Das Haus der Insel, das am Rande der Ortschaft liegt, ist für Langeoogurlauber immer einen Besuch wert. In den Räumen finden Infoveranstaltungen statt, eine kleine Ausstellung gewährt Einblicke in die Vogelwelt und das Schifffahrtsmuseum hält einige interessante Exponate für seine Besucher bereit. Darüber hinaus gibt es in diesem Museum einige kleine Meerwasseraquarien, in denen die typischen Vertreter der Nordsee-Tierwelt herumschwimmen. Da vermutlich die wenigsten Urlauber selbst in die kalten Gewässer hinabtauchen, sei all jenen, die an Fischen und anderen Meereslebewesen interessiert sind, der Besuch des Schifffahrtsmuseums empfohlen. Das angegliederte Nordsee-Aquarium zeigt neben in diesem Kapitel beschriebenen Arten einige beeindruckend große Krebse, zierliche Seenadeln und etliche Nesseltiere.

Sämtliche auf dieser Seite gezeigten Fotos sind im Jahr 2001 mit meiner Spiegelreflexkamera (Minolta) ohne Blitz entstanden, da dieser in der Glasscheibe der Becken lediglich zu störenden Reflexen geführt hätte. Der von mir verwendete 200er-Film ist bis aufs Äußerste strapaziert worden und einige der Fotos sind aufgrund der schwierigen Bedingungen in Sachen Beleuchtung leicht unterbelichtet. Mit modernen Digitalkameras kann man die Tiere sicher sehr viel besser in Szene setzen und ich hoffe darauf, irgendwann noch einmal nach Langeoog zurückzukehren und bessere Fotos für diesen Reisebericht anfertigen zu können.

Eupagurus bernhardus

Die meisten Krebsarten haben einen gänzlich gepanzerten Körper. Bei Eupagurus bernhardus ist dies anders. Der Hinterleib ist wie für Einsiedlerkrebse typisch weich und ungepanzert, weshalb die Tiere auf ein Gehäuse angewiesen sind, in dem sie sich verankern. Beliebt sind dafür ausgediente Gehäuse von Meeresschnecken. In ihrer Entwicklungsgeschichte haben sich die Einsiedlerkrebse in ihrem Körperbau perfekt den vergleichsweise schweren Schneckenhäusern angepasst, die sie offenbar ohne große Mühe mit sich herumtragen. Droht den kleinen Krebsen Gefahr, ziehen sie sich blitzschnell in ihre „Wohnung“ zurück und verschließen den Eingang mit ihren Scheren. Da diese unterschiedlich groß sind, können die Krebse damit den Eingang verschließen, ohne einen Spalt zu hinterlassen. Sie haben sich demnach auch in dieser Hinsicht bestens ihrer bevorzugten Behausung angepasst.

Gemeiner Seestern (Common Red Starfish, Asterias rubens)

Diese zu den Stachelhäutern gehörenden Seesterne können eine stattliche Größe von bis zu 50 Zentimeter im Durchmesser erreichen. In Küstennähe sind die meisten Tiere jedoch maximal 25 Zentimeter groß und am Strand finden sich fast immer noch kleinere Tiere, die verendet und an Land gespült worden sind. Farblich variiert die Oberfläche des Gemeinen Seesterns von rot bis violett. Jedes gesunde Tier hat fünf Arme. Sie können jedoch abgeworfen werden, wenn der Seestern in Gefahr gerät. Nach einiger Zeit wachsen abgeworfene Arme wieder nach. An der Unterseite der Arme liegen dichte Reihen weißer Saugfüßchen. Mit deeren Hilfe bewegen sich die Tiere fort, halten sich fest oder transportieren ihre Nahrung in den Mund. Eine alternative Bezeichnung dieser Tierart lautet Gewöhnlicher Seestern.

Kleinfleckiger Katzenhai (Lesser Spotted Dogfish, Scyliorhinus canicula)

In der Nordsee sowie im restlichen europäischen Bereich des Atlantiks bis hin zum Senegal und im Mittelmeer lebt der Kleinfleckige Katzenhai. Er kommt innerhalb dieses Areals in Tiefen von 20 bis etwa 200 Meter vor. Dieser nachtaktive Jäger wird durchschnittlich zwischen 60 und 80 Zentimeter lang. Auf Beute lauernd, liegen diese Knorpelfische bevorzugt auf mit Algen bewachsenen Sandbänken. Die Tiere ernähren sich überwiegend von Würmern, Weichtieren, Krebstieren und selten von kleinen Fischen. Den Tag verschlafen die kleinen Haie, deren Schwanzflossen charakteristisch geformt und asymmetrisch angeordnet sind. Eine alternative Bezeichnung dieser Spezies lautet Kleingefleckter Katzenhai.

Scholle (Plaice, Pleuronectes platessa)

Die Scholle, die mitunter auch als Goldbutt bezeichnet wird, hat eine sandfarbene Oberseite, auf der gelbe bis orangerote Flecken unregelmäßig verteilt sind. Bis zu 80 Zentimeter können ausgewachsene Schollen lang werden. Nur wenige Tiere erreichen in freier Natur eine solch enorme Körpergröße, da sie meist viel früher einem Fischer ins Netz gehen. Das flache Äußere dieser Fische mit beiden Augen auf der Körperoberseite stellt sich erst mit der Zeit ein. Als Jungfisch sind Schollen noch „normal“ geformt, das heißt sie haben auf jeder Seite des Kopfes ein Auge und schwimmt in der für Fische üblichen Körperhaltung. Je älter junge Schollen werden, desto weiter wandert das linke Auge über die Oberkante des Kopfes auf die rechte Körperseite. Ist die Umwandlung zum Plattfisch abgeschlossen, ist die Scholle zu einer perfekt an ihre Umgebung angepassten Bewohnerin des Meeresbodens geworden und sie schwimmt gewissermaßen waagerecht.

Seeanemone

In der Nordsee sind Seeanemonen beheimatet, die im allgemeinen Sprachgebrauch auch einfach als Anemonen oder Aktinien bezeichnet werden. Je nach Art, können die Seeanemonen unterschiedlich groß werden und weisen jeweils eine charakteristische Färbung auf. Es gibt beispielsweise bräunlich-gelbliche Aktinien, aber auch leuchtend rote Spezies. Typisch für Seeanemonen ist, dass sie auf einem mehr oder minder hohen Fuß stehen und über eine große Zahl von Tentakel verfügen. Diese Tentakel schweben im Wasser und sobald sie ein Beutetier berühren, kann dieses gefangen werden. Manche Seeanemonen verfügen über ein Nesselgift, das der Beute injiziert wird. Obwohl viele Menschen glauben, Seeanemonen wären sesshafte Tiere, können sie sich doch auf ihrem Fuß kriechend bewegen. Dies geschieht jedoch ausgesprochen langsam.

Seeskorpion (Shorthorn Sculpin, Myoxocephalus scorpius)

Weite Teile des Nordatlantiks bilden den Lebensraum des Seeskorpions, der zur Familie der Dickkopf-Groppen (Psychrolutidae) gehört. Darüber hinaus sind diese Fische in der Ostsee verbreitet. Im Durchschnitt erreichen Seeskorpione eine Körperlänge von 40 Zentimeter, in arktischen Gewässern sollen sie sogar 60 Zentimeter lang werden. Die Tiere zeichnen sich durch ihren großen Kopf mit dem breiten Maul und den mit stacheligen Flossen bewehrten Rücken aus. Oft wird über diese Fische gesagt, sie seien giftig. Dies entspricht nicht der Wahrheit. Die Stacheln der Fische sind jedoch ausgesprochen spitz, sodass sie tief in die Haut eindringen können, wenn man die Tiere berührt. Meist bilden sich schmerzhafte Entzündungen, die nur schlecht heilen. Aus diesem Grund wird den Seeskorpionen oft ihre angebliche Giftigkeit nachgesagt.

Steinpicker (Hooknose, Agonus cataphractus)

Der Steinpicker ist im nordöstlichen Atlantik und damit auch in der Nordsee beheimatet. Ferner kommen diese Tiere in der südlichen Ostsee vor. Diese Spezies kommt in in Tiefen zwischen einem und 270 Meter vor. Am wohlsten fühlen sich die Tiere in Wasser, das zwischen vier und acht Grad Celsius kühl ist. Anstatt wie viele andere Fische im freien Wasser zu schwimmen, halten sich Steinpicker für gewöhnlich am Boden auf. Sie sind auf weichen, sandigen Böden zu finden, felsigen Grund suchen sie meist nur zum Laichen auf. Bis zu 21 Zentimeter können diese bräunlich gefärbten Fische lang werden. Sie fressen kleine Krebstiere wie Garnelen. Steinpicker gehören zur der Familie der Panzergroppen (Agonidae).