Viele Menschen denken nach wie vor, dass Pilze zu den Pflanzen gehören. Doch tatsächlich bilden diese Organismen wie die Pflanzen und Tiere ein eigenes Reich. Zahlreiche Pilzarten zersetzen Holz, weshalb sie auf geschwächten Bäumen und auf Totholz zu finden sind. Daneben gibt es Pilze, die auf anderen Substraten wachsen, beispielsweise auf dem Boden. In Costa Rica lassen sich viele unterschiedliche Pilzarten beobachten, unter ihnen sogar welche, die im Dunkeln leuchten.

Des Weiteren sind in dem Land Flechten weit verbreitet. Hierbei handelt es sich um Lebensgemeinschaften von Pilzen und Algen beziehungsweise Pilzen und Cyanobakterien.

In diesem Kapitel stelle ich die von mir beobachteten und fotografierten Pilz- und Flechtenarten vor. Leider konnte ich viele von ihnen bisher nicht bestimmen. Falls Sie dabei helfen können, würde ich mich über eine Nachricht per E-Mail sehr freuen.

Pilze (Fungi)

Fomes fasciatus

Die Pilzart Fomes fasciatus gehört zur Familie der Stielporlingsverwandten (Polyporaceae). Sie zersetzt Holz und kann sowohl Totholz als auch geschwächte Bäume befallen. Ihre Fruchtkörper sind konsolenartig mit deutlich sichtbaren „Wachstumsringen“ auf der Oberseite. Farblich variieren diese von hellgrau-weißlich bis dunkelbraun oder dunkelgrau. Beheimatet ist Fomes fasciatus in Nord- und Südamerika sowie auf zahlreichen Inseln der Karibik.

Hexagonia hydnoides

In vielen Teilen der Erde ist diese Pilzart zu finden, hauptsächlich ist sie aber in Nord- und Südamerika präsent. Ihre konsolenförmigen, nicht allzu dicken Fruchtkörper bilden sich an Bäumen. Für gewöhnlich befällt Hexagonia hydnoides Totholz, das sowohl liegend als auch stehend sein kann. Auf der Oberseite sind die Fruchtkörper in unterschiedlichen Braunschattierungen gefärbt, die Unterseite ist dunkelgraubraun bis schwärzlich. Im Durchmesser sind die Fruchtkörper für gewöhnlich etwa 5 Zentimeter bis 10 Zentimeter groß. Ein weiterer wissenschaftlicher Name dieser Spezies lautet Cerrena hydnoides.

Judasohr (Jew’s Ear Fungus, Auricularia auricula-judae)

Das Judasohr ist eine in sehr vielen Teilen der Welt verbreitete Pilzart. Sie dürfte vielen Costa-Rica-Reisendendeshalb aus Deutschland bekannt sein. Zu finden sind diese Pilze sowohl an abgestorbenem Holz als auch an geschwächten, noch lebenden Bäumen. Die Spezies bildet einen dunkelbraunen Fruchtkörper, der lappenartig ist und an die Form einer Ohrmuschel erinnert. Für gewöhnlich steht dieses Gebilde seitlich von dem Substrat ab, auf dem es gedeiht. Zwischen drei und zehn Zentimeter kann die Breite des Judasohrs betragen, das Fleisch des Fruchtkörpers ist 1,5 Millimeter bis zwei Millimeter dick. Diese Pilze sind essbar, sie finden vor allem in der chinesischen Verwendung. Unter dem Namen Mu-Err oder Wolkenohrpilz kann man sie auf den Speisekarten chinesischer Restaurants entdecken.

Weißflockiger Schirmling (Leucocoprinus cretaceus)

Der Weißflockige Schirmling, auch Kreideweißer Faltenschirmling genannt, gehört zu den Holzzersetzern und er ist ein Mitglied der Familie der Champignonverwandten (Agaricaceae). Seine jungen Fruchtkörper sind vollständig weiß, im Alter werden sie beigebraun. Auf dem im Durchmesser meist 2 Zentimeter bis 6 Zentimeter, selten 8 Zentimeter großen Hut befinden sich häufig weiße Flocken (Velumflocken), die durch Regen aber abgewaschen werden können und deshalb anschließend fehlen. Der aufrechte Stiel hat für gewöhnlich einen Ring. Im unteren Bereich ist der  Stiel weißflockig bereift, seine Basis ist ein wenig verdickt. Diese Pilzart ist giftig.

Unbestimmte Pilzarten


Flechten (Lichen)

Bartflechten (Usnea spec.)

In Costa Rica kommen mehrere Arten aus der Gattung Usnea vor. Diese Bartflechten lassen sich furch bloßes Betrachten meist nicht auf Artniveau bestimmen. Einige Usnea-Spezies wachsen hängend, sie nutzen dafür häufig Äste großer Bäume. Weil sie wie lange Bärte aussehen, haben sie dieser Flechtengattung ihren Namen eingebracht. Andere Usnea-Arten stehen mehr oder minder aufrecht und wachsen in vielen Fällen ebenfalls auf Ästen und an Baumstämmen, auf Felsen können sie sich aber ebenso finden.

Cora glabrata

Wegen ihrer sehr speziellen Wuchsform ist die Flechtenart Cora glabrata leicht als Vertreterin ihrer Gattung zu erkennen. Dunkelgraubraun oder dunkelolivgrün bis dunkelgraugrün ist sie gefärbt, der Rand ist meist aufgehellt. Typisch sind konzentrische Ringe, außerdem zeigen diese Flechten oft Wölbungen oder Faltungen. Ihr Rand ist mitunter eingekerbt, meist ist er jedoch glatt. Vor allem auf Ästen und Baumstämmen ist Cora glabrata in feuchten Wäldern zu finden. Das Verbreitungsgebiet dieser Spezies reicht von Mexiko bis nach Chile. Des Weiteren wurde Cora glabrata auch schon auf karibischen Inseln gesichtet.

Etagen-Becherflechter (Ladder Lichen, Cladonia cervicornis subsp. verticillata)

Auf dem Boden, auf Felsen und Steinen sowie an der Basis von Baumstämmen wächst die Etagen-Becherflechte. Sie ist meist leicht an ihren etagenförmig ineinander aufragenden Strukturen zu erkennen. Ihre Färbung ist meist hellgraugrün bis weißlichgrau und sie wirkt bestäubt. Funde dieser Flechtenart sind bereits aus Nord- und Südamerika, aus Europa und Asien sowie aus Australien nachgewiesen. Die unten abgebildeten Exemplare dieser Flechtenart hatten noch keine Etagen ausgebildet. Ein weiterer wissenschaftlicher Name dieser Spezies lautet Cladonia verticillata.

Unbestimmte Flechtenarten