Eine große Zahl unterschiedlicher Arten aus der Gruppe der Zikaden ist in Costa Rica beheimatet, sie gehören übrigens zur Ordnung der Schnabelkerfe (Hemiptera). Es kommen in Costa Rica beispielsweise Vertreter der Singzikaden (Cicadidae) vor, die nachts mancherorts ein sehr lautes Konzert anstimmen. An Baumstämmen oder an Blättern lassen sich oft ihre leeren Larvenhäuge – Exuvien genannt – finden, die durchscheinend und bernsteinfarben sind. Zierlich und aufgrund ihrer grünen Grundfärbung gut getarnt sind verschiedene Zwergzikaden (Cicadellidae), andere wiederum sind recht bunt. Ebenfalls zu den Zikaden gehören die Buckelzirpen (Membracidae), die aufgrund ihrer buckeligen Körperform sowie ihrer je nach Art sehr auffälligen Färbung und der seltsam anmutenden Körperanhänge besonders faszinierend aussehen.

Zikaden zu bestimmen, ist teils recht schwierig. Als ich mich nach meinen Reisen dieser Aufgabe gestellt habe, wurde ich durch Gernot Kunz und Dieter Schneider, Fachbeiratssprecher von naturgucker.de, kräftig unterstützt. Bei beiden möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken. Etliche der Zikadenarten, denen ich in Costa Rica begegnet bin, konnte ich bisher trotzdem leider nicht bestimmen. Weiter unten sind sie abgebildet. Falls Sie beim Bestimmen helfen können, würde ich mich über eine Nachricht per E-Mail sehr freuen.

Blutzikaden (Froghopper, Cercopidae)

Mahanarva costaricensis

Bei Mahanarva costaricensis handelt es sich um eine Artengruppe beziehungsweise einen Artenkreis. Das heißt, es gibt wahrscheinlich mehrere Arten, die mit dem bloßen Auge betrachtet völlig gleich oder zumindest extrem ähnlich aussehen. Die Körperlänge der Tiere beträgt schätzungsweise circa zehn Millimeter, exakte Angaben habe ich dazu in der Literatur nicht finden können. Schwarz ist die Grundfärbung dieser Zikaden. Die Ränder des Halsschilds sowie die Säume der Vorderflügel sind rot bis orange. Auf den Vorderflügeln befindet sich ein rot bis orange gefärbtes charakteristisches Muster. Auch am Kopf und an den Beinen tragen die Tiere rote bis orange gefärbte Bereiche; die Augen sind schwarz. Anders als andere Blutzikaden ist Mahanarva costaricensis in Bezug auf die Nahrungspflanzen nicht auf Gräser spezialisiert, sondern auf Helikonien (Heliconia sp.) und Korbmaranten (Calathea sp.). Das Verbreitungsgebiet der Artengruppe erstreckt sich über Teile Nicaraguas und Costa Ricas.

Prosapia bicincta (Two-lined Spittlebug)

Zwischen acht und zehn Millimeter beträgt die Körpergröße dieser Insekten. Ihre Grundfärbung ist schwarz. Auf den Vorderflügeln befinden sich zwei Linien, deren Färbung von gelb über orange bis kräftig rot variieren kann. Eine weitere Linie in derselben Farbe erstreckt sich auf dessen Oberseite über den Brustteil. Im Gesicht und an den Beinen befinden sich dunkelrote Bereiche, auch die zierlichen Fühler sowie die Augen sind dunkelrot. Die äußeren Glieder der Beine sind schwarz. Von Nordamerika bis nach Zentralamerika reicht das Verbreitungsgebiet dieser Spezies.

Tomaspis biolleyi

Über die Zikadenart Tomaspis biolleyi ist in der (Online-)Literatur kaum etwas zu finden. Funde sind aus Costa Rica und Panama dokumentiert. Ob diese Spezies in weiteren Ländern heimisch ist, weiß ich leider nicht. Die von mir beobachteten Individuen waren circa zehn bis zwölf Millimeter lang. Typisch für Tomaspis biolleyi sind die auf der Oberseite größtenteils leuchtend rot gefärbten Vorderflügel. Zum Außenrand hin finden sich einige schwarze Flecken, die orangerot umrandet sind; der Außenrand selbst ist meist hellorangerot. Auf der Oberseite kann der Brustbereich schwarz oder rot sein, dasselbe gilt für den Kopf und das Schildchen. Die Beine sind schwarz. An Waldrändern und -lichtungen lassen sich diese Tiere mit ein wenig Glück aufspüren.


Buckelzirpen (Treehoppers, Membracidae)

Antianthe expansa

Grün ist die Grundfärbung dieser Tiere. Auf ihrem Körper befindet sich ein Muster aus kleinen hellen Punkten. Auffällig ist der hohe „Rückenkamm“, dessen Rand abwechselnd schwärzlich bis braun und gelblich gefärbt ist. Von vorn betrachtet, sieht man die beiden „Hörner“, die seitlich des Kopfes herausstehen. Dadurch sehen diese Zikaden wie Miniaturbüffel aus. Zwischen 7 und 10 Millimetern beträgt die Körperlänge dieser Insekten. Sie ernähren sich von Pflanzensäften. In Costa Rica kann man Antianthe expansa beispielsweise in Gebüschen und auf Wiesen mit etwas höherer Vegetation antreffen. Von den südlichen USA über Zentralamerika bis nach Kolumbien und Venezuela reicht das Verbreitungsgebiet dieser Spezies.

Darnis partita

Diese Tiere zeichnen sich dadurch aus, dass sie einen sehr speziellen Körperbau haben. Er ist sehr stark gewölbt, sein höchster Punkt ist im Bereich des oberen Rückens. In der Fachliteratur sind keine Angaben über die Spezies zu finden. Ihre Körperlänge schätze ich auf circa fünf bis sechs Millimeter; diese Angabe bezieht sich auf das von mir beobachtete Individuum. Auf der Oberseite  ist der Körper charakteristisch schwarz und weiß gemustert, wobei die Stirn, der Nacken und der Rücken schwarz sind. An der Basis sind die Beine schwarz, gefolgt von einem großen weißen Bereich und einem kleinen schwarzen Abschnitt; die Füße sind bräunlich gefärbt. Eine feine Punktierung bedeckt die Oberseite des Körpers. Über das Verbreitungsgebiet von Darnis partita habe ich in der Fachliteratur keine Angaben finden können. Beobachtungen wurden bisher aus Costa Rica und Panama gemeldet.


Fulgoridae

Enchophora stillifera

Diese Zikaden haben ein besonders auffälliges Merkmal: Sie tragen im Gesicht ein „Horn“, das gebogen und nach oben gekrümmt ist. Bei Enchophora stillifera befindet sich zudem ein verbreiterter Bereich am Ende dieser Körperpartie. Männchen sind zwischen 25 und 28 Millimeter lang, die Weibchen bringen es auf eine Körpergröße von bis zu 32 Millimeter. Graubraun meliert ist der Körper, auf der Oberseite der Vorderflügel befinden sich kleine gelbe bis orangegelbe Flecken. Wird der Blick auf die Hinterflügel frei, zeigen sich diese in kräftigem Rot mit braunem Rand und einigen weißen Flecken. Wie groß das Verbreitungsgebiet dieser Insektenart ist, konnte ich leider anhand der gängigen Literatur nicht herausfinden. Mir sind lediglich Funde aus Costa Rica bekannt.

Enchophora subviridis

Männliche Individuen von Enchophora subviridis sind 22 Millimeter lang, Weibchen sind mit 23 bis 25 Millimeter Körperlänge ein wenig größer. Die Grundfärbung ist überwiegend grünlich, bräunlich oder rötlich. Typisch für die Art sind die leuchtend rot gefärbten Augen und je ein weißer Punkt unterhalb der Augen. Zum äußeren Rand hin sind die Flügel weiß gepunktet. Dunkelgrau und rötlich sind die Beine gefärbt. Markant ist das nach oben gedrehte „Horn“ im Gesicht dieser Tiere. Auf der Unterseite ist der Körper rosarot, die Schenkel sind ebenso gefärbt. Diese Zikaden ernähren sich von Pflanzensäften. In Costa Rica leben sie im pazifischen Landesteil bis in Höhenlagen von etwa 500 Meter; beobachten kann man diese Insekten unter anderem auf der Osa-Halbinsel, in Guanacaste und in der Gegend um den Carara-Nationalpark. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Costa Rica bis Panama.


Nogodinidae

Biolleyana costalis

Knapp einen Zentimeter misst die Körperlänge der Individuen der Zikadenart Biolleyana costalis. Ihr Körper ist hellbraun gefärbt und sie tragen auf der Oberseite des Brustteils ein Muster aus schwärzlichen bis dunkelgrauen Längsbändern mit einem braunen inneren Bereich. Ihre weitestgehend transparenten Flügel zeigen einige schwarze Bänder und Flecken, die in charakteristischer Weise angeordnet sind. Anhand dieses Musters lassen sich die Tiere von Individuen der Schwesterarten abgrenzen. Über diese kleinen Zikaden gibt es in der (Online-)Literatur kaum Angaben. Funde sind bisher aus Honduras, Costa Rica, Panama sowie Kolumbien und Ecuador gemeldet worden.

Biolleyana pictifrons

Es finden sich in der (Online-)Literatur kaum Informationen über diese Zikadenart. Auf circa einen Zentimeter schätze ich die Körperlänge des von mir beobachteten Individuums. Fundmeldungen dieser Tiere liegen aus Mexiko, Honduras und Costa Rica vor. Möglicherweise ist diese Zikadenart darüber hinaus in den dazwischen liegenden Ländern El Salvador und Nicaragua an geeigneten Stellen zu finden. Der Körper ist hellbraun, auf der Oberseite des Brustbereichs gibt es dunkelgraues bis schwärzliches Muster. Beide Flügelpaare sind transparent mit charakteristischem schwarzem Muster. Dessen Form muss bei der Bestimmung sehr genau beachtet werden, da es ähnliche Schwesterarten aus der Gattung Biolleyana gibt.


Zwergzikaden (Leafhopper, Cicadellidae)

Agrosoma placetis

Die Art Agrosoma placetis hat keinen deutschen Namen. Diese zierlich gebauten Tiere sind circa fünf Millimeter lang. Trotz dieser relativ geringen Größe und des schmalen Körperbaus sind diese Insekten sehr auffällig. Begründet liegt dies in ihrer lebhaften Färbung. Sie tragen ein Muster aus schwarzen und roten Bereichen, die weiß umrandet sind. Beobachten lassen sich diese kleinen Zikaden beispielsweise in Gebüschen und in offenem Grasland auf der niedrigen Vegetation. Das Verbreitungsgebiet dieser Insektenart erstreckt sich von Mexiko gen Süden bis nach Kolumbien und Ecuador.

Erythrogonia quadriplagiata

Charakteristisch für Zwergzikaden ist ihr schlankes Erscheinungsbild. Sie sind deutlich länger als breit: Ihre Körperlänge beläuft sich auf etwa fünf Millimeter, die Breite übersteigt einen bis 1,5 Millimeter meist nicht. Auf der Oberseite sind die Individuen von Erythrogonia quadriplagiata dunkelbraun bis schwärzlich gefärbt, die Tiere tragen auf der Oberseite der Vorderflügel und auf dem Kopf ein weißliches oder grünliches bis gelblichgrünes Muster, das aus Flecken besteht. Auf der Körperunterseite und an den Beinen findet sich derselbe gelblichgrüne bis grüne Farbton. Zu den Lebensräumen, in denen Erythrogonia quadriplagiata beobachtet werden kann, gehört das Unterholz von Wäldern. Darüber hinaus kommen die Tiere an vegetationsreichen Wegrändern und auf Wiesen vor. Das Verbreitungsgebiet dieser Spezies reicht von Costa Rica über Panama bis nach Venezuela und Kolumbien.

Macunolla ventralis

Nur etwa sechs Millimeter sind diese Tiere lang und lediglich circa einen Millimeter breit. Ihr Körper ist orange gefärbt. Ihre schwarzen Augen stehen dazu in starkem Kontrast. Auf dem Kopf befindet sich ein großer schwarzer Fleck auf der Oberseite, ein weiterer kleiner schwarzer Fleck ist an der Stirn vorhanden. Schwarz bis dunkelgrünlich sind die Vorderflügel auf der Oberseite gefärbt, dies gilt auch für Teile der Oberseite des Brustteils (Thorax). Orange sind die Beine dieser zierlichen Zikaden. Pflanzensäfte bilden ihre Nahrung und sie leben auf niedriger Vegetation in offenen Landschaften. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Mexiko über Mittelamerika bis nach Kolumbien und Ecuador.


Bisher unbestimmte Zikadenarten