In den meisten tropischen Gegenden der Erde sind die Regenwälder aufgrund von Abholzung drastisch geschrumpft, so auch in Sri Lanka. Glücklicherweise ist die Bedeutung des Sinharaja-Regenwaldes (Sinharaja Rainforest oder einfach Sinharaja Forest) noch gerade rechtzeitig erkannt worden. Dieser tropische Tieflandregenwald, der sich im Südwesten der Insel befindet und übersetzt „Wald des Löwenkönigs“ heißt, konnte vor der Zerstörung bewahrt werden. Bereits im Jahr 1875 haben die Briten das Gebiet unter Schutz gestellt und seit 1988 gilt der Wald als UNESCO-Weltnaturerbe (siehe Linktipps). Dieser faszinierende Regenwald ist über die Landesgrenzen hinweg für seine enorme Artenvielfalt sowie die recht hohe Zahl endemischer Spezies, also Arten, die ausschließlich dort in freier Natur vorkommen, bekannt. So sind beispielsweise über 60 Prozent der dort vorkommenden mehr als 170 Baumarten endemisch, hinzu kommen etliche endemische Vögel. Über 50 Prozent der sri-lankischen endemischen Säugetierarten sind im Sinharaja-Regenwald anzutreffen und natürlich auch eine ganze Reihe beeindruckender Reptilien, Amphibien sowie Insekten und sogar Fische. Das Schutzgebiet ist 6.092 Hektar groß und liegt in Höhenlagen zwischen 300 und 1.170 Meter, der höchste Punkt ist der Hinipitigala Peak. Von West nach Ost misst das Reservat an der breitesten Stelle 21 Kilometer, von Nord nach Süd ist es maximal sieben Kilometer breit.

Interessierten Besuchern steht das Waldgebiet tagsüber offen. Für den Besuch eine behördliche Genehmigung erforderlich, die das Forest Department in Colombo erteilt; auch vor Ort kann man sie in einem der Nationalparkzentren erhalten. Es kommen vergleichsweise wenige Besucher in das Schutzgebiet und diese Menschen sind in aller Regel echte Naturliebhaber oder Vogelbeobachter, die gern die seltenen gefiederten Waldbewohner sehen möchten. Innerhalb des Nationalparks befinden sich zwei kleine Dörfer, in denen etwa 50 Familien leben. Dennoch begegnet man im Wald oft nur wenigen Menschen, und wenn doch, dann sind es oft andere Besucher, die oft entweder mit Ferngläsern in die Baumkronen starren oder schwitzend eine schwere Fotoausrüstung mit sich herum schleppen. Und ins Schwitzen kommt man in dem Wald sehr leicht, denn wenn die Sonne scheint, wird es tagsüber schnell über 30 Grad Celsius warm, wobei die Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist. Doch gerade wegen dieses feucht-heißen Klimas und der häufigen Regenfälle ist dieser Wald so üppig.

Aufgrund der Tatsache, dass das Ökosystem sehr empfindlich ist, darf man nicht allein durch das Schutzgebiet wandern, sondern immer nur in Begleitung eines Rangers. Die Wege dürfen nicht verlassen werden, was teils auch zum eigenen Schutz sinnvoll ist, weil sich abseits der Pfade einige steile oder sehr matschige Bereiche befinden und man zudem nicht vergessen sollte, dass in der Gegend durchaus auch giftige Tiere vorkommen. Bleibt man auf den Wegen, hat man von ihnen nichts zu befürchten.

Wer seinen Urlaub in einem der Touristengebiete im Süden oder Südwesten der Insel verbringt, kann den Sinharaja-Regenwald relativ gut an einem einzigen Tag erreichen und besuchen, wobei jedoch anzumerken sei, dass ein Kurzbesuch lediglich dazu ausreicht, einen ersten oberflächlichen Eindruck des Regenwaldes zu erlangen. Um ihn intensiver zu entdecken, sollte man mehr Zeit einplanen – insbesondere deshalb, weil sich die Tiere in der dichten Vegetation sehr gut den Blicken entziehen können. Es braucht seine Zeit, sie zu finden. Daher ist es empfehlenswert, sich eine Unterkunft in der Nähe suchen, um so möglichst viel Zeit im Regenwald verbringen zu können.

Während meiner Reise im Jahr 2015 bin ich fast drei Tage im Sinharaja-Regenwald gewesen und in Martin’s Lodge Quartier bezogen. Diese Unterkunft grenzt direkt an den Nationalpark und man hat es nicht weit, um den faszinierenden Wald zu erkunden. Auch nach Einbruch der Dunkelheit konnte ich auf dem Hotelgelände weitere spannende Naturbeobachtungen machen, denn die unmittelbare Nachbarschaft des geschützten Waldes ist ein Garant für eine reiche Insekten-, Reptilien-, Amphibien- und Spinnenwelt. Direkt vor meiner Unterkunft habe ich im Gebüsch beispielsweise Stabschrecken, schlafende Eidechsen und nachtaktive Schlangen entdeckt. An den Lampen rund um den zu allen Seiten offenen Speisebereich der Lodge tummelten sich große und kleine Nachtfalter in allen erdenklichen Farben und Formen. Nachdem alle zu Bett gegangen waren und das Licht nicht mehr brannte, konnte ich ein atemberaubendes Spektakel in der Dunkelheit erleben: In den Bäumen und Büschen saßen zahllose Leuchtkäfer (Glühwürmchen), die mit ihrem Blinken Partner auf sich aufmerksam machen wollten. Eine so große Menge von Leuchtkäfern habe ich zuvor noch nie gesehen, dieser Anblick gehört somit für mich zu den faszinierendsten Naturerlebnissen während meiner Sri-Lanka-Reise 2015.

Tagsüber habe ich mehrere lange Wanderungen unternommen und ich konnte sehr viele faszinierende Arten beobachten. Die meisten Vögel sind sehr früh am Morgen aktiv, Insekten den gesamten Tag über. Außerdem begegnet man auf Schritt und Tritt neugierigen Reptilien und es gibt zahlreiche interessante Pflanzenarten zu erkunden. Immer wieder gab es während meiner Spaziergänge starke Regenschauer, was nicht von Nachteil war. Einerseits ist es spannend, den Regenwald im Regen zu erleben – schließlich ist das ein elementarer Bestandteil dieses Ökosystems. Andererseits kann man unmittelbar nach den Regenfällen bei etlichen Tierarten eine vorübergehend deutlich gesteigerte Aktivität beobachten. Vögel sind dann oft aktiver als während längerer trockener Perioden mit intensivem Sonnenschein. An den teils unter Wasser stehenden Wegrändern kann man nach Regengüssen außerdem mit ein wenig Glück die eine oder andere Landkrabbe beobachten. Zu den besonderen Beobachtungen, die mir in dem Gebiet gelungen sind, gehört auch ein gemischter Vogelschwarm auf der Suche nach Nahrung. Im Sinharaja Forest schließen sich oft verschiedene Vogelarten zu kleinen Trupps zusammen, um gemeinsam zu fressen. Das kann man in dieser Form nur an sehr wenigen anderen Stellen beobachten.

Das Abenteuer, den Sinharaja-Regenwald während (mindestens!) einer ausgiebigen Wanderung zu erleben, sollte man sich als Naturliebhaber also nicht entgehen lassen. Es ist aber nicht empfehlenswert, völlig unvorbereitet und ohne wichtiges Zubehör in das weitläufige Naturschutzgebiet aufzubrechen. Einige Dinge, die man unterwegs im Wald nicht kaufen kann und die man höchstwahrscheinlich braucht, sollten bei einer Wanderung auf keinen Fall fehlen, damit die Tour nicht zum Alptraum wird oder im schlimmsten Fall gar gesundheitliche Schäden nach sich zieht:

  • eine ausreichende Menge Getränke (ich hatte meist zwei bis drei Liter Wasser für eine Tagestour im Gepäck)
  • Sonnenschutzmittel und Kopfbedeckung (in den lichteren Teilen des Waldes ist die Sonneneinstrahlung sehr stark)
  • eine tropentaugliche Regenjacke und einen großen Regenschirm
  • eine wirklich wasserdichte Tasche für Wertgegenstände wie Kameras etc.
  • unempfindliches Schuhwerk, das durchaus auch nass werden darf
  • lange Hosen und Socken oder „Leech Socks“, um die Blutegel abzuwehren, die oft im Regenwald aktiv sind.

Zum Thema Blutegel habe ich noch einen Tipp: Damit sich die Tiere nicht so rasch an der nackten Haut festsaugen, habe ich den Rat der Einheimischen befolgt und meine Beine vor der Wanderung mit dem sri-lankischen „Wundermittel“, einem starken Kräuterbalsam gegen allerlei Zipperlein, eingerieben. Es ist der ayurvedischer Balsam von Siddhalepa. Um die Wirkung aufrecht zu erhalten, habe ich das Mittel etwa einmal stündlich erneut aufgetragen. So konnte ich in Kombination mit den „Leech Socks“ den Großteil der Blutegel abwehren. Moskitos habe ich übrigens im Sinharaja-Regenwald bei allen Besuchen nicht angetroffen.

Impressionen aus dem Sinharaja Forest

Beispiele für Arten auf dem Gelände von Martin’s Lodge


Linktipps

Sinharaja Forest Reserve (UNESCO) (Englisch)
Sinharaja Forest Reserve (Wikipedia.org) (Englisch)
Sinharaja Forest Sri Lanka – Website von Environment Lanka (Englisch)

naturgucker.de-SymbolSinharaja Forest Reserve bei naturgucker.de

naturgucker.de-SymbolMartin’s Lodge bei naturgucker.de