besprechen, damit nicht nur nach Elefanten und großen Säugetieren gesucht wird. Es kommen einige seltene und endemische Arten vor, beispielsweise der Ceylontokko. Einer der größten im Gebiet lebenden Vögel ist der Malabar-Hornvogel und auch der Graupelikan ist eine stattliche Erscheinung. Allgegenwärtig ist der Pfau und in der Nähe der Gewässerufer tummeln sich verschiedene Reiherarten, große Storchenvögel wie der Buntstorch oder der Wollhalsstorch und außerdem kleine Arten wie der Rotlappenkiebitz, Eisvögel und zu bestimmten Jahreszeiten auch überwinternde Limikolen. Darüber hinaus leben mehrere Greifvogelarten im Udawalawe-Nationalpark, unter ihnen der prächtige Weißbauch-Seeadler und der Graukopf-Seeadler. Im September 2015 konnte ich während einer 2,5-stündigen Safari im Nationalpark über 50 Vogelarten beobachten.

Ein wenig schade ist es, dass sich die Pflanzen vom Fahrzeug aus nicht sonderlich intensiv erkunden lassen. Auffällig sind die vielen großen Büsche, die vom Wandelröschen gebildet werden. Diese Pflanzenart stammt ursprünglich aus Zentralamerika und wurde als Zierpflanze in Sri Lanka eingeführt. Sie breitete sich auch in der Natur aus und gelangte unter anderem in den Udawalawe-Nationalpark. Dort gilt sie als invasive Spezies und wird bekämpft, weil sie einheimische Pflanzen völlig zu verdrängen droht. In den savannenartigen Teilen des Nationalparks wächst vielerorts die sehr große Grasart Panicum maximum, in deren Rispen oft kleine Finkenvögel herumturnen, um die Körnchen zu picken. Bei den Elefanten steht diese Grasart ebenfalls hoch im Kurs.

Für naturbegeisterte Urlauber ist ein Ausflug in den Nationalpark sicherlich ein beeindruckendes Erlebnis und wer wie ich eine Naturrundreise durch das Land macht, ist dort ebenfalls sehr gut aufgehoben. Eine perfekte Ergänzung zur Safari war für mich das Erkunden des nahe gelegenen Umlandes. Dort konnte ich aus der Nähe die Pflanzen betrachten und auch auf Insekten achten. Wer möchte, kann außerdem das nahe gelegene Schutzzentrum „Elephant Transit Home“ besuchen, in dem in Not geratene junge und auch ältere Elefanten gepflegt und später wieder ausgewildert werden.

Impressionen aus dem Udawalawe-Nationalpark


Linktipps

Udawalawe-Nationalpark bei Wikipedia.de
Udawalawe-Nationalpark bei naturgucker.de
Udawalawa – Umgebung angrenzend an Udawalawe bei naturgucker.de