Dass man im Amazonas-Regenwald Ecuadors sehr luxuriös wohnen kann, beweist die Sacha Lodge. Knapp außerhalb des Yasuní-Nationalparks gelegen, befindet sie sich im selben Ökosystem wie dieser. Die Lebensader der Region ist der beeindruckende Río Napo, der rund 700 Flusskilometer von der Sacha Lodge entfernt in den Amazonas mündet – die Mündung befindet sich etwa 65 km nordöstlich der peruanischen Stadt Iquitos. Weil der Napo ein direkter Zufluss des mächtigen Amazonas ist, wird er Bereich Ecuadors, durch den er fließt, als „Amazonas“ bezeichnet. Und tatsächlich leben in dem dichten Wald dieselben Tier- und Pflanzenarten wie im Amazonasbecken. Dieser enormen Vielfalt ist man in der Sacha Loge ganz nah. „Sacha“ ist übrigens das Kichwa-Wort für „Wald“.

Erreichbar ist diese Unterkunft von Puerto Francisco de Orellana aus, kurz Coca genannt. Dort fährt ein motorisiertes Boot ab, das die Hotelgäste in einer zwei- bis dreistündigen Fahrt zur Lodge bringt – oder besser gesagt zum Anleger am Napo. Nach einem kurzen Fußmarsch erreicht man ein weiteres Fährterminal, an dem Kanus warten. Mit einem solchen geht es weiter über einen beiderseits mit üppiger Vegetation gesäumten Kanal zur Lagune Pilchicocha. Sie ist durch Zuflüsse mit dem Río Napo verbunden und wird bei starkem Hochwasser von diesem komplett eingenommen. Bei meinem Besuch der Sacha Lodge im Dezember 2017 zeigte sich die Lagune wie ein See mitten im Regenwald.

Am nördlichen Ufer der Lagune steht auf Stelzen ein nach allen Seiten offenes Gebäude, in dem alle Mahlzeiten eingenommen werden und in dem man bei einem kühlen Getränk den Tag ausklingen lassen kann. Über Holzstege erreicht man von dort aus die restlichen Gebäude der Sacha Lodge. Alle Häuser stehen auf Stelzen, damit sie im Falle eines Napo-Hochwassers nicht überflutet werden. Die Unterkünfte sind geräumig, gemütlich eingerichtet und zumindest in dem von mir bewohnten Bungalow war die Aussicht im Badezimmer phänomenal: Anstelle einer Wand gab es neben der Dusche eine riesige Fensterfront, die etwa von Kniehöhe bis zur Decke reichte. Ich hatte dort den Eindruck, direkt im Regenwald duschen. Ein weiteres Detail in meiner Unterkunft hat mich begeistert. Es gibt in jedem Bungalow einen Trockenschrank, in den technische Geräte wie Handys, Digitalkameras und Laptops gelegt werden können. Angesichts der sehr feuchten Luft im Regenwald ist das Gold wert, denn dank dieses Schranks hat meine Kameraausrüstung während meines Aufenthalts nicht schlapp gemacht.

Wer in der Sacha Lodge wohnt, kann an verschiedenen Aktivitäten teilnehmen. Es werden nahezu täglich Kanufahrten durch die umliegenden Kanäle angeboten. Während man lautlos über das Wasser gleitet, lässt sich der Regenwald mit allen Sinnen erleben. Man sieht und hört die Vögel, Insekten und Säugetiere, riecht die Pflanzen und nimmt andere Düfte wahr und natürlich kann man sie auch vorsichtig ertasten. Für mich war es beispielsweise ein überwältigendes Erlebnis, als das Kanu unter einem Baum zum Stehen kam, in dem ein Wespennest hing, dem sich zuvor ein Feind genähert hatte. Die Wespen klopften im Nest alle synchron gegen dessen Wand, so dass ein warnendes Pochen zu hören war – und das sogar aus einigen Metern Entfernung.

Schweißtreibend und durchaus etwas kräftezehrend ist der Aufstieg zum Canopy Walk (Hängebrücken in den Baumkronen) und zum Beobachtungsturm, der sich in einem Kapokbaum in 43 m Höhe über dem Waldboden befindet. Die Aussicht ist atemberaubend und jeden Schweißtropfen wert! Von Greifvögeln über Papageien bis hin zu bunten Tangaren und interessanten Epiphyten (Aufsitzerpflanzen) reichte die Palette dessen, was ich von dort aus beobachten konnte.

Weitere Aktivitäten, die von der Lodge angeboten werden, sind Bootsfahrten, die beispielsweise in die im Yasuní-Nationalpark gelegene Dorfgemeinschaft „Nueva Providencia“ oder zu einer Steilwand (Lehmlecke), an der sich morgens hunderte Papageien einfinden, um Lehm zu fressen. Auch Nachtfahrten und -wanderungen werden angeboten, sie sind mindestens ebenso faszinierend wie die Ausflüge am Tage. Außerdem sollte man während eines Aufenthalts in der Sacha Lodge unbedingt auch das Schmetterlingshaus (Mariposario) im hinteren Teil des Geländes der Lodge besuchen. In dem Gebäude ist es zwar tagsüber sehr heiß, dafür hat man aber die Möglichkeit, wunderschönen Schmetterlingen der Region hautnah zu begegnen. Wenn man sich danach etwas abkühlen möchte, besteht die Möglichkeit im See zu baden. Am Speisehaus ist ein eingezäunter Bereich in der Lagune, in dem man gefahrlos schwimmen kann. Gefahrlos deshalb, weil im See verschiedene Tiere herumschwimmen, die durchaus mal zubeißen könnten, darunter Riesenotter.

Für mich als Naturliebhaberin ist die Zeit in der Lodge wie im Flug vergangen und die Speicherchips meiner Kameras haben regelrecht geglüht, so viele Fotos habe ich angefertigt. Mein Tipp: Eine Taschenlampe mitnehmen und abends von den Stegen aus die Umgebung anleuchten – man findet garantiert spannende Tiere wie Geißelskorpione oder Planarien (Plattwürmer). Und wer gern den Hoatzin (Opisthocomus hoazin), auch Stinkvogel genannt, beobachten möchte, ist in der Sacha Lodge bestens aufgehoben. Ich konnte diese faszinierenden Vögel dort jeden Tag sehen.

Impressionen rund um die Sacha Lodge


Linktipps

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Im Vollrausch der Natur – Beitrag über die Sacha Lodge und den Regenwald in der FAZ