Irrtümlicherweise halten viele Menschen Pilze für Pflanzen, was sie jedoch nicht sind. Es handelt sich bei ihnen um Organismen, die der Forschung nach wie vor viele Rätsel aufgeben. Sehr viele Pilzarten wachsen auf Totholz und zersetzen es, andere gehen mit ihrem Pilzgeflecht – Mycel genannt – enge Verbindungen mit den Wurzeln von Pflanzen ein und tauschen Nährstoffe aus. Wie es scheint, würden manche Pflanzenarten ohne eine solche Symbiose mit Pilzen nicht überleben können und möglicherweise verhält es sich auch umgekehrt. In tropischen Regionen der Erde und somit auch in Sri Lanka sind etliche Pilzarten heimisch. Insbesondere in den Wäldern, wo es Totholz gibt, kann man die Fruchtkörper verschiedener Pilzarten beobachten.

Darüber hinaus gibt es in Sri Lanka viele verschiedene Flechtenarten, die teils kaum erforscht sind. Noch bis vor kurzem hat die Wissenschaft angenommen, Flechten bestünden aus einem Pilz und einer Alge, die eine Symbiose eingehen. Doch inzwischen ist bekannt, dss drei Partner beteiligt sind, von denen mindestens einer ein Pilz ist und die beiden anderen meist Algen.

Nahezu alle von mir in Sri Lanka beobachteten und fotografierten Pilze und Flechten konnte ich bislang nicht bestimmen. Deshalb kann ich sie in diesem Kapitel lediglich in den beiden Galerien zeigen, ohne mehr über sie zu berichten. Falls Sie beim Bestimmen der hier präsentierten Arten helfen können, würde ich mich sehr über eine Nachricht per E-Mail freuen.

Pilze (Mushrooms, Fungi)

Goldgelber Zitterling (Yellow Brain Fungus, Tremella mesenterica)

Abgestorbene Laubholzzweige und -äste bilden das Substrat für den ganzjährig vorkommenden Goldgelben Zitterling. Nur selten ist diese Art auf Nadelholzzweigen zu finden. Zwischen zwei und rund fünf Zentimeter breit sind die Fruchtkörper dieser Pilzart. Die Höhe kann zwei bis vier Zentimeter betragen. Häufig wachsen mehrere dieser Fruchtkörper nebeneinander in einer Reihe. Junge Fruchtkörper sind leuchtend gelb gefärbt und zeigen eine hirnartige Form. Mit der Zeit werden die Pilze lappig und faltig, sie hängen dann schlaff herab und die Farbe wechselt zu einem blassen Gelb. Verbreitet ist diese Pilzart in den gemäßigten und tropischen Regionen Amerikas, Afrikas, Europas, Asiens und Australiens. Der Goldgelbe Zitterling gehört zur Familie der Zitterlingsverwandten (Tremellaceae).

Judasohr (Jew’s Ear Fungus, Hirneola auricula-judae)

Sowohl an abgestorbenem Holz als auch an geschwächten, noch lebenden Bäumen ist das Judasohr zu finden. Dieser Pilz gehört zur Familie der Ohrlappenpilzverwandten (Auriculariaceae) und er bildet einen dunkelbraunen, violettbraunen oder olivbraunen Fruchtkörper, der lappenartig ist und an die Form einer Ohrmuschel erinnert. Das Gebilde steht dabei seitlich von dem Substrat ab, auf dem es wächst. Zwischen drei und zehn Zentimeter kann das Judasohr breit werden, das Fleisch ist 1,5 bis zwei Millimeter dick. Alternative Namen dieser Pilzart sind im deutschen Sprachraum beispielsweise Holunderpilz oder Holunderschwamm, wissenschaftlich wird sie außerdem auch als Auricularia auricula-judae bezeichnet. Beheimatet ist das Judasohr in weiten Teilen Asiens, Europas, Afrikas, Australiens sowie in Nord- und Südamerika.

Microporus xanthopus

In Sri Lankas Regenwäldern habe ich auf Totholz an mehreren Stellen die Pilzart Microporus xanthopus beobachten können. Exakte Informationen sind über sie in den online verfügbaren Quellen nicht zu finden. Ich konnte lediglich in Erfahrung bringen, dass sie in Indien und Australien ebenfalls vorkommt, somit scheint sie ein recht großes Verbreitungsgebiet zu haben, das sich über Südostasien bis hin ins tropische Australien erstreckt. Die von mir beobachteten Fruchtkörper waren trichterförmig und im Durchmesser an der breitesten Stelle maximal circa zehn Zentimeter groß. An der Basis war der Stiel maximal circa acht bis zehn Millimeter breit. Gelblich bis bräunlich ist der Stiel gefärbt und die Oberseite der Fruchtkörper ist orange-bräunlich, rötlichbraun oder braun gefärbt. Auffällig ist die radialsymmetrische Zonierung, der äußere Rand ist meist hell. Auf der Unterseite des Hutes befinden sich zahlreiche winzige Poren, pro Quadratmillimeter sind es etwa zehn. Die Art gehört zur Familie der Stielporlingsverwandten (Polyporaceae).

Pycnoporus sanguineus

Die Pilzart Pycnoporus sanguineus ist in den tropischen Regionen der Erde heimisch, so auch in Sri Lanka. Sie besiedelt für gewöhnlich verrottendes Hartholz und bildet konsolenförmige Fruchtkörper. Ihre zinnoberrote Färbung ist sehr auffällig. Auf der Oberseite zeigen die Fruchtkörper konzentrische Zonen, auf der Unterseite finden sich zahlriche Poren. Die von mir beobachteten Fruchtkörper waren im Durchmesser maximal acht bis zehn Zentimeter groß. Pycnoporus sanguineus gilt als nicht essbar, über die Giftigkeit sind keine Details bekannt, weshalb man die Pilzart als potenziell giftig einstuft. Da sie auch Mangobäume befallen kann, können durch diese Spezies wirtschaftliche Schäden entstehen. Sie gehört zur Familie der Stielporlingsverwandten (Polyporaceae).

Unbestimmte Pilze aus Sri Lanka


Flechten (Lichens, Lichen)

Usnea barbata

Die Bartflechte Usnea barbata ist weißlichgrün gefärbt und bildet hängende, bartähnliche Ansammlungen. Ihre feinen Ästchen sind einige Zentimeter lang, die gesamten Lager können zwischen fünf und zehn Zentimeter groß sein und in Gruppen auftreten, wodurch die „Bärte“ noch viel länger wirken. Vor allem in Gegenden mit sehr sauberer Luft können diese Flechtenlager deutlich länger als zehn Zentimeter werden. In Sri Lanka kann man sie in Bergnebelwäldern und in anderen nebeligen Gegenden des Hochlandes beobachten. Sehr große Bestände dieser Flechtenart gibt es beispielsweise im Horton Plains Nationalpark. Usnea barbata wächst meist auf Bäumen. Das Besondere an dieser Art ist, dass sie ein natürliches Antibiotikum enthält und deshalb sowohl in der Schulmedizin als auch in der alternativen Medizin genutzt wird.

Unbestimmte Flechten aus Sri Lanka