Etwa zehn Kilometer von Aluthgama beziehungsweise Bentota entfernt, befindet sich bei der kleinen Ortschaft Kalawila der Brief Garden (Koordinaten: 6°27’25.9″N, 80°02’14.8″E). Diese Gartenanlage und das dazugehörige Haus können gegen ein Entgelt von 350 Rupien besichtigt werden (Stand November 2006). Interessenten steht die Anlage von acht bis 17 Uhr offen. Was man dort besichtigen kann, ist größtenteils von nur einem Mann erbaut und geplant worden: Bevis Bawa. Er ist Bildhauer und Landschaftsgestalter gewesen. Außerdem hat er sehr genau gewusst, wie man sich sein Leben möglichst angenehm einrichtet. Dort, wo einst auf einer Plantage ein Kautschukbaum neben dem anderen gestanden hatte, hat er sich sein kleines Paradies geschaffen. Zu Lebzeiten hatte Bawa seinen Nachlass nicht geregelt. Nach seinem Tod im Jahre 1992 sind sein Haus und das etwa zehn Hektar große Areal unter seinen Mitarbeitern anteilsmäßig nach Dienstjahren verteilt worden. Im Jahr 2006 hat Dooland de Silva die Anlage gemanagt.

Brief Garden wird nicht in allen Reiseführern erwähnt, und wenn, dann oft nur sehr kurz. Ich habe selbst mehr durch Zufall von der Gartenanlage erfahren. Als ich nach Kosgoda zur Meeresschildkrötenstation gefahren bin, habe ich im Tuktuk eines sehr netten einheimischen Fahrers gesessen. Er hat rasch bemerkt, dass ich mich sehr für die Natur Sri Lankas interessiere. Deshalb hat er mir von Brief Garden erzählt, weil er davon ausgegangen ist, dass mir diese Anlage gefallen würde. Seine Beschreibungen haben so schön geklungen, dass ich mich dort selbst umsehen wollte – und ich bin nicht enttäuscht worden. Für mich als Pflanzen- und Tierliebhaber ist Brief Garden der ideale Ort zum ausgiebigen Fotografieren gewesen.

Der Weg von der Küste zur Gartenanlage führt von Aluthgama aus erst durch die quirlige, überwiegend von Moslems bewohnte kleine Stadt Dharga. Danach passiert man Reisfelder und fährt in eine zusehends ländlicher erscheinende Gegend. Den Wegweiser mit der Aufschrift „To Brief“ übersieht man leicht, aber die einheimischen Tuktukfahrer kennen sich zum Glück gut aus. Nach circa einer halbstündigen Fahrt ist das Ziel erreicht und man steht vor dem leuchtend gelb gestrichenen Portal, das von üppig wucherndem Grün umgeben ist.

Durchschreitet man den Eingang, begibt man sich in eine andere Welt voller kleiner Teiche, verwinkelter Pfade, versteckten Lauben und man ist umgeben von jeder Menge tropischer Pflanzen, zwischen denen Skulpturen aufgestellt worden sind. An manchen Stellen ist die Vegetation so dicht, dass kaum ein Sonnenstrahl bis zum Boden gelangt. Die Zahl der Vögel, die man in der Gartenanlage beobachten kann, ist enorm und wird nur noch von der Zahl der Moskitos übertrumpft. Man sollte also auf gar keinen Fall eine entsprechende Schutzlotion vergessen, sonst wird man bei lebendigem Leibe von diesen kleinen Biestern aufgefressen! Doch davon einmal abgesehen ist Brief Garden ein zauberhafter Ort, dessen friedliche Atmosphäre überwältigend schön ist. Mit ein wenig Glück hat man den Garten ganz für sich allein. Mir ist es so ergangen, denn es sind damals nur wenige Touristen in den Garten gekommen.

Ich habe allein schon damit, durch den Garten zu spazieren, fast 1,5 Stunden zugebracht. Die vielen Pflanzen haben mich fasziniert. Egal, wohin man geschaut hat, es hat an allen Stellen des Gartens üppig geblüht. Allerdings sind dort nicht nur einheimische Gewächse zu finden, sondern auch aus anderen Regionen der Welt eingeführte Gartenpflanzen. Manche Teile des Gartens wirken naturbelassen, andere hingegen streng gepflegt, womit beispielsweise die Rasenflächen gemeint sind. Es sind jedoch vor allem die „wilderen“ Bereiche, in denen besonders viele Tiere leben. Die hohen Baumkronen etwa sind das Zuhause der Bronzefruchttauben und der Ceylon-Papageichen (Loriculus beryllinus), einer winzigen Papageienart, die ich nur im Brief Garden und nirgendwo sonst in Sri Lanka zu Gesicht bekommen habe.

Für mich als Naturliebhaber ist der Garten der Höhepunkt meines Besuchs des Anwesens gewesen. Aber ich muss gestehen, dass die Besichtigung des Hauses ebenfalls ein Genuss gewesen ist. Die antiken Möbel aus der Kolonialzeit sind imposant und die Kunstwerke verschiedener Künstler (zum Beispiel aus Australien) sind teils äußerst beeindruckend, obwohl ich nicht sonderlich viel von Kunst verstehe. Die 360 eingemauerten Weinflaschen habe ich amüsant gefunden und ich habe mich gefragt, wie lange Bawa wohl gebraucht hat, um so viel Wein zu trinken. Sehr spannend habe ich zudem Bawas Einfall gefunden, ein Freiluftbadezimmer mit kleinen Nischen zu bauen. Im tropisch-heißen Klima Sri Lankas ist das keine schlechte Idee, wenn man einmal von den Mücken absieht, die einen bei der Morgentoilette sicher nerven. Die vielen anderen Tiere, vor allem Vögel, die in unmittelbarer Nähe des Hauses zu finden sind, dürften dagegen erheblich weniger lästig sein.

Impressionen aus dem Brief Garden und dem Anwesen auf dem Gelände

Tiere im Brief Garden

Pflanzen im Brief Garden


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