Auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis gibt es Vögel aus der Familie der Reiher. Derzeit sind der Wissenschaft insgesamt 64 Arten bekannt, von denen 17 in Sri Lanka heimisch sind. Folgende neun Spezies konnte ich bisher fotografieren:

Graureiher (Grey Heron, Ardea cinerea cinerea)

Der Graureiher gehört zu den wenigen Vogelarten, die selbst Laien in Deutschland erkennen. Dass er in Sri Lanka anzutreffen ist, überrascht sicher den einen oder anderen Urlauber. Graureiher kommen in Europa, Asien und in Afrika teils ganzjährig, teils nur als Überwinterer vor. In Sri Lanka sind die circa 90 Zentimeter großen Vögel das gesamte Jahr über an Gewässern ein üblicher Anblick. Auf der Stirn und dem Oberkopf sind die Federn weiß, der Hals ist grauweiß und der Rücken aschgrau gefärbt, dort verlaufen zudem weiße Bänder. Auffällig sind die schwarzen Augenstreife und die drei langen, schwarzen Schopffedern. Am Hals verläuft eine dreifache schwarze Fleckenreihe. Die Körperoberseite ist grau gefärbt, die Schwingen sind schwarz. Beine und Schnabel sind gelblich gefärbt. Vorzugsweise in flachen, klaren Gewässern nähert sich der Graureiher seiner Beute durch vorsichtiges Schreiten mit nach vorn gelegtem Kopf. Neben kleinen Fischen ernähren sich Graureiher zudem von Amphibien, Reptilien und Insekten. Alternativ wird diese Vogelart auch als Fischreiher bezeichnet.

Kuhreiher (Cattle Egret, Bubulcus ibis ibis)

Vor allem auf Weiden und Wiesen, aber auch beispielsweise in der Nähe von Reisfeldern, meist jedoch nicht mitten in ihnen, halten sich Kuhreiher gern auf, und das vor allem dann, wenn sie dort große Säugetiere wie Wasserbüffel oder Kühe finden. Die Säuger locken mit ihrem Kot viele Insekten an und scheuchen diese außerdem beim Gehen häufig auf, wovon die Kuhreiher profitieren, weil sie ihre Nahrung so leicht aufstöbern können. Außerdem fressen sie Frösche, Kröten und andere kleine Tiere. Kuhreiher sind etwa 50 Zentimeter groß und ihr Gefieder ist im Schlichtkleid rein weiß. Während sie ihr Prachtkleid tragen, gibt es rostrote Bereiche am Kopf und im Nacken. Leuchtend gelb ist der Schnabel gefärbt und die Beine der Kuhreiher sind gelblich bis gelbschwarz. Diese Vögel leben in sehr vielen Teilen der Welt, beispielsweise in Südeuropa und in Mittelamerika. In Sri Lanka ist allerdings nicht jeder weiße Schreitvogel ein Kuhreiher, es gibt weitere weiße Reiherarten wie den Mittelreiher (Egretta intermedia intermedia) oder den Modesta-Reiher (Ardea modesta). Es ist also immer sinnvoll, genau hinzuschauen, welche Art man gerade vor sich hat.

Mangrovereiher (Green-backed Heron, Butorides striata)

Das Verbreitungsgebiet des Mangrovereihers ist sehr groß. In allen tropischen Regionen der Welt ist diese Spezies in den für sie passenden Lebensräumen anzutreffen. Die zwischen 38 und 43 Zentimeter großen Vögel leben in Sri Lanka ganzjährig nahezu im gesamten Land, lediglich im Hochland fehlen sie. Graugrün ist das Gefieder der erwachsenen Individuen gefärbt, die Körperunterseite ist dabei heller als die Oberseite. An Hals und Brust tragen Mangrovereiher einen rötlichbraunen Gefiederbereich, in dessen Mitte ein weißer Streifen verläuft. Die Vögel haben eine dunkle Kappe und einen gelben Zügelstreif, der von der Stirn bis zu den Augen verläuft. Ihre Beine sind orangegelb, der Schnabel ist schwarz. Jugendliche Mangrovereiher haben ein braunes Gefieder mit einem Streifenmuster. Beobachten lassen sich diese einzelgängerischen Tiere an allerlei Gewässerufern und in Mangrovengebieten. Sie ernähren sich von Fischen, Krebstieren und im Wasser lebenden Wirbellosen. Ein alternativer englischer Name dieser Vogelart lautet Striated Heron und im Deutschen wird sie auch als Mangrovenreiher bezeichnet.

Mittelreiher (Intermediate Egret, Egretta intermedia intermedia)

Von Ostafrika über das tropische Südostasien bis nach Australien erstreckt sich das Verbreitungsgebiet des Mittelreihers. Diese rund 90 Zentimeter großen Vögel halten sich vorzugsweise in flachen, überfluteten Gebieten auf, wozu beispielsweise Reisfelder oder überflutete Wiesen sowie flache Gewässerufer gehören. Ferner sind sie an Küsten und in Sümpfen zu finden. In Sri Lanka leben sie in allen Landesteilen mit Ausnahme des Hochlandes; sie kommen ganzjährig vor. Das Gefieder der Mittelreiher ist vollständig weiß. Die Irisringe sind gelb. Beine und Füße dieser Reiherart sind schwarz. Im Prachtkleid ist der Schnabel an der Basis gelb und im vorderen Teil schwarz, im Schlichtkleid ist der Schnabel vollständig gelb. Anhand seiner geringeren Größe lässt sich der Mittelreiher vom Modesta-Reiher (Ardea modesta) unterscheiden. Anders als der Seidenreiher (Egretta garzetta), dessen Schnabel immer vollständig schwarz ist, ist sein Schnabel stets überwiegend gelb. Krustentiere, Fische und Insekten bilden die Nahrung dieser Vogelart.

Modesta-Reiher (Eastern Great Egret, Ardea modesta)

Mit seiner Körpergröße von rund 90 Zentimeter und der Flügelspannweite von etwa 170 Zentimeter ist der Silberreiher in Sri Lanka einer der größten Vertreter der Reiher. Das Gefieder dieser ganzjährig im Land beheimateten Vogelart ist am gesamten Körper weiß. Zwischen Dezember und Mai, also während der Brutsaison, verfärbt sich der sonst gelbe Schnabel der Vögel schwarz. Beine und Füße des Silberreihers sind ebenfalls schwarz, wodurch er beispielsweise vom Seidenreiher (Egretta garzetta) unterschieden werden kann. Meist halten sich Silberreiher an den Ufern von Gewässern und Lagunen sowie in überfluteten Reisfeldern im Tiefland auf, dort kann man sie also meist besonders leicht beobachten. Fische, Krustentiere und Insekten bilden die Nahrung dieser Vögel. Der Modesta-Reiher wird auch als Östlicher Silberreiher bezeichnet.

Nachtreiher (Black-crowned Night Heron, Nycticorax nycticorax nycticorax)

Mit seiner Körpergröße von 64 Zentimeter ist der Nachtreiher ein mittelgroßer Schreitvogel. Die Krone und der Rücken sind bei erwachsenen Individuen glänzend schwarz gefärbt, Schwanz und Flügel sind blassgrau. Der restliche Kopf, die Unterseite des Körpers sowie der Hals-Nacken-Bereich sind weiß. Im Gesicht tragen die Vögel stellenweise kein Gefieder, die Haut ist dort grünlichgelb. Ihre Irisringe sind rot; der lange, gerade Schnabel ist überwiegend schwarz und die Beine sind gelb. Während der Brutsaison sind die Gesichtshaut und die Beine heller als während der restlichen Zeit des Jahres. Außerdem tragen Nachtreiher dann einige lange Federn am Körper. Jungtiere haben auf der Körperoberseite braune Federn mit hellen vertikalen Streifen und auf der Körperunterseite helle Federn mit braunen Längsstreifen; ihre Iris ist orange. In Sri Lanka kommen Nachtreiher nahezu im gesamten Land ganzjährig vor, lediglich im Hochland fehlt diese Vogelart. Wie es ihr Name vermuten lässt, sind diese Vögel vor allem nachts aktiv. Deshalb ruhen sie tagsüber häufig im Geäst in der Nähe von Gewässern, mitunter sieht man sie aber auch tagsüber frei am Ufer stehen. Die eigentliche Nahrungssuche findet nachts statt. Nachtreiher fressen hauptsächlich Fischen und Frösche.

Paddyreiher (Indian Pond Heron, Ardeola grayii)

Paddyreiher können eine Körpergröße von bis zu 46 Zentimeter erreichen und halten sich vorzugsweise in Feuchtgebieten, an Fluss- oder Seeufern sowie in überfluteten Reisfeldern in allen Landesteilen Sri Lankas auf. Sie leben ganzjährig auf der Insel. Im Schlichtkleid sind Paddyreiher auf der Körperoberseite graubraun gefärbt. Der Kopf, die Kehle und die Brust sind weiß mit braunen Streifen. Am Bauch ist das Gefieder weiß. Überwiegend dunkelgrau mit nur wenigen gelblichen Bereichen ist der Schnabel im Schlichtkleid gefärbt. Die Iris ist gelb und die Beine sind ebenfalls gelblich. Während der Brutsaison tragen die Vögel ihr Prachtgefieder. Rücken und Flügel sind dann dunkelbraun gefärbt; Kopf, Nacken und Brust sind bräunlich-orange und von der Kehle abwärts verläuft ein weißer Gefiederbereich. Darüber hinaus ist ein Teil des Schnabels leuchtend blau gefärbt und im Nacken befindet sich im Prachtkleid zudem ein Federschopf. Amphibien, Fische und Insekten bilden die Nahrung dieser Vogelart.

Purpurreiher (Purple Heron, Ardea purpurea manilensis)

Das Verbreitungsgebiet des Purpurreihers ist riesig. Es erstreckt sich vom Süden Europas bis nach Asien. Im südlichen Afrika ist diese Reiherart ebenfalls heimisch. Purpurreiher werden zwischen 80 und 90 Zentimeter groß. Ihr Gefieder ist überwiegend rotbraun gefärbt, vor allem im Bereich des Halses und des Nackens ist dies deutlich zu sehen. Dort verlaufen einige schwarze Streifen, auch die Krone ist schwarz. Die Flügel sind grau, der Schnabel ist gelb und die Beine sind grau bis gelblich gefärbt. Vom Graureiher (Ardea cinerea cinerea) ist diese Vogelart anhand ihrer Größe und aufgrund des rötlicheren Gefieders recht leicht zu unterscheiden. In flachem Wasser suchen Purpurreiher nach Nahrung, sie fressen vor allem Fische, Frösche und Insekten. Die Vögel sind sehr scheu und lassen sich nicht gern beobachten. Ihre aktivste Zeit fällt in die Morgen- und Abenddämmerung. In Sri Lanka leben sie ganzjährig fast im gesamten Land, lediglich im Hochland kommen Purpurreiher dort nicht vor.

Seidenreiher (Little Egret, Egretta garzetta)

Teile Europas, Asiens, Afrikas und Australiens bilden das Verbreitungsgebiet des Seidenreihers. Maximal 65 Zentimeter können diese Vögel groß werden. Ihr Gefieder ist am gesamten Körper rein weiß. Der Schnabel und die Beine sind schwarz, die Füße sind hingegen gelb, woran man den Seidenreiher von anderen weißen Reiherarten unterscheiden kann. Im Prachtkleid haben Seidenreiher lange, feine Schmuckfedern, die seidig wirken und der Vogelart ihren deutschen Namen eingebracht haben. Im Tiefland Sri Lankas findet man diese Vögel vor allem an Reisfeldern, Lagunen, an den Ufern von Stauseen und Gewässern sowie in Sumpfgebieten; im trockenen Landesteil leben mehr Seidenreiher als in der feuchten Zone. Ferner kann man die Spezies eher im Küstenbereich als im Binnenland antreffen, wobei die Tiere selten direkt in Strandnähe zu beobachten sind. Seidenreiher kommen in Sri Lanka ganzjährig vor. Fische, Krustentiere und Insekten bilden die Nahrung dieser Vögel.