Der Wasserfall San Rafael bei Tena war der größte und wasserreichste Wasserfall Ecuadors. Der Río Coca stürzte dort unter lautem Tosen über eine Felskante in die Tiefe. Diese Kaskade war 131 Meter hoch und maximal 30 Meter breit. Doch mit der Zeit setzte die enorme Kraft des Wassers dem Gestein hinter dem der Kante vulkanischen Ursprungs so sehr zu, dass der Boden nachgab: Am 2. Februar 2020 bildete sich vor der Kante, über die der Wasserfall einst stürzte, ein großes Erdloch. Die ehemalige Kante des frühere Wasserfalls überspannte noch rund ein Jahr lang als natürliche Brücke den Fluss. Dann stürzte auch sie ein.
Einige Fachleute davon aus, dass der Bau eines Staudamms weiter flussaufwärts die Erosion verstärkt und damit den Zusammenbruch des Wasserfalls beschleunigt haben könnte. Der Einsturz des Wasserfalls hat die Flussdynamik stark verändert und die gesteigerte Erosion hat flussaufwärts Brücken und Ölpipelines zerstört.
Ich hatte das Glück, den Wasserfall Ende 2017 besuchen zu können. Die herabstürzenden Wassermassen hatten eine geradezu hypnotische Wirkung auf mich und ich konnte mich ihrer Faszination kaum entziehen. Die Umgebung des Aussichtspunktes und der Weg dorthin waren für mich aber mindestens genauso interessant wie der Wasserfall selbst. Ich konnte viele Tier- und Pflanzenarten beobachten, wobei mich am meisten die überfliegenden Aras begeisterten, deren Geschrei sogar den Wasserfall übertönte. Die Artenvielfalt in dieser Region ist übrigens nicht verwunderlich, liegt der Wasserfall doch im Cayambe-Coca-Nationalpark, der als eines der landschaftlich schönsten Schutzgebiete des Landes gilt.
Impressionen vom früheren San-Rafael-Wasserfall und seiner Umgebung
Linktipps
Informationen über den früheren Wasserfall und die Auswirkungen seines Einsturzes (englisch)
Exceptionally uncommon overburden collapse behind a natural lava dam: Abandonment of the San-Rafael Waterfall in northeastern Ecuador – wissenschaftliche Veröffentlichung über den Einsturz (englisch)




















