Der Chimborazo-Nationalpark – auf Spanisch Reserva de Producción de Fauna Chimborazo – ist ein seit 1987 bestehendes Naturschutzgebiet, das den gleichnamigen Vulkan einschließt. Dieser Feuerberg ist gemäß neueren Angaben 6.267 m hoch, früher wurde seine Höhe mit 6.310 m angegeben. Er befindet sich in der Westkordillere der Anden und er ist der höchste Berg in Ecuador. Weil er von einer Hochebene umgeben ist, die er selbst um circa 2.500 m überragt, wirkt er besonders majestätisch. An der Basis ist er im Durchmesser 20 km groß. Im oberen Bereich ab einer Höhe von rund 5.100 m über dem Meeresspiegel ist es so kalt, dass sich dort dauerhaft ein Gletscher befindet. Von dort aus erstrecken sich einige Ausläufer des Gletschers hinab bis auf ungefähr 4.600 m Höhe. Allerdings schrumpfen die Eismassen am Chimborazo infolge des Klimawandels – sie teilen somit das Schicksal vieler anderer Gletscher auf der Erde.

Wie viele andere Erhebungen der Anden auch, ist der Chimborazo ein Feuerberg. Bei ihm handelt es sich um einen Schichtvulkan. Seine letzte Eruption soll etwa 550 Jahre ± 150 Jahre zurückliegen, ganz genau weiß man es nicht. Beeindruckend ist außerdem, dass der Gipfel des Chimborazo als der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernte Bereich der Erdoberfläche gilt. Man mag nun denken: Im Himalaja gibt es aber doch höhere Berge als ihn! Doch weil der Chimborazo sehr nah am Äquator und damit an einem infolge der rotationsbedingten Fliehkraft „ausgebeulten“ Teil der Erde liegt, die keineswegs eine perfekte Kugel darstellt, ist sein Gipfel besonders weit vom Mittelpunkt unseres Planeten entfernt.

Chimborazo- und weitere Bergbesteigungen in Ecuador locken zahlreiche sportliche Menschen in das Land, um die Andengipfel hautnah zu erleben. Zudem ist das Schutzgebiet rund um den Vulkan für Naturinteressierte ebenso wie Menschen, die sich an der faszinierenden Landschaft erfreuen, ein attraktives Ziel. Verglichen mit den Tieflandwäldern ist das Ökosystem in der Reserva de Producción de Fauna Chimborazo zwar erheblich artenärmer, weil das Klima dort recht rau ist. Doch die Arten, die man beobachten kann, sind in jedem Fall sehenswert. Mir hat es großes Vergnügen bereitet, die Lamas und Vikunjas zu beobachten. Sie durchstreifen in Gruppen die Landschaft, mancherorts sind auf dem kahlen Boden ihre Suhlen als helle, fast runde Flecken zu sehen.

Aufgrund der großen Höhe ist der Pflanzenwuchs in den Abschnitten des Schutzgebiets, die ich besucht habe, recht niedrig. Die dünne Luft hat mir zugesetzt, ich konnte nur schwer atmen und hatte Kopfschmerzen, aber sie zu ertragen, hat sich gelohnt. Denn ich konnte rund um die zauberhafte Chimborazo Lodge in etwa 4.000 m Höhe und am Besucherzentrum des Schutzgebietes auf rund 4.400 m Höhe die bemerkenswerten Ecuador-Andenkolibris beobachten. Diese auch als Chimborazo-Kolibris bezeichneten Vögel sind nur 11,5 cm bis 12 cm lang und wiegen 7,8 g bis 8 g. Trotzdem sind diese Winzlinge dazu in der Lage, unter den harschen klimatischen Bedingungen in großer Höhe zu leben; diese Kolibris kommen hauptsächlich zwischen 3.500 m und 5.200 m Höhe vor. Damit gehört der Ecuador-Andenkolibri zu denjenigen Vertretern seiner Familie, die den höchstgelegenen Lebensraum bewohnen.

Impressionen aus dem Chimborazo-Schutzgebiet


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